Carbamazepin Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf bei Überempfindlichkeit gegen Carbamazepin oder strukturell verwandte trizyklische Antidepressiva, Knochenmarksschädigungen und funktionseingeschränktem Knochenmark, Störungen der Erregungsleitung am Herzen (atrioventrikulärer Block) sowie bestimmten Blutbildungsstörungen wie der Porphyrie nicht angewendet werden.

Die gleichzeitige Gabe von Lithium ist nicht erlaubt, da die nervenschädigende Wirkung beider Wirkstoffe verstärkt wird. Wenn Carbamazepin zur Vorbeugung manisch-depressiver Phasen (Wechsel von tiefer Traurigkeit und krankhaft gesteigerten Stimmungszuständen) bei unzureichender Wirksamkeit von Lithium alleine in Ausnahmefällen zusammen mit Lithium gegeben werden soll, ist darauf zu achten, dass eine be­stimmte Blutkonzentration von Carbamazepin nicht überschritten wird (8 μg/ml), die Lithiumblutkonzentration in einem niedrigen therapeutischen Bereich gehalten wird (0,3 bis 0,8 mval/L) und eine Behandlung mit Neuroleptika (Nervendämpfungsmittel) länger als acht Wochen zurückliegt und auch nicht gleichzeitig erfolgt.

Eine Kombination mit MAO-Hemmern (Antidepressiva) wird ebenfalls nicht empfohlen. MAO-Hemmer müssen mindestens 14 Tage vor Behandlungsbeginn mit Carbamazepin abgesetzt werden. Desweiteren verboten ist die gemeinsame Anwendung von Carbamazepin und Voriconazol (ein Mittel gegen Pilzerkrankungen), da es zum Therapieversagen dieses Medikamentes kommen kann.

Da Carbamazepin Absencen (Zustände mit plötzlich einsetzendem, kurzzeitigem Bewusstseinsverlust) hervorrufen beziehungsweise bereits bestehende verstärken kann, darf der Wirkstoff bei Patienten, die unter diesen epileptischen Anfallsformen leiden, nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und bei regelmäßiger ärztlicher Kontrolle darf Carbamazepin verabreicht werden bei früheren oder bestehenden Erkrankungen des Blutes (hämatologischen Erkrankungen), gestörter Blutbildung als Reaktion auf andere Arzneimittel in der Vorgeschichte, gestörtem Natrium-Stoffwechsel sowie bei schweren Herz-, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen. Das gleiche gilt auch bei Patienten mit Muskelschwund als Erbrankheit (Curschmann-Steinert-Syndrom oder Dystrophia myotonica), da bei diesen Patienten häufig Überleitungsstörungen am Herzen auftreten.

Besondere Hinweise:
Bei Patienten mit der Augenkrankheit grüner Star (Glaukom) muss der Augeninnendruck regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

Kurzfristige ärztliche Kontrollen (innerhalb einer Woche) sind erforderlich bei:
  • Fieber, Infekt
  • Hautausschlag
  • allgemeinem Schwächegefühl
  • Mundgeschwüren
  • rascher Ausbildung blauer Flecken
  • Anstieg der Leberfunktionswerte (Transaminasen)
  • Abfall der weißen Blutkörperchen unter 3.000 pro Kubikmillimeter beziehungsweise der Granulozyten (Untergruppe der weißen Blutkörperchen) unter 1.500 pro Kubikmillimeter
  • Abfall der Blutplättchen unter 125.000 pro Kubikmillimeter
  • Abfall der Retikulozyten (Vorstufe der roten Blutkörperchen) unter 0,3 Prozent beziehungsweise 20.000 pro Kubikmillimeter
  • Anstieg des Bluteisens über 150 Mikrogramm Prozent.
Das Absetzen von Carbamazepin ist erforderlich bei:
  • flohstichartigen Hauteinblutungen oder nicht mit dem Glasspatel ausdrückbaren Rötungen der Haut und Schleimhaut durch Blutungen, die bei intakter Gefäßwand und bei Schäden der Gefäßwand auftreten
  • Abfall der roten Blutkörperchen unter 4 Millionen pro Kubikmillimeter
  • Abfall des zellulären Blutanteils (feste Blutbestandteile, so genannter Hämatokrit-Wert) unter 32 Prozent
  • Abfall des roten Blutfarbstoffs unter 11 Gramm Prozent
  • Abfall der weißen Blutkörperchen unter 2.000 pro Kubikmillimeter beziehungsweise der Granulozyten unter 1.000 pro Kubikmillimeter
  • Abfall der Blutplättchen unter 80.000 pro Kubikmillimeter
  • Blutbildungsstörungen mit Symptomen.

Carbamazepin bei Schwangerschaft & Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter sollten unbedingt auf die Notwendigkeit von Planung und Überwachung einer möglichen Schwangerschaft vom behandelnden Arzt hingewiesen werden.

Schwangere sollten nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung mit Carbamazepin behandelt werden. Wenn eine Behandlung in der Schwangerschaft erforderlich ist, sollte sie ausschließlich als Einzeltherapie (nicht in Kombination mit weiteren Antiepileptika) durchgeführt werden, da das Risiko von Fehlbildungen bei einer Kombinationstherapie erhöht ist. Es ist bisher ungeklärt, in welchem Maß die Behandlung mit Carbamazepin für die Fehlbildungen verantwortlich ist, da auch ein Zusammenhang mit der Grunderkrankung oder genetischen Faktoren nicht ganz ausgeschlossen werden können. Der Arzt sollte die Patientinnen jedoch über das erhöhte Risiko von Fehlbildungen informieren und auf die Möglichkeit der vorgeburtlichen Testuntersuchungen hinweisen.

Durch eine Carbamzepinbehandlung ist die Ausbildung eines Folsäuremangels möglich, dies kann ein zusätzlicher Faktor für die Entstehung von Fehlbildungen sein. Deshalb kann die Gabe von Folsäure vor und während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Zur Vermeidung von Blutgerinnungsstörungen wird auch die vorbeugende Gabe von Vitamin K1 in den letzten Wochen der Schwangerschaft an die Mutter beziehungsweise nach der Geburt an das Neugeborene empfohlen.

In Zusammenhang mit der Einnahme von Carbamazepin und anderen Antiepileptika wurde über einige wenige Fälle von Krämpfen und/oder Atembehinderungen bei Neugeborenen berichtet, ebenso über einige Fälle von Erbrechen, Durchfall und/oder verminderter Nahrungsaufnahme. Dies könnten Anzeichen eines Entzugssyndroms beim Neugeborenen sein.

Wenn während einer Carbamazepin-Behandlung eine Schwangerschaft eintritt oder wenn die Behandlung mit Carbamazepin in der Schwangerschaft erforderlich ist, muss der Arzt die Notwendigkeit einer Anfallskontrolle sorgfältig gegen das mögliche Risiko dieser Therapie für das ungeborene Kind abwägen. Während der für Fehlbildungen besonders anfälligen ersten drei Monate der Schwangerschaft und besonders zwischen dem 20. und 40. Tag nach der Befruchtung soll die niedrigste wirksame Dosis angewendet werden, da Fehlbildungen wahrscheinlich durch hohe Konzentrationen hervorgerufen werden. Eine ärztliche Kontrolle der Blutwirkstoffkonzentration wird empfohlen. Sie sollte im unteren Bereich des therapeutischen Bereiches (3 ? 7 Mikrogramm pro Milliliter) liegen. Erfahrungen mit der Anwendung von Carbamazepin im ersten Schwangerschaftsdrittel liegen für über 500 Schwangerschaften vor.

Brechen Sie in keinem Fall die Behandlung ohne ärztlichen Rat ab, da es bei epileptischen Anfällen zur Schädigung des Kindes kommen kann.

Carbamazepin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Ein Abstillen ist aber in der Regel nicht unbedingt erforderlich, jedoch sollte der Säugling hinsichtlich einer fehlenden Gewichtszunahme und überhöhtem Schlafbedürfnis ärztlich überwacht werden. Beim Auftreten solcher Beschwerden sollte abgestillt werden.

Carbamazepin und Kinder

Carbamazepin darf zur Behandlung von Epilepsie bei Kindern unter sechs Jahren nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und regelmäßiger ärztlicher Kontrolle angewendet werden.

Zur Behandlung von Nervenschmerzen wird Carbamazepin nur bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren, nicht aber bei kleineren Kindern eingesetzt.