Calciumkanalblocker Wirkungsweise

Für die Anspannung der Muskulatur (Muskelkontraktion) wird unter anderem Calcium benötigt. Für die Stärke dieser Kontraktion ist die Konzentration an freiem Calcium in den Muskelzellen von entscheidender Bedeutung. Eine hohe Calciumkonzentration in der Zelle bewirkt eine verstärkte Muskelkontraktion.

Es gibt verschiedene Mechanismen, durch die Calcium in die Muskelzellen gelangt, einer davon ist der Einstrom durch den sogenannten Calciumkanal. Calciumkanalblocker binden an den Calciumkanal, blockieren ihn und hemmen dadurch den Calciumeinstrom in die Zelle. Dadurch sinkt die Calciumkonzentration in der Zelle, die Muskelkontraktion lässt nach. Da Calciumkanalblocker besonders an den Muskelzellen der Blutgefäße und am Herzen wirken, werden die Arterien am Herzen und im ganzen Körper erweitert. Aufgrund dieser Wirkungsweise können Calciumkanalblocker bei unterschiedlichen Erkrankungen angewendet werden.

Ein verringerter Calciumeinstrom führt am Herzmuskel zur Verringerung der Schlagkraft und der Schlaghäufigkeit (Frequenz). Dadurch kann sich das Herz erholen, sein Sauerstoffbedarf wird verringert. An den Blutgefäßen sorgt die erniedrigte Anspannung der Gefäßmuskulatur für eine Erweiterung (Vasodilatation). Dadurch sinkt der Blutdruck, was das Herz zusätzlich entlastet. Die Wirkung auf die Blutgefäße betrifft auch die Herzkranzgefäße, an denen Calciumkanalblocker Verkrampfungen (Koronarspasmen) lösen können. Da die Herzkranzgefäße die Blutversorgung des Herzmuskels selbst sicherstellen, wird dessen Durchblutung und Funktion verbessert.

Die drei verschiedenen Gruppen der Calciumkanalblocker senken den Blutdruck auf unterschiedlichen Wegen:
  • Arzneimittel des Nifedipin-Typs wirken durch Blutgefäßerweiterung am Herzen und im gesamten Körper.
    Die Wirkdauer von Nifedipin selbst ist sehr kurz. Zur Behandlung von Bluthockdruck wird es daher heute überwiegend in so genannten Retardpräparaten (Arzneiformen, die eine lange Wirkdauer ermöglichen) verarbeitet. Oder man verwendet andere, lang wirksame Calciumkanalblocker vom Nifedipin-Typ (wie Amlodipin, Lercanidipin, Lacidipin). Ziel ist es, die Präparate nur einmal täglich einnehmen zu müssen, was die Therapiebefolgung erleichtert. Da der Blutdruck morgens in der Regel am höchsten ist, erfolgt die Einnahme der Wirkstoffe zu dieser Zeit.

    Ein Sonderfall ist das Nimodipin. Nur dieser Calciumkanalblocker kann in größerem Maße die Blut-Hirn-Schranke überwinden und in das Gehirn gelangen. Calcium ist auch an den Denk- und Lernvorgängen beteiligt. Allerdings kann eine Überschwemmung der Hirnzellen mit Calcium, wie sie zum Beispiel beim Schlaganfall vorliegt, die Hirnleistung stören. Auch in die Hirnzellen gelangt das Calcium durch Calciumkanäle. Nimodipin verstopft diese Kanäle, schützt die Hirnzellen vor Calcium und verbessert die Denk- und Konzentrationsfähigkeit. Diese Wirkung geht Hand in Hand mit einem positiven Effekt auf die Durchblutung.
  • Bei den Calciumkanalblockern vom Verapamil-Typ entsteht die Wirkung durch Verlangsamung und Abschwächung des Herzschlags. Sie verringern zusätzlich die Erregungsleitung am Herzen. Deshalb können mit ihnen Herzrhythmusstörungen mit zu raschem Herzschlag wirksam behandelt werden.
  • Das Diltiazem (bisher einziger Vertreter des Diltiazem-Typs) kombiniert die vorgenannten Wirkmechanismen. Es bewirkt eine Gefäßerweiterung, aber auch eine Verlangsamung und Abschwächung des Herzschlags sowie eine Verringerung der Erregungsleitung am Herzen. Insgesamt ähnelt Diltiazem stark den Calciumkanalblockern vom Verapamil-Typ.