Biperiden Wirkung

Biperiden zählt zur Wirkstoffgruppe der Muscarinrezeptor-Antagonisten. Wie alle Wirkstoffe dieser Gruppe konkurriert es mit dem Nervenbotenstoff Acetylcholin um die Bindung an so genannte Muskarin-Rezeptoren im Gehirn und im übrigen Körper. Biperiden besitzt vorwiegend eine Gehirn-Wirkung. Erst in höheren Dosen vermag der Wirkstoff wie andere so genannte Anticholinergika (bekanntestes: Atropin) die Pupillen zu weiten sowie den Speichelfluss und die Magensaftproduktion zu hemmen. Biperiden besitzt darüber hinaus schwach muskelentspannende Eigenschaften.

Gibt man Tieren Substanzen, die parkinsonähnliche Zustände wie Zittern und Steifigkeit hervorrufen, werden diese durch Biperiden günstig beeinflusst. So wird der Wirkstoff vor allem zur Behandlung der Parkinson-Krankheit genutzt. Bei dieser Erkrankung ist die Bewegungsfähigkeit des Patienten stark eingeschränkt. Einerseits kann er sich schwer bewegen, andererseits führt er oft unwillkürliche Bewegungen wie Zuckungen oder Zittern aus. Für die ungewollte Anspannung der Muskeln und die Erregung von Nervenzellen ist das Acetylcholin verantwortlich. Biperiden blockiert diejenigen Bindungsstellen (Rezeptoren), an denen Acetylcholin seine Wirkung entfaltet. Dadurch können diese Bindungsstellen nicht durch Acetylcholin aktiviert werden und die Parkinsonsymptome bleiben aus.

Ähnliche Symptome, ungewollte Bewegungen, die denen bei Parkinson gleichen, werden durch Neuroleptika hervorgerufen. Neuroleptika sind Psychopharmaka, die beispielsweise bei Schizophrenie eingesetzt werden. Genau wie die Parkinson-Krankheit können auch die geschilderten Nebenwirkungen der Neuroleptika mit Biperiden behandelt werden.

Auch die Wirkung des Biperiden als Gegengift von Nikotin und Pflanzenschutzmitteln beruht auf der Hemmung von Acetylcholin-Effekten:

Nikotin, der Hauptinhaltsstoff des Tabaks, erregt im Gehirn wie im übrigen Körper die selben Rezeptoren wie Acetylcholin. So verursacht es eine Blutdrucksteigerung und verstärkt die Tätigkeit des Verdauungstraktes. Die Nikotin-Wirkung im Gehirn zeigt sich in einem feinem Zittern der Hände und als Anregung der Atmung. Bei höheren Dosen kommt es nach anfänglichem Blutdruckanstieg durch Nervenblockade zum Blutdruckabfall und zur Erschlaffung des Magen-Darm-Bereiches. Zeichen einer Nikotinvergiftung sind Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Schwächegefühl, Muskelkrämpfe, Schock, Koma, Atemlähmung und Herzstillstand. Biperiden hebt die Nikotinwirkung an den Nervenknoten auf und kann so die Vergiftungszeichen beseitigen.

Bestimmte Pflanzenschutzmittel wie etwa das E605 (Parathion) wirken, indem sie den Abbau des Acetylcholins hemmen. Dadurch sammelt sich eine sehr große Menge des Botenstoffs an. Da Acetylcholin Muskeln erregt, kommt es zu lebensgefährlichen Krämpfen. Biperiden hebt die Wirkung des Pflanzenschutzmittels auf, indem es Acetylcholin von seinen Bindungsstellen an den Muskelfasern verdrängt.
Lesen Sie auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen zu welcher der Wirkstoff Biperiden gehört: Muscarinrezeptor-Antagonisten Mittel zur Behandlung der Parkinsonkrankheit