Antiandrogene Wirkungsweise

Alle Antiandrogene heben die Wirkung der natürlichen männlichen Sexualhormone Testosteron und 5-alpha-Dihydrotestosteron mehr oder weniger gezielt auf. Entweder verdrängen sie die Androgene von deren Rezeptoren, ohne selbst eine Wirkung auszulösen, oder sie hemmen die Bildung der Androgene.

  • Verdrängung von den Androgen-Rezeptoren:
    Damit Androgene wirken können, müssen sie sich an der Oberfläche ihrer Zielzellen an spezielle Rezeptoren binden. Erst diese Bindung löst in der Zelle die für das Hormon typische Reaktion aus. Die Wirkstoffe der Antiandrogene besetzen den Androgen-Rezeptor, bleiben jedoch funktionslos. Das Behandlungsprinzip findet Anwendung:
    1. Bei Prostatakrebs. Durch Blockade des Rezeptors hemmen die oben genannten Antiandrogene das durch Testosteron überschießende Wachstum von Zellen in der Vorsteherdrüse (Prostata). Es werden weniger Tumorzellen gebildet und bei den vorhandenen ein frühzeitiger Zelltod ausgelöst. Damit kommt es zu einer Verkleinerung des Tumors. Diese Therapie wird vor allem dann angewendet, wenn eine alleinige operative Entfernung des Tumors nicht ausreichend für die Heilung gewesen ist. Zusätzlich wird das Risiko für die Bildung von Tochtergeschwulsten (Metastasen) verringert.
    2. Bei einem krankhaften Sexualtrieb (Männer) und einer verstärkten Ausprägung von männlichen Geschlechtsmerkmalen (Frauen). Die Antiandrogene verdrängen die Androgene von ihren Rezeptoren zum Beispiel im Gehirn und den Haarwurzeln und dämpfen dadurch die unerwünschten Erscheinungen.
    3. Bei schwerer Akne. Die Hautunreinheiten werden durch die Wirkung von Androgenen an den Rezeptoren der Hautzellen ausgelöst. Eine Verdrängung der Sexualhormone bessert daher das Krankheitsbild.
  • Hemmung der körpereigenen Androgen-Produktion:
    Das Behandlungsprinzip wird angewendet:
    1. Bei Prostatavergrößerung (gutartig). Für ihr Wachstum spielt das 5-alpha-Dihydrotestosteron eine große Rolle. Dieses Hormon entsteht aus Testosteron durch Umwandlung mittels des Enzyms 5-alpha-Reduktase. Die Wirkung von Finasterid ist die Hemmung dieses Enzyms, was der gutartigen Geschwulst die Wachstumsgrundlage entzieht.
    2. Beim so genannten "männlichen" Haarausfall, der bei Männern wie Frauen vorkommt. Er ist auf die Aktivität von 5-alpha-Dihydrotestosteron zurückzuführen. In den Haarwurzeln befinden sich die Rezeptoren für dieses Hormon. Werden die Rezeptoren erregt, bildet sich die Haarwurzel zurück, das Haar fällt aus. Eine Verminderung des Hormons hingegen erhält das Haar.
Die Dosierung der Antiandrogene ist bei den einzelnen Krankheitsbildern sehr unterschiedlich und zusätzlich vom individuellen Ansprechen des Patienten abhängig.

Die meisten Antiandrogene weisen aufgrund ihrer Gestagen-Wirkung eine Reihe von unerwünschten Nebeneffekten auf. Der Verlust der Libido, nur bei übersteigerter Sexualität willkommen, gehört dazu, ebenso eine Vergrößerung der Brustdrüse bei Männern (Gynäkomastie).