Aminoglykosid-Antibiotika Wirkungsweise

Aminoglykoside töten eine breite Palette von Bakterien ab. Dazu dringen sie in die Bakterien ein und heften sich dort an die so genannten Ribosomen. Ribosomen sind die Zellorgane, die Eiweiße bilden. Blockieren Aminoglykoside die Ribosomen, können wichtige Eiweiße nur noch fehlerhaft hergestellt werden. Diese fehlerhaften Eiweiße sind meist auch funktionslos. Die Bakterien gehen daran zugrunde und sterben ab. Daher wird die Wirkung der Aminoglykosid-Antibiotika auch als bakterizid bezeichnet - im Gegensatz zur bakteriostatischen Wirkung anderer Antibiotika, die Bakterien nur in ihrem weiteren Wachstum hemmen.

Vorteilhafterweise gelangen die Aminoglykosid-Antibiotika auf zwei Wegen in die Bakterien. Einmal können sie durch die normalen Poren der Bakterienwände dringen. Aber sie vermögen auch direkt die Zellwände zu überwinden. Dies erklärt den raschen Wirkungseintritt. Allerdings reagieren auf Aminoglykosid-Antibiotika nur solche Bakterien empfindlich, die Sauerstoff zum Leben brauchen. Diese Bedingung erschwert beispielsweise die Therapie einer Blutvergiftung. Gegen anaerobe Bakterien, die ganz ohne Sauerstoff auskommen, sind Aminoglykosid-Antibiotika unwirksam.

Da die Aminoglykoside innerhalb der Bakterien wirken, sterben die Erreger noch mehrere Stunden nach Gabe eines solchen Wirkstoffs ab. Dieser Effekt hängt jedoch von der Konzentration des Wirkstoffs ab. Folgt die zweite Dosis des Antibiotikums zu rasch auf die Erstgabe, lässt die Wirkung deutlich nach, da die Bakterien schon gewissermaßen "gesättigt" sind. Deshalb ist bei den Aminoglykosiden eine hohe Einmalgabe pro Tag wirksamer als mehrere kurz nacheinander folgende Gaben.

Aminoglykosid-Antibiotika reichern sich besonders in der Niere und im Gewebe des Innenohrs an, wodurch das Vergiftungsrisiko mit zunehmender Anwendungsdauer wächst. Vergiftungssymptome sind Nierenschäden und unheilbare Taubheit durch Zerstörung des ins Innenohr reichenden achten Hirnnervens. Die Wirkstoffe fließen aus Niere und Innenohr nur ab, wenn ihre Konzentration dort höher liegt als im Blut. So muss der Arzt die Behandlung stets durch eine Messung der Wirkstoff-Blutspiegel überwachen.