Der Bauarbeiter und die Maurerkrätze: Wenn am Arbeitsplatz eine Allergie auftritt

Maurer errichtet Wand ohne Schutzhandschuhe: Eine Maurerkrätze kann als Berufskrankheit anerkannt werden.
Die Maurerkrätze gehört zu den häufigsten Kontaktallergien am Arbeitsplatz.

Ein juckender Hautausschlag, der zu Beginn der Woche auftritt, sich im Laufe des donnerstags und freitags verstärkt und sich am Wochenende und im Urlaub bessert – diese Beschreibung ist typisch für ein sogenanntes Berufsekzem. Damit ist eine Kontaktallergie am Arbeitsplatz gemeint, bei der der Körper überempfindlich auf Stoffe im beruflichen Umfeld reagiert. Welche Berufe sind besonders gefährdet? Und: Was hilft gegen ein Berufsekzem? Lesen Sie jetzt unsere Antworten.

Wie äußert sich ein Berufsekzem?

Ein Berufsekzem ist eine Form des allergischen Kontaktekzems, bei dem das Immunsystem eine Substanz nach dem Erstkontakt als „Gefahr“ einstuft und dann später mit Symptomen einer Kontaktallergie wie Ausschlag reagiert. Ein akutes allergisches Kontaktekzem zeigt sich durch

  • unscharf begrenzte, gerötete Bläschen und Pusteln sowie
  • starken Juckreiz.

Wird das Berufsekzem chronisch, bilden sich Bläschen und Rötung zurück, die Haut wird schuppig und verdickt sich flächenhaft. Über den Gelenken und an den Fingerspitzen kann es zu Einrissen kommen.

Allergie gegen Farben, Metalle und Co.: Risikoberufe für ein Berufsekzem

Bei der Berufswahl denken die wenigsten Menschen daran, dass die tägliche Ausübung einmal durch einen unangenehmen Ausschlag zur Qual werden könnte. Jedoch gibt es viele, die gegen eigentlich harmlose Stoffe aus ihrem beruflichen Alltag eine Kontaktallergie entwickeln. Einige allergieauslösende Stoffe (Allergene) führen besonders häufig zu einem Berufsekzem: 

Berufe

Allergen/Allergie

Bauarbeiter, Maurer, Fliesenleger

Epoxidharze, Gummi, Kobalt, Chromate aus Zement und Leder (Chromatallergie, auch Maurerkrätze genannt)

Gärtner, Florist

Kamille, Tulpen, Chrysanthemen

Metallarbeiter

Gummi, Lösungsmittel, Fette, Metalle (Metallallergie)

Friseur

Duftstoffe, Haarfärbemittel, Nickel, Gummi

Reinigungskraft

Gummi, Nickel

Gesundheitswesen

Gummi, Desinfektionsmittel

Bäcker

Duftstoffe, Dichromat in Mehl

Textilindustrie

Nickel, Farbstoffe

Holzarbeiter, Möbelpacker

Hölzer (Holzallergie), Kunststoffe, Leime

Zahntechniker

Gummi, Nickel, Kobalt

Maler, Lackierer

Farben (Allergie gegen Farben), Harze

Musiker

(tropische) Hölzer, Leime, Nickel, Messing („Geigerfleck“)

Die meisten Risikoberufe arbeiten mit den Händen, weshalb das Ekzem an den Händen am häufigsten auftritt. Aber auch an anderen, meist frei getragenen Körperstellen wie dem Gesicht, die mit dem Allergen in Berührung kommen, findet man die allergischen Hautveränderungen. In einigen Fällen gelangt das Allergen auch über das Blut in den Körper und verursacht an den verschiedensten Körperstellen Symptome. Dies bezeichnen Mediziner als Streureaktion.

Gut zu wissen:

Übrigens liegt nicht allen Berufsekzemen eine Kontaktallergie zugrunde. Eine Rolle spielt auch das toxische Kontaktekzem, das durch den Umgang mit Säuren, Laugen oder Reinigungsmitteln zustande kommt. Im Unterschied zum allergischen Kontaktekzem sind die Auslöser Gifte, die bei jedem Menschen Hautveränderungen hervorrufen. Der Ausschlag ist zudem stark auf den Bereich der Haut begrenzt, der mit der Lösung in Kontakt kommt.

Die Ursachen einer Allergie am Arbeitsplatz

Wieso manche Maurer an einer Chromatallergie erkranken und andere von der Allergie verschont bleiben, ist medizinisch noch nicht abschließend geklärt. Meist wird ein Berufsekzem jedoch durch eine Reihe an Ursachen ausgelöst. Besonders anfällig für eine Allergie am Arbeitsplatz sind Menschen mit Neurodermitis, bei denen die Hautbarriere sowieso schon geschwächt ist. Hinzu kommt eine Schädigung der Haut durch sogenannte irritative Faktoren, also ständige Belastungen wie:

  • der Umgang mit feuchten Materialien oder Stoffen
  • Händewaschen oder -desinfizieren
  • mechanische Arbeiten

Kurzzeitig kann unsere Haut mit diesen Störfaktoren umgehen und ihren natürlichen Säureschutzmantel wiederherstellen. Dieser dünne Oberflächenfilm aus Schweiß, Wasser, Talgdrüsensekreten und abgestorbenen Hautzellen wehrt Krankheitserreger ab und schützt die Haut vor Feuchtigkeitsverlust. Bestehen die irritativen Umstände über eine längere Zeit, entzündet sich die Haut und bildet eine perfekte Voraussetzung für das Entstehen einer Kontaktallergie gegen Metall, Farben, Chromat und anderen Stoffen.

Allergie am Arbeitsplatz vorbeugen und behandeln

Jucken Ihre Hände während der Arbeit und sind sie dauerhaft gerötet, sollten Sie sich zur Abklärung Ihrer Beschwerden an einen Hautarzt wenden. Bringen Sie zur Untersuchung beim Arzt am besten Proben Ihres Arbeitsstoffes, Ihrer Schutzkleidung und bisherigen Handcremes mit. Bestätigt der Arzt, dass es sich um eine Kontaktallergie, beispielsweise um eine Chromatallergie handelt, stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Zu diesen gehören

  • die Lichttherapie: Langwelliges (rotes) Licht, also UVA-Strahlen und die Kombination mit Salben oder Tabletten sollen den Juckreiz lindern.
  • eine Cortison-Behandlung: Cortisonhaltige Cremes oder Tabletten dämpfen den Entzündungsprozess in der Haut – haben langfristig angewandt aber auch Nebenwirkungen. Zum Beispiel kann die Haut dünner werden (Atrophie) oder austrocknen.
  • Salben und Cremes: Bei akuten Ekzemen empfehlen sich wässrige Salben oder Umschläge, bei einer chronischen Kontaktallergie dürfen es fetthaltigere Salben sein.

Damit sich erst gar kein Berufsekzem entwickelt, sind vorsorgende Maßnahmen besonders wichtig. Denken Sie gleich ab dem ersten Arbeitstag daran! Kontrollieren Sie zunächst Ihren Hautschutz auf der Arbeit. Sind Hautschutzsalben in ausreichender Menge vorhanden und wenden Sie diese auch nach Anleitung an? Reinigen Sie Ihre Hände bei starken Verschmutzungen nicht mit Sandseife oder Lösungsmitteln – das zerstört den Säureschutzmantel und greift die oberste Hautschicht an. Besser sind Spezialreinigungsgele und das Tragen von Schutzhandschuhen. Besonders günstige Hautschutzgele sind Nanoemulsionen mit Ceramiden, Cholesterol, Harnstoff und freien Fettsäuren.

Übrigens: Wenn Sie dauerhaft an Maurerkrätze, einer Chromatallergie oder einem sonstigen Berufsekzem leiden, können Sie Ihren Arzt bitten, das sogenannte „Hautarztverfahren“ anzustoßen, in dem die Anerkennung Ihrer Allergie am Arbeitsplatz als Berufskrankheit geprüft wird.