Helfen Antihistamin-Salben gegen eine Kontaktallergie?

Frau cremt ihre Hände mit einer Antihistamin-Salbe ein.
Gute Pflege bei einer Kontaktallergie: Was können Cremes mit Antihistaminika?

Es juckt und brennt, zudem bilden sich noch unschöne Bläschen und Schuppen auf der Haut: Menschen, die bei direktem Hautkontakt auf einen bestimmten Stoff allergisch reagieren, wünschen sich schnelle Linderung der unangenehmen Symptome. Bei vielen taucht die Frage auf: Helfen sogenannte Antihistaminika, die zur Behandlung von Heuschnupfen oder Nesselsucht eingesetzt werden, auch bei der Kontaktallergie? Lesen Sie jetzt alles Wissenswerte zum Thema Antihistamin-Salben bei einem Kontaktekzem.

Allergie gegen Kosmetik und Co.: Was ist eine Kontaktallergie?

Etwa 15–20 Prozent der Deutschen reagieren mit einem juckenden Hautausschlag auf eigentlich harmlose Stoffe aus der Umwelt.1 Bei den einen ist es der Duftstoff einer neuen Creme, bei den anderen Latex in Gummihandschuhen – unzählige Substanzen können eine Kontaktallergie auslösen.

Doch was ist eigentlich eine Kontaktallergie? Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine Überreaktion des Immunsystems, welches bei Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff (Allergen) eine Entzündungsreaktion in der Haut auslöst. Eine Kontaktallergie gehört – anders als zum Beispiel der Heuschnupfen – zu den Allergien vom Spättyp (Typ IV-Reaktion). Dies bedeutet, dass

  • nach dem erstmaligen Kontakt mit dem Allergen bestimmte Immunzellen (T-Lymphozyten) in den Lymphknoten sensibilisiert werden.
  • die sensibilisierten Lymphozyten bei erneutem Kontakt mit dem Allergen in die Haut einwandern und dort eine Entzündung verursachen.
  • die allergische Reaktion nach vorausgegangener Sensibilisierung 24 bis 48 Stunden benötigt.

Während Pollenallergiker wenige Minuten bis Stunden, nachdem sie die Allergene über Nase und Mund aufnehmen, an Schnupfen und Augenbrennen leiden, treten die Symptome einer Kontaktallergie verzögert auf. Dies liegt daran, dass die Immunzellen, die den Hautausschlag verursachen, erst von den Lymphknoten in die Haut einwandern müssen. Daher ist es oft gar nicht so einfach, den individuellen Auslöser der Symptome zu ermitteln. Besteht zum Beispiel der Verdacht auf eine Allergie gegen Kosmetik, kann Ihnen der Arzt mithilfe eines sogenannten Epikutantests bei der Suche nach den genauen Ursachen behilflich sein.

Wie wirken Antihistaminika in Cremes und Salben?

Hat der Arzt die Diagnose Kontaktallergie bestätigt, steht die Suche nach einer geeigneten Behandlungsform an. Prominente Medikamente gegen allergischen Juckreiz und Co. sind Antihistaminika, die bei Heuschnupfen zum Beispiel in Tablettenform angewandt werden. Auch zur Behandlung von Insektenstichen werden Salben, die Antihistaminika enthalten, empfohlen. Antihistaminika haben

  • juckreizstillende,
  • entzündungshemmende und
  • antiallergische Eigenschaften.

Dabei handelt es sich doch eigentlich um genau die Wirkungen, die bei der Kontaktallergie gefordert sind! Oder etwa nicht? Die Antwort lautet: Antihistaminika hätten zwar theoretisch den richtigen Effekt, helfen aber nicht, da ihre Wirkung auf einen anderen Allergie-Typ abzielt. Antihistaminika sind Medikamente, die gegen Allergien vom Soforttyp (Typ-I-Reaktion) eingesetzt werden. Bei diesen Allergieformen wird Histamin, ein Entzündungsbotenstoff, aus bestimmten Zellen in der Haut freigesetzt. Grund für die Aktivierung des Entzündungsbotenstoffs sind Antikörper, die der Körper nach erstmaligem Kontakt mit einem Allergen bildet. Antihistaminika

  • hemmen die Wirkung der körpereigenen Entzündungsbotenstoffe und
  • blockieren die Rezeptoren des Botenstoffs Histamins,

sodass die allergische Reaktion wie Quaddeln und Juckreiz gemildert wird. Der Körper setzt zwar immer noch Histamin frei, da die Rezeptoren des Entzündungsbotenstoffs aber durch das Medikament blockiert sind, löst dieser keine allergischen Beschwerden mehr aus. Antihistaminika werden deshalb bei Allergien vom Soforttyp eingesetzt, bei denen es um die Abschwächung des Botenstoffs Histamin geht.

Gut zu wissen:

Auch bei Insektenstichen setzt der Körper Histamin frei. Deshalb gibt es für die äußerliche Behandlung Salben und Cremes, die Antihistaminika enthalten. Solche antihistamin-haltigen Salben können bei Insektenstichen den Juckreiz zwar lindern – allerdings nicht aufgrund der darin enthaltenen Wirkstoffe, sondern weil das Gel auf der Haut verdunstet und diese dabei kühlt. Die Antihistaminika selbst dringen nicht ausreichend tief in die Haut ein.
 
Fazit: Bei Allergien vom Spättyp, zu denen die Kontaktallergie gehört, werden Antihistaminika generell nicht eingesetzt. Erstens gelangen Antihistaminika in Salbenform nicht ausreichend tief in die Haut und zweitens spielt das Histamin bei dieser Form der Allergie nur eine untergeordnete Rolle.

Keine Salben mit Antihistaminika: Was hilft dann bei einer Kontaktallergie?

Da Salben oder Cremes mit Antihistaminika nicht helfen, stellt sich die Frage: Wie lässt sich die Kontaktallergie wirkungsvoll behandeln? Leider kann man das Kontaktekzem, wie die Allergie auch genannt wird, derzeit noch nicht heilen, eine Überempfindlichkeit gegen den individuellen Auslöser bleibt lebenslang bestehen. Betroffenen steht jedoch eine große Anzahl geeigneter Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Homöopathische Mittel: Nach dem Motto „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“ wird dem Patienten bei einer Kontaktallergie beispielsweise ein juckreizförderndes Mittel in verdünnter Form verabreicht. Dadurch werden die Selbstheilungskräfte angeregt und das Immunsystem gestärkt.
  • Cremes und Salben: Bei einer akuten Kontaktallergie empfehlen sich wässrige Salben, Cremes oder Umschläge, bei einer chronischen Kontaktallergie dürfen es fetthaltigere Präparate sein.
  • Lichttherapie: Eine Bestrahlung mit UV-A-Licht wirkt der Entzündung entgegen und kann den Juckreiz lindern.
  • Cortison-Behandlung: Cortisonhaltige Cremes oder Tabletten dämpfen den Entzündungsprozess in der Haut – haben aber bei langfristiger Anwendung auch Nebenwirkungen. Beispielsweise kann die Haut dünner werden (Atrophie) oder austrocknen.

Starten Sie jedoch erst nach einem Beratungsgespräch mit Ihrem Arzt mit der Therapie. Auch eine homöopathische Behandlung sollte vorab von einem Fachmann geprüft werden, damit die geschädigte Haut optimal gepflegt wird.