Insulin-Analoga: Krebs-Gefahr nicht belegt
In der Diskussion um sogenannte Insulin-Analoga schlagen die Wellen hoch: Verursachen die für viele Diabetiker lebenswichtigen Medikamente Krebs oder nicht? Die Patienten sind verunsichert. ellviva-Arzt Dr. Christan Kretschmer ist überzeugt: „Die Meldungen über das angeblich erhöhte Krebsrisiko sind reine Spekulation."
Medikamente auf keinen Fall absetzen
„Ob die aktuellen Daten zu einer Neubewertung führen, muss sorgfältig geprüft werden", sagt Martin Reincke, Diabetologe und Chef der Inneren Medizin an der Universität München der WELT-ONLINE. "Ich rate allen Patienten ausdrücklich, ihr vertrautes Medikament weiterhin zu benutzen. Auf keinen Fall darf ein Diabetiker sein Medikament einfach absetzen!" warnt Dr. Kretschmer eindringlich, nicht unbesonnen auf die gegenwärtigen Nachrichten zu reagieren.
Hersteller verweist auf positive Studien
Sanofi-Aventis verweist in einer Presserklärung darauf, dass die Fachzeitschrift DIABETOLOGIA im Juni 2009 die Ergebnisse einer 5-Jahres Sicherheitsstudie zu Insulin Glargin publiziert habe. Das Ergebnis dieser Studie: „weniger bösartige Veränderungen von Zellgewebe als bei einer Behandlung mit Human-Insulin."
Im Gegensatz zu den jetzt in DIABETOLOGIA publizierten Registerstudien wurden diese Ergebnisse mit dem methodischen Goldstandard, einer randomisierten klinischen Studie, erhoben. Sie haben den wissenschaftlich höheren Beweiswert, da die Patientengruppen vergleichbar seien, so Sanofi.
Streit um höhere Kosten
Der Streit um die Unbedenklichkeit von Insulin-Analoga ist auch vor dem Hintergrund der Kostenkontrolle im Gesundheitswesen zu sehen. Der Insulinnmarkt ist sehr hart umkämpft. Und die Studien des IQWIG spielen durchaus eine Rolle, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss darüber entscheidet, welche Medikamente von den gesetzlichen Kassen erstatten werden dürfen und welche nicht. Dabei hat IQWIG-Leiter Sawicki stets Position bezogen: Lantus ist laut Sawicki 40 bis 50 Cent pro Patient und Tag teurer als Human-Insulin. Und damit ein Kostenfaktor, der im Interesse der Kassen zu vermeiden wäre. Sanofi als Hersteller von Lantus verweist unter anderem darauf, dass das Medikament den Patienten einen erheblichen Vorteil biete. Die Verwendung von Insulin-Analoga ist nach übereinstimmeder Experteneinschätzung deutlich besser auf den Lebensstil verschiedener Patienten einzustellen als die von Humaninsulin. Das bezieht sich unter anderem auf die Wirkdauer und den Wirkeintritt der entsprechenden Wirkstoffe.
Mit 72 Millionen Tagesdosen ist Lantus das erfolgreichste Insulin-Analogon auf dem deutschen Markt.
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