Guillain-Barré-Syndrom - das steckt dahinter

Nervenzelle: Guillain-Barré-Syndrom - Angriff auf die Nerven
Guillain-Barré-Syndrom - Angriff auf die Nerven
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine entzündliche Erkrankung, die die Nerven angreift. Alles über Ursachen, Symptome und Therapien beim GBS.

Inhaltsverzeichnis
Was ist das Guillain-Barré-Syndrom?
Wie häufig ist das Guillain-Barré-Syndrom?
Was sind die Ursachen des Guillain-Barré-Syndroms?
Zika-Virus und Guillain-Barré-Syndrom
Was sind die Symptome des Guillain-Barré-Syndroms?
Wie wird das Guillain-Barré-Syndrom diagnostiziert?
Wie wird das Guillain-Barré-Syndrom behandelt?
Wie ist die Prognose beim Guillain-Barré-Syndrom?

Was ist das Guillain-Barré-Syndrom?

Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine entzündliche Erkrankung der peripheren Nerven, die außerhalb des Gehirns und der Wirbelsäule liegen. Das Wort "Syndrom" bedeutet, dass mehrere Symptome dahinter stecken. Typisch für das GBS sind Lähmungserscheinungen und Gefühlsstörungen, die meist in den Händen oder Füßen beginnen. Meist geht dem Guillain-Barré-Syndrom eine akute Infektion voraus.

Das Guillain-Barré-Syndrom (auch bezeichnet als akute idiopatische Polyneuritis) geht auf Untersuchungen der drei Pariser Ärzte Georg Guillain, Jean Alexander Barré und Andre Strohl im Jahr 1916 zurück. Heute unterteilen Mediziner das Guillain-Barré-Syndrom in mehrere Varianten. In der westlichen Welt tritt am häufigsten die Akute Inflammatorische Demyelinisierende Polyneuropathie (AIDP). Hier greift das Immunsystem die Schutzhülle, welche die Nevenbahnen (Myelinscheide) isoliert, an und baut diese ab. Mediziner bezeichnen diesen Prozess als Demyelinisierung Auch die Nervenfasern selbst – die Axone – können geschädigt werden.

Wie häufig ist das Guillain-Barré-Syndrom?

Statistisch gesehen kommen jährlich weltweit ein bis zwei Fälle des Guillain-Barré-Syndroms auf 100.000 Einwohner. Das GBS kann jeden Menschen treffen - unabhängig vom Alter oder Geschlecht. Auch Kinder können erkranken. Bei Kindern und Jugendlichen sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen.

Was sind die Ursachen des Guillain-Barré-Syndroms?

Der Grund für die Entwicklung des Guillain-Barré-Syndroms ist eine fehlgeleitete Immunreaktion. Die körpereigene Abwehr greift die Hülle der Nerven oder die Membran der Nervenfasern (Axone) an und schädigt diese. Ärzte bezeichnen dies als Autoimmunreaktion.

Die Auslöser des GBS sind noch weitgehend unbekannt, meist tritt  das Guillain-Barré-Syndrom jedoch wenige Tage bis einige Wochen nach einer Infektion mit Viren oder Bakterien auf. Das können ein Erkältung, Grippe, Rachenentzündung oder eine Magen-Darmstörung (verursacht durch Campylobacter jejuni) mit Durchfall sein. Auch Insektenstiche sowie Impfungen (Tetanus, Grippe) werden als Auslöser vermutet. Mit 60 bis 70 Prozent noch häufiger als bei Erwachsenen lässt sich im Kindesalter eine vorausgegangene Infektion oder Impfung nachweisen.

Als gesicherte auslösende Erreger gelten Campylobacter jejuni, Cytomegalieviren, EBV-Viren und Mycoplasma pneumoniae. Ein großes Spektrum weiterer Erreger wurde in Einzelfällen beschrieben. Jetzt scheint auch das Zika-Virus zur Liste der möglichen Auslöser des GBS zu gehören.

Was sind die Symptome des Guillain-Barré-Syndroms?

Das Guillain-Barré-Syndrom  beginnt typischerweise mit einer allgemeinen Schwäche, gefolgt von Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen in Beinen und Armen. Gelegentlich sind auch die Atem- und Gesichtsmuskeln betroffen.

Bei 35 bis 50 Prozent der Patienten sind die Hirnnerven beteiligt. Bei 15 bis 20 Prozent treten Atemprobleme (Ateminsuffizienz) und/oder Störungen des vegetativen Nervensystems (z.B. Schwindel oder Herzklopfen) auf. Viele Betroffene müssen bereits im frühen Stadium auf der Intensivstation behandelt werden. Das gilt vor allem, wenn sie aufgrund der Lähmungen beatmet werden müssen. Bis zu 50 Prozent leiden unter heftigen Nervenschmerzen ohne Empfindungsstörungen. 75 Prozent der Kinder mit einem GBS können auf dem Höhepunkt der Erkrankung nicht mehr frei gehen, 30 Prozent haben Lähmungen der vier Gliedmaßen (Tetraparese).

Wie wird das Guillain-Barré-Syndrom diagnostiziert?

Erste Anhaltspunkte für das Vorliegen eines Guillain-Barré-Syndroms erhält der Arzt anhand der Symptome wie Lähmungserscheinungen und Empfindungsstörungen. Um die Diagnose GBS zu erhärten, wird eine Lumbalpunktion durchgeführt. Hier wird mit einer dünnen Nadel Nervenflüssigkeit entnommen. Ein veränderter Eiweißspiegel deutet auf das Vorliegen eines GBS hin. Außerdem lässt sich mittels Elektromyografie die Funktion von Nerven und Muskeln überprüfen.

Wie wird das Guillain-Barré-Syndrom behandelt?

Das Guillain-Barré-Syndrom lässt sich nicht ursächlich behandeln. Das gilt auch, wenn  prinzipiell behandelbare Erreger (Mycoplasmen, Borrelien, Herpesviren etc.) die Auslöser sind. Unklar ist bislang, ob eine Therapie mit Antibiotika oder antiviralen Medikamenten (Virustatika) den Krankheitsprozess positiv beeinflussen kann.

Beim GBS werden die Symptome behandelt. Patienten mit einem Guillain-Barré-Syndrom  müssen sich schon im Frühstadium in einer Klinik behandeln lassen. Denn oft ist es unklar, wie sich das GBS entwickelt. Die Behandlung erfolgt in schweren Fällen auf der Intensivstation, um die Atmung und andere Körperfunktionen zu überwachen und Komplikationen vorzubeugen.

Das GBS wird mit hohe Dosen von Immunglobulin therapiert, die intravenös verabreicht werde. Das sind Antikörper, welche mit den autoaggressiven Antikörpern reagieren und die Immunreaktion normalisieren. Eine Alternative ist die Plasmaaustauschbehandlung - eine Art Blutreinigung.

Nach der Akutbehandlung folgt meist eine Rehabilitation in einer neurologischen Klinik, um die Funktion der Nerven und Muskeln zu verbessern. Wichtige Therapiebausteine sind Physiotherapie und Ergotherapie, um die Muskelfunktion wiederherzustellen.

Wie ist die Prognose beim Guillain-Barré-Syndrom?

Bei einem akuten Guillain-Barré-Syndrom sind die Behinderung und Einschränkung der Lebensqualität für die meisten Patienten hoch. Die Symptome bilden sich nur langsam zurück - es kann Monate oder sogar Jahre dauern, bis die GBS-Symptome wieder verschwunden sind. Viele Patienten – vor allem Kinder - erholen sich aber wieder vollständig, es bleiben meist keine Behinderungen zurück. Bei Kindern ist die Langzeitprognose besser.

Bei Erwachsenen bilden sich die Symptome häufig nur unvollständig zurück. Einige Betroffene behalten geringe Langzeitschäden unterschiedlichster Art zurück.