Homöopathie - Globuli werden immer beliebter
Homöopathie könnte man auch als „Heilen mit wenig oder nichts“ interpretieren. Denn die Tinkturen werden schrittweise mit Alkohol soweit verdünnt (Potenzierung), dass schließlich rein rechnerisch nichts mehr von der Ausgangsubstanz enthalten ist. Und trotzdem scheinen homöopathische Mittel zu wirken. Das Kuriose: Je stärker sie verdünnt sind, umso mehr wirken sie auch. Viele schwören auf die Globuli bei Erkältungen, Insektenstichen oder Kopfschmerzen – vor allem die Frauen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung habe schon einmal homöopathische Arzneimittel angewendet, ergab eine Umfrage des Allensbach-Instituts. Der Anteil jener Menschen, die Homöopathie nutzen, stieg von 53 Prozent im Jahr 2009 auf jetzt 60 Prozent. Vor rund 45 Jahren, im Jahr 1970, nutzten in Westdeutschland gerade einmal 24 Prozent homöopathische Präparate. "Der Verwenderkreis ist deutlich gewachsen“, stellt Dr. Barbara Steinhoff vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) fest.
Frauen lieben die Homöopathie
Befragt wurden mehr als 1.500 Personen ab 16 Jahren in ganz Deutschland (Mai/Juni 2014). Nach wie vor ist die Homöopathie ein Fall für die Frauen. 73 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, diese Arzneimittel zu verwenden. Der Anteil der Männer lag bei 48 Prozent. Unterschiede gab es auch zwischen West und Ost. In Westdeutschland nahmen 64 Prozent homöopathische Arzneimittel ein, im Osten des Landes waren es 44 Prozent.
Homöopathie bei Erkältungen & Co
Die Umfrageteilnehmer wurden auch gefragt, bei welchen Beschwerden sie Homöopathika erfolgreich eingenommen haben. 56 Prozent der Verwender gaben unter anderem Erkältungen und grippale Infekte, 30 Prozent Stärkung des Immunsystems und 24 Prozent Insektenstiche/ Sonnenbrand an. 22 Prozent sagten, sie hätten homöopathische Mittel erfolgreich bei Kopfschmerz eingesetzt, gefolgt von Verdauungsbeschwerden (21 Prozent) sowie Schlaflosigkeit und Magenbeschwerden (jeweils 19 Prozent).
Homöopathie heilt oder hilft wenigstens
Auch der Anteil der Menschen, die von persönlichen Heilerfahrungen berichten, ist gestiegen. Etwa neun von zehn Verwendern hätten Homöopathika der eigenen Wahrnehmung nach geholfen. 48 Prozent davon gaben an, die homöopathischen Arzneien hätten dies ohne jede Einschränkung getan. Weitere 39 Prozent berichten, ihnen haben homöopathische Mittel zumindest in manchen Fällen genutzt.
Die Verwender bescheinigen homöopathischen Arzneimitteln dabei eine besonders gute Verträglichkeit: Gut drei Viertel der Verwender beschreiben Homöopathika ausdrücklich als nebenwirkungsarm. Etwa zwei Drittel der Befragten stimmte den Aussagen zu, dass Homöopathika besonders gut verträglich und zudem gut für Kinder geeignet sind. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung – nämlich zwölf Prozent – schließt es ausdrücklich aus, Globuli einzunehmen.
Heilen nach dem Ähnlichkeitsprinzip
Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden - dieses Simile-Prinzip geht auf Samuel Hahnemann zurück, den Begründer der Homöopathie. Das homöopathische Heilmittel soll bei Gesunden die gleichen Beschwerden hervorrufen wie jene, gegen die sich die Globuli bei Kranken richten. Homöopathika sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers soweit anregen, dass eine Linderung der Beschwerden und Heilung eintritt. Die Homöopathie heilt also nicht selbst, sondern unterstützt den Körper bei der Selbstheilung.
Trotzdem ist die Homöopathie unter Schulmedizinern umstritten, weil die Wirksamkeit nicht durch qualitativ hochwertige Studien belegt ist. Viele gesetzliche Krankenversicherungen zahlen homöopathische Arzneien dennoch.
Datum: 21.10.2014