Schlaganfall bei Grippewelle häufiger

Ein Schlaganfall ist bei einer Grippewelle häufiger
Ein Schlaganfall ist bei einer Grippewelle häufiger
Bei einer Grippewelle ist ein Hirninfarkt häufiger. Und: Die Menschen in Ludwigshafen haben ein höheres Risiko für einen Schlaganfall. Warum ist das so?

Das Risiko für einen Schlaganfall ist nicht in allen Regionen Deutschlands gleich hoch. Für Menschen in Ludwigshafen ist es für erstmalige Schlaganfälle höher als anderswo in Deutschland - auch schon in jüngeren Lebensjahren. Und: Auch bei einer Grippewelle klettert das Schlaganfallrisiko. So lauten die Ergebnisse der mehrjährigen Forschungsarbeiten von Dr. Frederick Palm, Oberarzt an der Neurologischen Klinik des Städtischen Klinikums Ludwigshafen.

Schlaganfall trifft Jüngere

Warum gerade die Menschen in Ludwigshafen so häufig der Schlag trifft - auch in jüngeren Jahren -  liege unter anderem am nicht ausreichend behandelten Vorhofflimmern, einem wichtigen Risikofaktor für einen Schlaganfall durch Gefäßverschluss. Hier könne die Schlaganfallprävention ansetzen, denn der Hirninfarkt sei angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung ein zunehmendes menschliches, medizinisches und gesellschaftliches Problem, so der Neurologe. „Die Ergebnisse sind vermutlich auch auf andere Regionen in Deutschland übertragbar.“

Schlaganfälle - Versorgungslücken aufdecken

In der Ludwigshafener Schlaganfallstudie sammelte der Neurologe die Daten von Schlaganfallpatienten, die in der rund 167.000 Einwohner zählenden Stadt am Rhein lebten. Seit 2006 wurden durch Kooperation mit allen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten jährlich alle Patienten mit Schlaganfällen und transitorisch ischämischen Attacken (TIA) – das sind vorübergehende Durchblutungsstörungen des Gehirns – erfasst. „Wir haben alle Schlaganfallfälle in der Region dokumentiert – ein solches bevölkerungsbasiertes Schlaganfallregister gibt es in ganz Deutschland nur noch in Erlangen“, erklärt Palm. „Schlaganfallregister eignen sich gut, um Versorgungslücken in Deutschland zu identifizieren.“

Schlaganfälle häufiger als anderswo

Umgerechnet auf die europäische Normalbevölkerung erlitten 125 von 100.000 Einwohnern in Ludwigshafen einen erstmaligen ischämischen Schlaganfall - hier wird ein Gefäß blockiert. Zum Vergleich: Erlangen kommt auf 106, London auf 86 und Dijon auf 87 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Im internationalen Vergleich traten vor allem bei den Jüngeren zwischen 45 und 64 Jahren mehr ischämische Schlaganfälle auf. Bei dieser Art des Hirninfarktes verstopft ein Blutgerinnsel eine Hirnarterie. Ausgelöst durch Vorhofflimmern(VHF) wandert es vom Herzen aus in Richtung Gehirn.

Die Analyse zeigte, dass in Ludwigshafen Optimierungsbedarf bei der vorbeugenden medikamentösen Therapie mit Blutgerinnungshemmern bei VHF-Patienten besteht. „Wir haben Ärzte und Patienten anschließend intensiv über diese Präventionsmöglichkeit aufgeklärt“, sagt Palm. „Jetzt müssen wir abwarten, wie sich dies auswirkt.“

Mehr Schlaganfälle bei Grippewelle

Interessant war auch, dass es im Winter und Frühjahr mehr Schlaganfälle gab, sowohl durch Gehirnblutungen als auch durch den Verschluss von Blutgefäßen. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Blutdruck saisonal schwankt und in den Wintermonaten deutlich höher ist. Ein Bluthochdruck ist eine häufige Ursache für den Schlaganfall durch Hirnblutung.

Bei den Patienten mit ischämischen Schlaganfällen fand Palm erhöhte Leukozytenzahlen in den Wintermonaten. Dies deutet darauf hin, dass auch entzündliche Prozesse und akute Infektionen eine Rolle spielen. „Auch bei einer Grippewelle steigt die Schlaganfallhäufigkeit“, weiß Palm. Daran sowie an genetischen und sozioökonomischen Faktoren forscht der Oberarzt jetzt weiter.

Schlaganfall ist zunehmendes Problem

Ein Schlaganfall entsteht, wenn die Durchblutung im Gehirn plötzlich gestört ist. Dadurch werden die Nervenzellen zu wenig mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt – sie sterben ab. Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln wichtig, um die Zellen vor dem Untergang zu retten. „Time is Brain“, sagen die Experten.

Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Lebensalter, und angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung in den westlichen Industrienationen ist der Schlaganfall ein zunehmendes Problem. Der Schlaganfall ist der häufigste Grund für bleibende Behinderungen.

Datum: 10.3.2015