Bein- und Beckenvenenthrombose Behandlung

Zur Vorbeugung von Thrombosen, beispielsweise während oder nach einer Operation oder Geburt, werden Kompressionsmaßnahmen durch Antithrombosestrümpfe angewendet. Zusätzlich werden, solange Bettruhe besteht, blutgerinnungshemmende Arzneimittel wie Heparine angewendet.

Häufig eingesetzte Heparine sind Certoparin-Natrium, Enoxaparin-Natrium, Reviparin-Natrium, Nadroparin-Calcium, Tinzaparin-Natrium, Danaparoid-Natrium oder Dalteparin-Natrium. Die verschiedenen Heparine unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Molekülgröße, besitzen allerdings im Wesentlichen die gleiche Wirkung. Sie verstärken sehr stark die Wirkung eines körpereigenen gerinnungshemmenden Enzyms, des so genannten Antithrombin III (AT III). Heparin muss in Form von Injektionen unter die Haut oder in die Vene angewendet werden. Beim Einspritzen direkt in eine Vene tritt die Wirkung binnen von Minuten ein, beim Spritzen unter die Haut ist die Wirkung leicht verzögert, hält aber mehrere Stunden an. Andere Wirkstoffe gegen Thromben beziehungssweise vorbeugend wirken Fondaparinux und Azathioprin.

Die Therapie einer Thrombose ist entscheidend vom Alter des Thrombus abhängig. In den ersten 10 Tagen nach dem Ereignis ist es das Ziel, den Blutfluss im betroffenen Gefäß wieder herzustellen und eine Ausbreitung der Thrombose zu verhindern. Der Blutfluss kann zum einen durch eine medikamentöse Auflösung des Thrombus (Thrombolyse) wiederhergestellt werden. Ein in der Arztpraxis häufig gegebener Wirkstoff ist beispielsweise Warfarin, in der Klinik verwendet man oft Urokinase.

Zum anderen stehen chirurgische Methoden zur Verfügung wie beispielsweise die Beseitigung des Verschlusses durch Entfernung des Gerinnsels (Thrombektomie). Zusätzlich werden etwa eine Woche lang zur Hemmung der Blutgerinnung Heparine in die Vene verabreicht. Nach etwa einer Woche kann dann auf die Einnahme von Tabletten, beispielsweise mit dem Wirkstoff Phenprocoumon, umgestellt werden. Phenprocoumon ist ein Vitamin-K-Antagonist. Diese Substanzen stellen Gegenspieler des Vitamin K dar. Vitamin K ist notwendig für die Herstellung bestimmter Gerinnungsfaktoren in der Leber. Vitamin-K-Antagonisten hemmen die Blutgerinnung, indem sie Vitamin K abfangen und dieses damit nicht mehr zur Herstellung von Gerinnungsfaktoren zur Verfügung steht. Vorteil dieser Wirkstoffe ist, dass sie in Tablettenform eingenommen werden können. Ihre Wirkung setzt jedoch erst nach mehreren Tagen ein und hält bis zu zwei Wochen nach Absetzen des Medikaments vor. Sie dienen daher vor allem zur Langzeitbehandlung. Ihre Wirkung ist schwer steuerbar, die Dosierung muss regelmäßig anhand eines Gerinnungstests (meist im Quick-Test) überprüft werden. Um ein Wiederauftreten der Thrombose zu vermeiden, sollte diese Therapie mindestens sechs Monate fortgeführt werden.

Eine andere Möglichkeit der medikamentösen Thrombose-Vorbeugung bieten die so genannten Thrombozytenaggregationshemmer (Mittel, die die Zusammenballung der Blutplättchen vermindern). Zu diesen Wirkstoffen gehören Acetylsalicylsäure, Tirofiban und Ticlopidin. Eine Wirkstoffkombination ist zum Beispiel Dipyridamol + Acetylsalicylsäure.

Eine relativ neue Gruppe zur Vermeidung einer Thrombose, insbesondere bei nachgewiesener peripherer arterieller Verschlusskrankheit sowie nach Schlaganfall und Herzinfarkt, sind Plättchenaggregationshemmer ohne Heparin. Der bis heute einzige Vertreter dieser Gruppe ist der Wirkstoff Clopidogrelsulfat. Eine ähnliche Wirkstoffgruppe soll demnächst auf den Markt kommen.

Neben der medikamentösen Therapie ist das Tragen von individuell maßgefertigten Kompressionsstrümpfen notwendig. Zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs wird der Umfang der betroffenen Gliedmaße regelmäßig kontrolliert.

Bei einer älteren Thrombose kann lediglich versucht werden, die Spätfolgen, wie beispielsweise chronische Ödeme in den Beinen, zu vermindern. Dies geschieht mit konsequenter Anwendung von Kompressionsstrümpfen. Der Wirkstoff Calciumdobesilat hat eine gefäßabdichtende Wirkung. Dadurch kann weniger Flüssigkeit aus den Venen in das umliegende Gewebe austreten. Calciumdobesilat wird daher auch zur Behandlung bei Venenerkrankungen und zur Linderung der Beschwerden nach einer tiefen Bein- und Beckenvenenthrombose eingesetzt. Ebenfalls kann auch der venenstabilisierende Wirkstoff Troxerutin verordnet werden.