Nesselsucht Behandlung

Der Arzt erkennt eine akute Nesselsucht (Urtikaria) durch den eindeutigen Hautbefund und die Krankengeschichte. Er stellt die Diagnose in der Regel ohne weitere Untersuchungen. Da die akute Nesselsucht oftmals rasch von selbst wieder vergeht, lohnt sich in der Regel auch keine weitere Ursachensuche.

Anders ist es im Falle einer chronischen Nesselsucht. Gerade in schweren Fällen mit häufigen, täglichen oder langandauernden Beschwerden, kommt es darauf an, den Auslöser zu finden. Es ist sinnvoll, dass ein Hautarzt oder Allergologe hinzugezogen wird.

Der Arzt erfragt detailliert Allergien, auch in der Familie, und andere Erkrankungen. Er erkundigt sich nach Unverträglichkeiten, eingenommenen Medikamenten und Nahrungsmitteln.

Bei einer gründlichen Suche kann bei den meisten Patienten (bis zu 80 Prozent) der Auslöser innerhalb der folgenden drei Gruppen gefunden werden: autoreaktive Nesselsucht (autoreaktive Urtikaria), chronische Infekte und Unverträglichkeit (Pseudoallergie). Im Folgenden mehr zu den drei Ursachengruppen und dem ärztlichen Vorgehen.

Ob eine autoreaktive Nesselsucht besteht, kann der Arzt mit einem einfachen Test (autologer Serumtest) prüfen. Er nimmt dem Patienten Blut ab, lässt daraus Blutserum gewinnen und spritzt später eine winzige Menge davon in die Haut. Nach 15 und 30 Minuten kann man den Test ablesen. Dann sieht man, ob der Körper selbst die Nesselsucht verursacht.

Um eine chronische Infektion im Körper festzustellen, gibt es viele mögliche Untersuchungen. Zunächst nimmt der Arzt Blut ab, bestimmt darin Entzündungswerte und Hinweise auf Infekte oder Immunerkrankungen. Er macht gegebenenfalls eine Ultraschalluntersuchung des Oberbauches. Eine chronische Entzündung des Magen und Darms mit dem Keim Helicobacter pylori kann man in einem Atemtest nachweisen, in einer Stuhlprobe oder bei einer Magenspiegelung (Gastroskopie). Um infektiöse Herde im Körper zu finden, können gegebenenfalls auch Untersuchungen beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Zahnarzt oder Frauenarzt weiterhelfen. Eine bestehende bakterielle Infektion behandelt der Arzt gegebenenfalls mit Antibiotika.

Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln (Pseudoallergie) sind eine weitere häufige Ursache. Deshalb kann der Arzt die Anleitung für eine spezielle mindestens dreiwöchige Diät geben, die arm an solchen pseudoallergenen Stoffen ist. Der Patient führt währenddessen Tagebuch. Bessern sich während der Diät die Beschwerden, ist eine anschließende sogenannte Provokationstestung im Krankenhaus möglich. Hierbei werden vermutete Auslöser geprüft. Bei erfolgreicher Testung kann man sie später meiden. Ansonsten kommt auch in Frage, eine pseudoallergene Diät über drei bis sechs Monate weiterzuführen und langsam auf normale Kost umzustellen. Auch das kann gegen die Beschwerden helfen.

Bei Allergieverdacht können verschiedene Allergietests durchgeführt werden und typische Werte (Marker) im Blut gemessen werden.

Bei Verdacht auf eine physikalische Ursache wie Druck, Kälte, Wärme oder Licht prüft der Arzt dies mit entsprechenden Tests.

Behandlungsansätze

Gegen akute Nesselsucht verordnet der Arzt Medikamente, die die Histaminausschüttung verhindern (Antihistaminika wie Azelastin und Cetirizin) und, wenn nötig, auch Kortison (Glukokortikoide).

Auch bei einer chronischen Nesselsucht ohne eindeutigen ermittelbaren Auslöser verordnet der Arzt in der Regel Antihistaminika. Hier sind besonders neuere Antihistaminika der sogenannten zweiten Generation wie Desloratadin und Ebastin wirksam, die außerdem nicht müde machen. Diese werden, je nach den Beschwerden, als Bedarfsmedikation verordnet oder sollten dauerhaft eingenommen werden. Falls dieses nicht ausreicht, werden zusätzlich auch Wirkstoffe aus der Gruppe der H2-Rezeptorblocker wie Ranitidin verabreicht oder/oder der sogenannte Leukotrienantagonist Montelukast.

Kortison wird bei chronischer Urtikaria als langfristige Einnahme aufgrund der Nebenwirkungen, wenn irgendwie möglich, umgangen.

In besonders schweren Fällen kann auch ein Wirkstoff gegeben werden, der das körpereigene Abwehrsystem (Immunsupressiva) hemmt wie Ciclosporin, Chloroquin, Dapson oder kurzfristig auch Kortison. Mitunter wird auch ein Behandlungsversuch mit einem Wirkstoff aus der Gruppe der Immunglobuline oder mit einem Antikörper gegen Immunglobulin E (IgE) wie Omalizumab unternommen.

Ferner sollte vermieden werden, was häufig Nesselsucht-Schübe auslöst, wie zum Beispiel Alkohol, Gewürze, ACE-Hemmer (blutdrucksenkend) und Acetylsalicylsäure wie bespielsweise Aspirin (schmerzlindernd) beziehungsweise andere Wirkstoffe der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (wie Diclofenac).

Außerdem muss der Arzt eine eventuell zugrunde liegende Systemerkrankung, wie systemischer Lupus erythematodes (SLE), behandeln.