Medizinisches Lexikon

Farmerlunge: Anzeichen ernst nehmen

Von der Farmerlunge sind vor allem Landwirte betroffen.
Die Farmerlunge ist nicht nur unter Landwirten sehr verbreitet sondern auch bei Vogelhaltern und Taubenzüchtern.

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei der Farmerlunge um ein medizinisches Phänomen, das überwiegend bei Landwirten auftritt. Einige Stunden nach der Stallarbeit entwickeln die Betroffenen Symptome wie Fieber und Husten. Wird die Farmerlunge chronisch, kann sie sogar Vernarbungen im Lungengewebe hervorrufen.

Farmerlunge – was steckt dahinter?

Die Farmerlunge gehört zu einer Lungenerkrankung, die als exogen-allergische Alveolitis (EAA) oder Hypersensitivitätspneumonitis bekannt ist. Die Alveolitis entsteht, wenn die Betroffenen organische Partikel einatmen. Die führt zu einer allergischen Reaktion in der Lunge.

Eine Alveolitis muss nicht unbedingt durch pflanzlichen Staub hervorgerufen werden – auch Bakterien, Schimmelpilze, Chemikalien, Mehle oder Exkremente gelten als Auslöser. So spricht man beispielsweise von der Vogelhalterlunge, wenn Vogelstaub die Ursache ist. Besonders häufig tritt die Wellensittichhalter- und die Taubenzüchterlunge auf.

Ursachen der Farmerlunge

Die Ursache einer Farmerlunge sind in der Regel Sporen, die im Heu – besonders in schimmeligem Heu – enthalten sind. Dazu zählen die Pilzsporen der Actinomyceten und Aspergillen. Sie wirken nach dem Einatmen als Allergene – an sich harmlose Stoffe, auf die das Immunsystem aber überreagiert – und lösen eine Entzündung in den Lungenbläschen aus.

Interessant: Die EAA tritt zwar eher selten auf, weist aber einen außerordentlich hohen Anteil berufsbedingter Fälle auf. Landwirte sind diesen Sporen beispielsweise während der Stallarbeit ausgesetzt. Die Farmerlunge gilt daher als Berufskrankheit und unterliegt der Meldepflicht. Schätzungen der Deutschen Lungenstiftung zufolge leiden etwa 1.000 Landwirte an der Farmerlunge.1

Symptome einer Farmerlunge

Während beim klassischen Asthma die Beschwerden sofort auftreten, setzen die Symptome einer Farmerlunge erst zwischen dreieinhalb bis zwölf Stunden nach Kontakt mit dem Allergen ein. Es handelt sich also um eine verzögerte allergische Reaktion. Die Symptome ähneln denen eines grippalen Infektes oder einer Lungenentzündung:

  • Atembeschwerden
  • Husten
  • Engegefühl in der Brust
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Brennen im Hals

Liegt eine akute Farmerlunge vor, steigt die Körpertemperatur in der ersten Zeit bis auf 40 Grad Celsius oder mehr. Hinzu kommt eine gesteigerte Atemfrequenz (Tachypnoe).

Farmerlunge: Verlauf und Formen

Eine akute Farmerlunge dauert wenige Tage, manchmal sogar nur 24 Stunden. Die Symptome klingen dann wieder ab. Allerdings kann es auch zu einer chronischen (anhaltenden) Erkrankung kommen. Dann klagen die Betroffenen überwiegend über Atembeschwerden und Husten. Symptome wie Fieber und Schüttelfrost bleiben bei einer chronischen Farmerlunge meist aus.

Eine weitere Variante ist die subakute Farmerlunge. Diese Form kann mehrere Monate anhalten, weist allerdings wie die chronische Farmerlunge schwächere Symptome auf.

Diagnose einer Farmerlunge

Beim Ein- und Ausatmen kann der Arzt ein typisches Rasselgeräusch hören. Im Blutbild ist es möglich, die Anzeichen einer Entzündung zu erkennen (zum Beispiel Leukozytose). Bei einer Röntgenaufnahme sind feine Flecken auf der Lunge sichtbar.

Für die Diagnose wird der Arzt in erster Linie herausfinden wollen, ob die Symptome nach Kontakt mit einem Allergen, im Fall der Farmerlunge den Sporen, aufgetreten sind.

Behandlung einer Farmerlunge: Das Allergen vermeiden

Die Behandlung einer Farmerlunge besteht im Grunde darin, das Allergen zu vermeiden (Allergenkarenz). Das bedeutet, dass die betroffenen Landwirte zumindest Teile ihrer Tätigkeit gegebenenfalls nicht mehr ausüben können. Wenn dies nicht möglich ist, kann über die Berufsgenossenschaft eine Umschulung in einen anderen Beruf organisiert werden. Alternativ können Landwirte, sofern eine Umschulung nicht gewünscht ist beziehungsweise aufgrund von Selbständigkeit nicht möglich ist, mit speziellen Atemmasken arbeiten. Die Berufsgenossenschaft stellt Atemschutzgeräte zur Verfügung, die sehr effektive Filtergeräte mit Gebläse enthalten.

Eine Heilung durch Medikamente oder andere Maßnahmen gibt es nicht. Zwar ist es möglich, durch die Gabe von Cortison die akuten Symptome der Farmerlunge zu mindern, bei einer weiteren Exposition mit den Allergenen wird die Erkrankung jedoch erneut ausbrechen. Außerdem setzt die Wirkung des Cortisons oft erst nach einigen Tagen ein.

Komplikationen einer Farmerlunge

Eine unbehandelte Farmerlunge kann schwere Folgen haben. Gerade eine wiederkehrende oder chronische Farmerlunge führt mitunter zu Vernarbungen im Lungengewebe (Lungenfibrose). Bei einer Lungenfibrose ist die Sauerstoffaufnahme gestört, was Atembeschwerden nach sich zieht. Außerdem versteift die Lunge, und die Atmung wird insgesamt oberflächlicher und schneller. Schreitet die Vernarbung weiter fort, kommt es zur Atemnot. Damit verbunden sind weitere körperliche Einschränkungen wie

  • Müdigkeit,
  • Muskelschmerzen und
  • Gewichtsverlust.

Die Lungenfibrose ist unheilbar, die Gewebsveränderungen nicht umkehrbar.

Um Langzeitschäden zu vermeiden, sollten Betroffene bei Verdacht auf Farmerlunge auf jeden Fall bei einem Lungenfacharzt vorstellig werden. Je eher die Behandlung der Farmerlunge einsetzt, desto besser stehen die Heilungschancen.

 

[1] Lungenärzte im Netz. Abgerufen unter: https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/bauern-w... (Stand: 25.10.2017)