Erkältung oder Grippe?

Sie fühlen sich matt, haben Schnupfen und Fieber? Eine Infektion der Atemwege ist keine Seltenheit und trifft fast jeden von uns in der kalten Jahreszeit. Wenn es sich um eine Erkältung handelt, ist die Erkrankung meist nach einigen Tagen Ruhe ausgestanden. Bei einer Grippe steigt die Fieberkurve jedoch rasant an und Sie sind für längere Zeit außer Gefecht gesetzt. Was bedeutet das und wie führen Sie eine Fieberkurve? Lesen Sie hier alles zu den Symptomen einer Grippe und Erkältung und erfahren Sie, wann Sie zum Arzt müssen.
Zweimal Virusinfekt: Erkältung und Grippe
„Ich habe Grippe und kann nicht zur Arbeit kommen!“ Umgangssprachlich sprechen viele Menschen von „Grippe“, wenn sie erkältet sind. Es gibt jedoch entscheidende Unterscheide zwischen den beiden Erkrankungen. Im Gegensatz zur Erkältung ist die Grippe eine gefährliche Krankheit der Atemwege. Sie zeigt ähnliche Symptome wie eine Erkältungskrankheit,
- beginnt aber viel plötzlicher,
- verläuft viel schwerer und
- dauert länger an.
Sowohl die „echte Grippe“ als auch die Erkältung (auch grippaler Infekt genannt), werden von Viren verursacht, die die Atemwege angreifen. Bei Erkältungen sind dies häufig Viren aus der Gruppe der Rhino- oder Coronaviren. Eine Grippe wird hingegen durch das aggressive Influenza-Virus ausgelöst.
Gegen das Grippevirus gibt es eine Schutzimpfung, die in 50 Prozent der Fälle vollständig, bei den übrigen Personen teilweise gegen Grippe und ihre Symptome schützt. Da das Influenza-Virus sehr anpassungsfähig ist, muss die Impfung jedes Jahr neu wiederholt werden.
Erkältung oder Grippe: Die Symptom-Checkliste
Ein Kribbeln in der Nase, ein leichtes Kratzen im Hals: Eine Erkältung kündigt sich langsam an und kann zu Beginn mit körperlicher Schonung und Hausmitteln eventuell noch abgewendet werden. Eine Grippe beginnt hingegen plötzlich und führt zu schwereren Symptomen. Um eine meist harmlose Erkältung von der Grippe zu unterscheiden, sollten Sie auf Folgendes achten:
- Eine Erkältung betrifft vor allem die oberen Atemwege in Nase und Hals, mitunter auch die Bronchien. Schnupfen und Halsschmerzen sind typische erste Anzeichen für eine Erkältung. Husten kann später hinzukommen. Eine Erkältung wird nicht immer von Fieber begleitet.
- Bei einer Grippe läuft die Nase in der Regel nicht! Das Grippevirus befällt bevorzugt die unteren Atemwege. Plötzliches, hohes Fieber mit einer ansteigenden Fieberkurve und Husten deuten auf eine Grippe hin. Zudem treten starke Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen auf. Der Betroffene leidet an Schüttelfrost und starker Erschöpfung.
Trotz einiger Gemeinsamkeiten wie Husten, können Sie unterscheiden, ob es sich um eine Grippe oder Erkältung handelt, wenn Sie die Symptome genau beobachten. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die häufigsten Unterschiede der beiden Atemwegsinfekte:
Symptome | Erkältung | Grippe |
Halsschmerzen | häufig | selten |
Schnupfen (laufende oder verstopfte Nase) | häufig | selten |
Abgeschlagenheit und Müdigkeit | häufig, gering ausgeprägt | sehr häufig, stark ausgeprägt |
Muskel- und Gliederschmerzen | möglich, gering ausgeprägt | häufig, stark ausgeprägt |
Brustschmerz, Atemnot | sehr selten | häufig, kann sich verstärken |
Kopfschmerzen | häufig, leicht | häufig, stark |
Fieber | mäßig, unter 39 Grad Celsius | hoch, oft 39 Grad Celsius und mehr; das Fieber hält meist über drei bis vier Tage an |
So gibt beispielsweise das Symptom „Schnupfen“ einen guten Ansatzpunkt zu einer ersten Abschätzung: Wer vor dem Husten mit einer verstopften und laufenden Nase zu kämpfen hatte, leidet eher an einer Erkältung, als an einer Grippe. Grippeviren befallen meist sofort die Schleimhaut in den Bronchien und nehmen nicht den „Umweg“ über die Nase.
Fieberkurve bei Grippe und Erkältung vergleichen
Wenn die Körpertemperatur steigt, wird dies von Vielen als bedrohlich empfunden. Fieber ist allerdings ein Hinweis dafür, dass das Immunsystem gegen den Krankheitserreger ankämpft und somit ein gutes Zeichen. Fieber tritt immer bei einer Grippe, manchmal auch im Rahmen einer Erkältung auf. Die Fieberkurve bei einer Grippe sieht allerdings deutlich anders aus, als bei einem grippalen Infekt. Regelmäßiges Fiebermessen und ein Vergleich der individuellen Fieberkurve mit der nachstehenden Grafik ist deswegen eine gute Methode, Klarheit über den Infekt zu erhalten.

Die Abbildung veranschaulicht die typische Fieberkurve bei Grippe und Erkältung:
- Bei einer Erkältung steigt das Fieber auf maximal 39 Grad Celsius langsam an und dauert höchstens zwei bis drei Tage.
- Bei einer Grippe steigt das Fieber schlagartig auf bis zu 41 Grad Celsius und hält über mehrere Tage an.
Bei einer typischen Grippe-Fieberkurve schwankt das Fieber während des Tages in einem Bereich von 1,5 Grad Celsius. Abends ist die Temperatur höher als morgens. Man spricht deswegen auch von „remittierendem Fieber“.
Eigene Fieberkurve bei Grippe führen: So klappt‘s
Um daheim selbst eine Fieberkurve beim Verdacht auf Grippe zu erstellen, helfen diese Tipps:
- Legen Sie eine Tabelle an, die für jeden Tag drei Messzeitpunkte vorsieht (zum Beispiel 7 Uhr, 13 Uhr und 20 Uhr)
- Der genaueste Wert wird rektal (durch den After, im Enddarm) gemessen.
- Messen Sie für Ihre Grippe-Fieberkurve an anderen Stellen, müssen Sie etwas hinzurechnen (unter der Zunge etwa 0,3 bis 0,5 Grad, unter den Achselhöhlen 0,5 Grad)
- Bei einer Messung im Mund dürfen Sie 15 Minuten zuvor nichts Kaltes essen oder trinken.
Von unangenehm bis lebensbedrohlich: Komplikationen bei Grippe und Erkältung
Erkältet und dann auch noch Ohrenschmerzen! Sind Schmerzen in den Ohren oder starker Hustenreiz noch normal für eine Erkältung? Sowohl eine Erkältung als auch eine Grippe kann zu Komplikationen und Folgeerkrankungen der Atemwege führen, da sich das Virus weiter ausbreitet oder andere Krankheitserreger leichtes Spiel mit dem geschwächten Immunsystem haben.
- Bei einer Erkältung: Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mandelentzündung (Angina tonsillaris), Mittelohrentzündung, selten Lungenentzündung (Pneumonie) und Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Bei einer Grippe: Kehlkopf- und Luftröhrenentzündung (Laryngotracheitis), Mittelohrentzündung, Lungenentzündung, Entzündung im Gehirn (Enzephalitis), Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
Die Komplikationen bei Grippe sind in der Regel schwerer als bei einer Erkältung und meist für die lange Genesungszeit verantwortlich. Besonders bei alten Menschen können sie auch zum Tod führen. Mehrere tausend Grippepatienten sterben in Deutschland pro Jahr an Zusatzinfektionen wie einer Lungenentzündung.
Wann zum Arzt bei Grippe oder Erkältung?
- Fieber mit einer Temperatur über 39 Grad Celsius entwickeln
- länger als drei Tage eine Temperatur von über 37,8 Grad Celsius haben
- an starken Ohr- oder Halsschmerzen leiden
- trockenen Husten haben, der sich nicht innerhalb weniger Tage bessert
- starke Muskel-, Kopf- und Gliederschmerzen haben
- zunehmend kurzatmig sind
Der Arzt kann mithilfe Ihrer Fieberkurve und anderen Untersuchungen feststellen, welche Therapie geeignet ist. Ein Abstrich der Rachenschleimhaut beispielsweise kann zeigen, ob eine bakterielle Zusatzinfektion vorliegt. In diesem Fall können Antibiotika als Medikamente gegen die Erkältung oder Grippe helfen, da sie Bakterien bekämpfen.