Testosteronmangel & Co.: Körperliche Ursachen der erektilen Dysfunktion

Testosteronmangel & Hyperprolaktinämie können den Bartwuchs hemmen: Bartloser Mann mit Erektionsstörungen stützt sich nachdenklich auf den Tisch.

In Männermagazinen, in Stammtischrunden und auch in der Medizin galten Erektionsstörungen lange Zeit als psychisches Leiden. Früher noch mehr als heute trauten sich Männer aus Angst vor Witzen über ihr Beziehungsleben nicht, über ihr Problem zu sprechen. Dabei gibt es viele körperliche Gründe, wie Testosteronmangel oder eine Hyperprolaktinämie, die dazu führen können, dass es mit der Erektion nicht mehr wie gewünscht klappt. Hier erfahren Sie, welche dies sind und welche Anzeichen es für die körperlichen Ursachen von erektiler Dysfunktion gibt.

Überblick: Organische Ursachen der erektilen Dysfunktion

Die scheinbar natürlichste Sache der Welt – Sex und die dafür nötige Erektion – ist genau genommen ein komplizierter Prozess: Sexuelle Reize werden über das Gehirn an die Nervenenden im Penis geleitet. Dort werden Botenstoffe freigesetzt, die die Muskulatur entspannen und den Einstrom von Blut in den Penis ermöglichen. Durch das Anspannen der Beckenbodenmuskulatur und das Drosseln des Blutrückflusses bleibt der Penis eine Zeit lang steif.

Bei organisch bedingten (körperlichen) Erektionsstörungen kann es an verschiedenen Stellen zu Beeinträchtigungen kommen. Die häufigsten körperlichen Ursachen einer erektilen Dysfunktion sind:

  • Durchblutungsstörungen: Entweder gelangt zu wenig Blut in den Penis oder es kommt zu einem vorzeitigen Blutrückfluss (sogenanntes venöses Leck).
  • Schädigungen des Nervensystems: Die Reizweiterleitung vom Gehirn in den Penis ist unterbrochen oder vermindert.
  • Hormonelle Ursachen: Zu wenige oder zu viele Hormone können die sexuelle Lust senken oder dafür sorgen, dass die Erektion zu schwach ausfällt.
  • Schädigungen des Schwellkörpergewebes: Die Beschaffenheit des Schwellkörpers ist verändert, zum Beispiel durch die Einlagerung von Bindegewebe in die Muskulatur.

Besonders bei Männern über 40 Jahren spielen körperliche Ursachen der erektilen Dysfunktion eine große Rolle. Die Gefäße und Muskeln, die zum Aufbau einer Erektion nötig sind, sind durch natürliche Alterungsprozesse geschwächt. Außerdem nehmen ältere Männer häufiger Medikamente zu sich, die eine erektile Dysfunktion auslösen können (zum Beispiel Blutdrucksenker). Wodurch die organischen Ursachen ausgelöst werden, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Risikofaktoren für körperlich bedingte Erektionsstörungen

Häufige Auslöser für die genannten Ursachen sind Testosteronmangel, ein zu hoher Prolaktinwert (Hyperprolaktinämie), hoher Bluthochdruck, Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Diabetes mellitus, Operationen an Prostata, Darm oder Blase, Multiple Sklerose, Parkinson, Querschnittslähmung, Bandscheibenvorfall, Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, Schlafapnoe, Nikotinkonsum und Übergewicht.
 
Manchmal treten Erektionsstörungen auch als Vorboten für einige körperliche Ursachen auf. So wissen Patienten manchmal nichts von ihrem zu hohen Blutdruck bis sie unter der fehlenden Erektion leiden und zum Arzt gehen. Auch deswegen sollten Sie sich nicht vor einem Arztgespräch scheuen; viele körperliche Ursachen der Erektilen Dysfunktion sind gut behandelbar.  

Reizbar und lustlos: Liegt ein Testosteronmangel vor?

Geschlechtshormone beeinflussen unseren Körper und unsere Sexualität in starkem Umfang. So sind sie beispielsweise an der Entwicklung und Ausprägung der Geschlechtsorgane beteiligt. Das wichtigste Geschlechtshormon des Mannes (Androgen) heißt Testosteron; es ist unter anderem für den Sexualtrieb (Libido), die Erektion und die Sperma-Produktion verantwortlich.

Schon gewusst? Männer in den Wechseljahren

Dass Frauen in die Wechseljahre kommen, weil die Hormonproduktion nachlässt, ist allgemein bekannt. Aber auch bei Männern verändert sich ab dem 40. Lebensjahr der Hormonhaushalt im Körper. Die Veränderungen betreffen sowohl das Sexualhormon Testosteron als auch andere Hormone. Die Wechseljahre beim Mann werden als Andropause bezeichnet, weil die männlichen Geschlechtshormone medizinisch Androgene heißen.
 
Auch Männer sind von den „Wechseljahren“ betroffen und leiden manchmal unter Erektionsstörungen infolge eines sinkenden Testosteronspiegels. Von einem Testosteronmangel sprechen Ärzte dann, wenn weniger als 8 bis 12 nmol/l (je nach Quelle) des Geschlechtshormons im Blut nachweisbar sind.1

Bei einem Testosteronmangel kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Antriebslosigkeit und verminderte körperliche Energie
  • Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft
  • geringes sexuelles Verlangen
  • Erektionsstörungen 
  • Zunahme des Bauchumfangs
  • Schweißausbrüche und Haarausfall
  • Reizbarkeit
  • Schlafstörungen

Sind Sie sich unsicher, ob bei Ihnen ein Testosteronmangel vorliegen könnte, sollten Sie einen Facharzt für Männergesundheit (Urologen) zu Rate ziehen. Besteht ein nachgewiesener, dauerhafter Testosteronmangel, kann eine Therapie mit männlichen Geschlechtshormonen Abhilfe schaffen. Diese gibt es sowohl als Tabletten als auch in Form von Injektionen, Gels und Pflastern.

Hyperprolaktinämie: Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau

Ein weiteres Hormon, dass bei Männern für Erektionsstörungen verantwortlich gemacht wird, ist Prolaktin. Bekannt ist das Hormon, welches in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) produziert wird, vor allem bei Frauen. Es sorgt für die Produktion von Milch in den Brustdrüsen und reguliert die weiblichen Regelblutungen. Welche Rolle Prolaktin bei Männern spielt, ist wissenschaftlich bislang unbekannt. Fest steht jedoch: Ein zu hoher Gehalt an Prolaktin im Blut (Hyperprolaktinämie) kann bei Männern und Frauen zu Unfruchtbarkeit führen und ist an der Entstehung von Erektionsstörungen beteiligt.

Typische Symptome einer Hyperprolaktinämie beim Mann sind:

  • Erektionsstörungen
  • verringerte Spermienproduktion
  • geringeres sexuelles Verlangen
  • Schambehaarung und Bartwuchs bilden sich zurück
  • Vergrößerung der Brüste
  • Gesichtsfeldeinschränkungen

Diese Anzeichen sind aber nicht direkt auf den Überschuss an Prolaktin zurückzuführen, sondern ergeben sich indirekt über einen Testosteronmangel. Eine Hyperprolaktinämie schädigt die Erektion nämlich über zwei verschiedene Mechanismen. Die Erkrankung

  1. senkt den Testosteron-Spiegel und
  2. hemmt die Fähigkeit der Schwellkörpermuskulatur, sich zu entspannen.

Letzteres begünstigt einen raschen Blutrückfluss aus den Venen des Schwellkörpers, sodass die Erektion nicht lange aufrechterhalten werden kann. Hyperprolaktinämien werden meist durch zwei Ursachen ausgelöst: Ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse (Prolaktinom) oder durch bestimmte Medikamente. Zu ihnen gehören zum Beispiel blutdrucksenkende Mittel sowie Schmerzmittel mit morphinähnlichen Inhaltsstoffen und Antidepressiva.

Die Behandlung einer Hyperprolaktinämie richtet sich nach der Ursache:

  • Sind Medikamente schuld an den Symptomen, hilft oft schon ein anderes Präparat.
  • Bei einem Prolaktinom kommt es auf die Größe des Tumors an. Kleine Tumoren können mit Prolaktinhemmern zum Schrumpfen gebracht werden, bei Tumoren mit einem Durchmesser von mehr als einem Zentimeter empfiehlt sich eine chirurgische Entfernung.

Zu Operationen kommt es eher selten, da die meisten Betroffenen gut auf die Medikamente ansprechen. Durch die Gabe prolaktinsenkender Medikamente wird der Testosteron-Gehalt normalisiert, sodass Erektionsstörungen und Libido-Probleme meist erfolgreich behoben werden können.