Erektionsstörungen: Symptome, Ursachen und Behandlungsoptionen

Tabu-Thema Erektionsstörung: Beine eines Pärchens im Bett

Eine befriedigende Sexualität mit Erotik gehört für die meisten Menschen zu einem erfüllten Leben dazu. Wenn es beim Mann mit der Erektion nicht klappt, kann das Beziehungsprobleme verursachen oder zu Selbstzweifeln führen. Immer noch trauen sich wenige Männer, über das Tabu-Thema Erektionsstörung zu sprechen. Mit Offenheit und einem raschen Arztbesuch lassen sich allerdings viele Probleme verhindern, denn: Erektile Dysfunktion ist in der Regel gut behandelbar.

Was ist die Erektile Dysfunktion?

Gelegentliche Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr kennt wohl (fast) jeder. Die scheinbar natürlichste Sache der Welt löst im Körper eines Mannes komplexe Vorgänge aus, die nicht immer gleich gut ablaufen. Äußere Faktoren wie Stress, Krankheit oder Tageszeit beeinflussen die sexuelle Lust und damit auch die Fähigkeit zur Erektion. Doch nicht jeder, der ab und zu Erektionsstörungen hat, leidet gleich an Erektiler Dysfunktion. Eine Erektile Dysfunktion liegt medizinisch betrachtet dann vor, wenn ein Mann innerhalb von sechs Monaten bei etwa 70 Prozent der versuchten Geschlechtsverkehre keinen Erfolg hat, weil er keine ausreichende Erektion bekommt. Zusätzlich sind andere Symptome wie sexuelle Unlust möglich.

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Wie viele Männer von Erektiler Dysfunktion betroffen sind, lässt sich nur schätzen, da Erektionsprobleme noch immer ein Tabu-Thema sind. Laut dem Kölner Erfassungsbogen zur Erektilen Dysfunktion leiden in Deutschland zwischen drei und fünf Millionen Männer regelmäßig an Erektionsproblemen. Das sind rund ein Fünftel aller Männer zwischen 30 und 80 Jahren. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Erektilen Dysfunktion deutlich an: Bei den 30- bis 39-Jährigen sind 2,3 Prozent aller Männer betroffen, während es bei den 70- bis 80-Jährigen mehr als die Hälfte sind.

Erektionsstörung verstehen: Was passiert bei einer Erektion?

Um zu begreifen, wie Erektionsstörungen entstehen, sollte man sich bewusstmachen, wie die Versteifung des Penis beim Mann funktioniert. Denn dem Spaß im Bett geht eine Reihe komplexer physiologischer Prozesse voraus:

  • Bei Berührungen oder sexuellen Gedanken feuert zunächst das Gehirn Reize in Richtung Penis.
  • An den Nervenenden werden Botenstoffe freigesetzt, die eine Erschlaffung der glatten (nicht willkürlich beeinflussbaren) Muskulatur im Penis bewirken.
  • Durch die Entspannung der Muskulatur entsteht mehr Raum für die Arterien. Diese weiten sich und es strömt Blut hinein. In der Folge wird der Penis steif.
  • Die komplette Versteifung des Penis wird durch das (unbewusste) Anspannen der Beckenbodenmuskulatur erreicht.
  • Kommt es dann zum sexuellen Höhepunkt, werden verschiedene Hormone ausgeschüttet (zum Beispiel Prolaktin), die das Abschwellen der Arterien bewirken. 

Eine normale Erektion benötigt somit unversehrte Gefäß- und Nervenbahnen sowie die Fähigkeit der glatten Muskulatur im Penis, sich zu entspannen. Auch das Zusammenspiel der Hormone muss richtig funktionieren. Der Prozess kann an vielen Stellen gestört sein, sodass es zu Erektionsstörungen kommt.

Die Ursachen von Erektionsstörungen: Psychisch oder körperlich?

„Alles nur Kopfsache?“: Kaum ein anderes Thema ist in unserer Gesellschaft so stark mit Männlichkeit verknüpft, wie die Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen. Deshalb ist es für einen Mann sehr belastend, wenn der Arzt andeutet, die Flaute im Bett habe keine körperlichen Ursachen.

Richtig ist, dass Erektionsstörungen durch ein Zusammenwirken unterschiedlicher Faktoren entstehen: Seelische (psychische) Ursachen kommen genauso infrage wie körperliche Erkrankungen oder Risikofaktoren (zum Beispiel Operationen). Häufige Auslöser einer Erektilen Dysfunktion sind:

  • Gefäßleiden wie Bluthochdruck, Arteriosklerose oder Typ-2-Diabetes
  • Depressionen
  • Partnerschaftsprobleme
  • Multiple Sklerose
  • Urologische Eingriffe, zum Beispiel eine Prostata-OP
  • Rauchen
  • Drogenkonsum

Die Erektile Dysfunktion bei Männern kann als Begleiterscheinung oder frühzeitiges Symptom einer schweren Erkrankung auftreten und sollte deswegen von einem Arzt untersucht werden. Eine klare Unterscheidung, ob Erektionsprobleme nun körperliche oder seelische Auslöser haben, kann in vielen Fällen allerdings nicht getroffen werden: Meist liegen körperliche und seelische Ursachen vor.

Die Diagnose von Erektionsproblemen: Reden, Reden, Reden

Der Gang zum Arzt sollte bei Erektionsproblemen nicht auf die lange Bank geschoben werden. Erektionsstörungen können ein erstes Symptom einer Allgemeinerkrankung wie Arteriosklerose sein und sollten deswegen immer ärztlich untersucht werden. Was im privaten Bereich schon Überwindung kostet, mag Ihnen beim Arzt noch unangenehmer erscheinen. Dennoch: Das Wichtigste ist zunächst ein ausführliches Gespräch über die Art Ihrer Beschwerden. Mögliche Fragen sind zum Beispiel:

  • Was genau ist das Problem?
  • Was ist Ihrer Ansicht nach wahrscheinlich die Ursache?
  • Wie steht Ihre Partnerin/Ihr Partner dazu?
  • Was wissen Sie über mögliche Behandlungsformen und wie würden Sie gerne vorgehen?

Wahrscheinlich befragt Sie Ihr Arzt auch über Ihr Erektionsvermögen in unterschiedlichen Situationen. Ist beispielsweise die morgendliche Erektion noch erhalten, kann der Fachmann einige Ursachen ausschließen. Bemühen Sie sich im Gespräch mit dem Arzt um Offenheit, denn nur so kann die Ursache ermittelt und eine Behandlung eingeleitet werden.

Eine körperliche Untersuchung von Unterbauch, Penis und Hoden gehört ebenfalls zu den gängigen Methoden. Um weiteren möglichen Ursachen auf die Spur zu kommen, lässt der Arzt Ihnen meist auch Blut abnehmen. Mithilfe der Probe werden Blutzucker- und Blutfettspiegel sowie die Konzentration männlicher Geschlechtshormone bestimmt.

Der Umgang mit Erektionsstörungen

Für die meisten Patienten gibt es mittlerweile Wege, die Erektionsfähigkeit des Penis wiederherzustellen, wenn dies gewünscht ist. Keinesfalls sollten Sie ohne eine ärztliche Diagnose irgendwelche Tabletten einnehmen! So unterschiedlich die Ursachen der Erektilen Dysfunktion sein können, so verschieden sind auch die Behandlungsoptionen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilt die Behandlungsmöglichkeiten in drei Stufen:

 

  • Stufe 1: Sexualtherapie, Hormonbehandlung und medikamentöse Therapie mit Tabletten
  • Stufe 2: lokale Therapie, also die Anwendung direkt am Penis, entweder mit chemischen Wirkstoffen oder mit mechanischen Vakuum-Systemen
  • Stufe 3: Einsetzen von Schwellkörperimplantaten als stärker eingreifende, letzte Behandlungsmöglichkeit

Auch wenn eine körperliche Erkrankung die Ursache der Erektionsprobleme ist, kann eine Paartherapie Ihnen und Ihrem Partner seelische Unterstützung bieten. Denn wenn es mit dem Sex nicht klappt, stellen sich meist Versagensängste und Blockaden ein, auch wenn das ursprüngliche Problem nicht psychischer Natur ist. Als weitere Therapiemaßnahme der Stufe 1 kommen Medikamente zum Einsatz. Die Tabletteneinnahme gegen Erektionsstörungen ist für viele Betroffene eine angenehme Möglichkeit. Hierfür stehen verschiedene Mittel zur Auswahl:

  • Verschreibungspflichtige Tabletten mit chemischen Wirkstoffen, die Phosphodiesterase-5-Hemmer, kurz PDE5-Hemmer, genannt werden. Sie tragen dazu bei, dass sich die Gefäße im Penis wieder weiten; ihre Wirkung tritt je nach genauem Wirkstoff nach 40 bis 120 Minuten ein.
  • Homöopathische Tabletten mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, die die Erektionsstörungen ganzheitlich behandeln.

In Einzelfällen ist auch ein Mangel an männlichen Geschlechtshormonen die Ursache der Erektilen Dysfunktion. Hier kommt dann eine Hormonersatztherapie infrage. Wenn sich der gewünschte Erfolg mit den Mitteln der Stufe 1 nicht einstellt, kommen weitere Therapiemöglichkeiten in Betracht. Einige Betroffene schwören beispielsweise auf aphrodisierende Hausmittel wie Safran, die die männliche Sexualfunktion unterstützen sollen.

Lebensstil ändern

Bei vielen Männern mit leichteren Erektionsstörungen hilft eine Änderung der Lebensgewohnheiten schon weiter. Probieren Sie, Potenzkiller wie Rauchen, wenig Bewegung und Alkohol zu reduzieren.

Wichtig ist: Suchen Sie sich für Ihre Therapie einen erfahrenen Urologen und besprechen Sie Ihren Behandlungswunsch auch mit Ihrem Partner. Überdies ist nicht jeder Mann mit Erektionsproblemen auch „behandlungsbedürftig“. Sex ohne Erektion stellt für einige Männer (und ihre Partner) eine befriedigende Alternative dar.