Knick in der Optik? Fehlsichtigkeit und Hornhautverkrümmung

Strahlender junger Mann: Dank einer schicken Brille wird seine Hornhautverkrümmung ausgeglichen.
Viel mehr als ein modisches Accessoire: Eine Brille dient dazu, Fehlsichtigkeiten wie die Hornhautverkrümmung auszugleichen.

Unsere Augen sind sehr komplexe Organe, die uns das Sehen ermöglichen. Doch leider gibt es auch oft Probleme mit dem Sehapparat. Bei einer Fehlsichtigkeit, zum Beispiel einer Kurz- oder Weitsichtigkeit, funktionieren die Augen nicht mehr so, wie sie sollen: Das Bild verschwimmt. Ein weiterer Grund für Fehlsichtigkeiten liegt in einer Verkrümmung der Hornhaut, der ersten Schicht des Augapfels direkt vor der Pupille. Hier erfahren Sie mehr über Symptome, Formen und Behandlungsmöglichkeiten der Hornhautverkrümmung sowie weitere wichtige Informationen über die Funktion des Auges.

Die Funktion des Auges

Das Auge ermöglicht den komplexen Vorgang des Sehens
Das Auge ermöglicht den komplexen Vorgang des Sehens.

Die Augen werden gerne als „Spiegel der Seele“ beschrieben: Zweifellos sind sie faszinierende Organe, welche in den verschiedensten Farben schillern können und uns den Blick auf die Welt ermöglichen.

Eines vorneweg:

Damit wir etwas sehen können, müssen die Strukturen unseres Sehorgans Licht „brechen“. Was ist damit gemeint? Trifft ein Lichtstrahl auf Glas, Wasser oder eine Linse, kann er dieses Medium „durchdringen“. Der Strahl verändert dabei aber die Richtung, er knickt ab.
 
Das Sehsinn selbst ist wohl der komplizierteste der menschlichen Sinne. Ansatzweise kann man die Funktion des Auges mit der einer Fotokamera vergleichen:
  • Die Blende: Einfallende Lichtstrahlen werden zunächst von der Hornhaut des Auges gebrochen. Anschließend passieren die Strahlen die Pupille und die Regenbogenhaut. Beide Strukturen funktionieren ähnlich wie eine Kamerablende: Sie regeln den Lichteinfall.
  • Das Objektiv: Die Linse im Auge fungiert wie das Objektiv einer Kamera, indem sie das Licht bricht. Daraufhin durchqueren die gebündelten Lichtstrahlen den Glaskörper des Auges.
  • Der „Bildsensor“: An der Rückseite des Auges angekommen, erreicht das Licht die Sinneszellen auf der Netzhaut – dort entsteht das Bild: Die Netzhaut ist mit einer großen Anzahl an Fotorezeptoren ausgestattet, die Informationen aus der Umwelt aufnehmen und über einen Nerv, der an der Rückseite des Auges austritt, ans Gehirn weitervermitteln. Das Bild entsteht letztlich durch Verarbeitung dieser Informationen.

Bei Normalsichtigkeit (Emmetropie) entsteht ein scharfes Bild auf der Netzhaut: Der sogenannte optische Apparat des Auges – Pupille, Linse und Glaskörper – funktioniert reibungslos. Fehlsichtigkeit bemerken die meisten Betroffenen daran, dass das Sehen, gerade im Dunkeln, plötzlich schwerer fällt oder die Augen häufig schmerzen.

Gut zu wissen:

Die Funktion des Auges entsteht erst durch das Zusammenspiel aus verschiedenen Strukturen des Sehorgans. Zum Beispiel wird das Farbensehen erst durch zwei Formen von hoch spezialisierten Zellen auf der Netzhaut möglich. Die eine Zellart, die Stäbchen, sind für das Sehen bei wenig Licht zuständig. Die andere, die sogenannten Zapfen, ermöglicht das Farbensehen bei Helligkeit.
 
Das Auge ist nicht nur ein komplexes, sondern auch ein sehr empfindliches Organ. Daher gehört es auch zu seinen Aufgaben, sich vor Umwelteinwirkungen zu schützen – zum Beispiel gegen Staubpartikel, Schweißtropfen oder auch grelles Sonnenlicht. Dazu ist es mit Schutzvorrichtungen wie den Augenlidern, den Augenbrauen und den Wimpern ausgestattet. Reflexe sorgen dafür, dass sich die Lider im richtigen Moment blitzschnell schließen und so den Augapfel abschirmen. Der regelmäßige Lidschluss sorgt außerdem dafür, dass das Auge immer von einem feinen Film aus Tränen benetzt ist und nicht etwa zu trocken wird.

Mehr über die Funktion des Auges und andere Informationen zum Thema finden Sie auf gesunheitsinformation.de, dem Portal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Hornhautverkrümmung: Verzerrtes Bild

Das Auge einer Frau mit Brille: Eine Hornhautverkrümmung ist eine häufige Form der Fehlsichtigkeit.
Durch eine Brille kann nicht nur eine Kurzsichtigkeit, sondern auch eine Hornhautverkrümmung ausgeglichen werden.

Das Wasser eines Sees oder Teichs, das ruhig ist, spiegelt das Bild der Umgebung relativ klar wider. Wirft man aber einen Stein hinein, verändert sich das Spiegelbild, es erscheint durch die erzeugten Wellen verzerrt. So ähnlich können Sie sich eine Hornhautverkrümmung des Auges vorstellen.

So kommt es zu einer Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)

Die Hornhaut (Kornea) bildet die oberste Schicht auf dem Auge. Eigentlich ist die Oberfläche des Auges gleichmäßig gewölbt und erinnert an eine Kugel. Ist sie allerdings verkrümmt oder ungleichmäßig gewölbt, sprechen Mediziner von der Hornhautverkrümmung (Astigmatismus). Bei dieser Fehlsichtigkeit werden einfallende Lichtstrahlen nicht mehr richtig gebündelt. Oftmals treten Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit in Verbindung mit der Hornhautverkrümmung auf.

Einfallende Lichtstrahlen werden bei der Hornhautverkrümmung nicht mehr auf einem Punkt auf der Netzhaut gebündelt. Stattdessen fallen die Strahlen in Form eines Strichs auf die Hornhaut. Aus diesem Grund bezeichnet man den Astigmatismus manchmal auch als Stabsichtigkeit. Bei einer starken Verkrümmung können zum Beispiel eigentlich runde Objekte als oval wahrgenommen werden. Diese Form der Fehlsichtigkeit betrifft sowohl das nahe als auch das ferne Sehen.

Die Symptome einer Hornhautverkrümmung

Eine Hornhautverkrümmung macht sich nur bei starken Ausprägungen bemerkbar. Leichte Formen dieses Sehfehlers haben kaum spürbare Auswirkungen und finden sich bei vielen Menschen.

Eine ausgeprägte Hornhautverkrümmung zeigt diese Symptome:

  • unscharfes Sehen in der Nähe und der Ferne
  • Kopfschmerzen
  • Augenschmerzen
  • möglicherweise: Empfindung von Blendung bei direktem Lichteinfall

Viele Patienten bekommen die verkrümmte Hornhaut vor allem anhand von Kopf- und Augenschmerzen zu spüren. Symptome einer eingeschränkten Sehfähigkeit erscheinen dagegen meist erst spät oder gar nicht. Der Grund dafür ist, dass das Auge eine enorme Leistung erbringt: Über die Anpassung der Linsenform kann das Sehorgan die Krümmung der Hornhaut –zumindest ein Stück weit – ausgleichen. Dazu benötigen allerdings die Augenmuskeln, welche die Linse in ihrer Form verändern viel Kraft. Auf Dauer ermüden sie, was schließlich zu Reizungen der Augen oder auch Kopfschmerzen führen kann.

Astigmatismus ist nicht exakt gleich Hornhautverkrümmung

Eine Hornhautverkrümmung wird zwar als Astigmatismus bezeichnet, beide Bezeichnungen meinen aber nicht genau das Gleiche. Ein Astigmatismus ist ein etwas weiter gefasster Begriff, der sich nicht nur auf die Hornhaut beziehen muss. Vielmehr beschreibt „Astigmatismus“ die Auswirkungen einer verkrümmten Struktur, nämlich das Stabsehen. Zum Beispiel kann eine Unregelmäßigkeit der Linse ebenfalls als (lentkulärer) Astigmatismus bezeichnet werden. Ebenso gibt es Astigmatismen des Augenhintergrunds. Die Hornhautverkrümmung ist aber dennoch die häufigste Form.

Veranlagung: Erhöhtes Risiko für eine Hornhautverkrümmung

Eine Hornhautverkrümmung ist in der Mehrheit der Fälle angeboren. Das heißt, es besteht eine erbliche Veranlagung für die Sehstörung. In einer Familie sind meist mehrere Mitglieder davon betroffen.

Eine Hornhauverkrümmung, die sich erst im Erwachsenenalter zeigt, kann unter anderem diese Ursachen haben:

  • Geschwüre und Narben der Hornhaut zum Beispiel durch Verletzungen oder Entzündungen
  • Hornhautkegel (Keratokonus): die Kornea wölbt sich zu einem Kegel, in der Regel ab dem 20. bis 30. Lebensjahr
  • Operationen am Auge, etwa aufgrund der Therapie eines grünen Stars (Glaukom)

Ist bereits bei Ihren Eltern oder Geschwistern ein Astigmatismus diagnostiziert worden? Dann besteht unter Umständen eine erbliche Veranlagung für die Sehstörung. Gehen Sie daher zur Vorsicht zum Augenarzt. Natürlich heißt eine erbliche Veranlagung aber dennoch nicht zwangsläufig, dass die Problematik sich auch bei Ihnen zeigen muss.

Die Diagnose der Hornhautverkrümmung

Es gibt verschieden Untersuchungsmethoden, mit denen der Augenarzt eine Hornhautverkrümmung diagnostizieren kann. Außerdem kann der Fachmann dabei auch die Art und Ausprägung der Fehlsichtigkeit untersuchen.

Während einer objektiven Refraktion wird ein Infrarotbild auf den Augenhintergrund des Patienten projiziert. Dabei misst der Arzt, ob das Bild scharf ist. Dadurch kann er Rückschlüsse darauf ziehen, ob tatsächlich eine Hornhautverkrümmung vorliegt oder nicht.

Steht die Diagnose Hornhautverkrümmung fest, macht sich der Augenarzt an die genaue Bestimmung der Fehlsichtigkeit. Dies tut er meist mithilfe eines Ophthalmometers, das speziell dazu dient, die Krümmung der Hornhaut zu vermessen. Das Instrument erinnert auf den ersten Blick an ein Mikroskop. Das Gerät projiziert zwei Kreuze auf die Hornhaut, die bei einer glatten Oberfläche übereinanderliegen sollten. Tun sie das nicht, liegt eine Krümmung vor. Umso weiter sie voneinander entfernt liegen, desto stärker die Krümmung.

Nach dem Einsatz von verschiedenen Geräten zur Diagnostik ist auch noch die Einschätzung des Patienten selbst gefragt – in der subjektiven Refraktion. Der Arzt zeigt seinem Patienten unterschiedliche Sehtafeln und hält ihm dabei Sehhilfen vor das Auge. Dieser Test gibt Aufschluss darüber, welche Behandlung bei der betreffenden Störung die richtige ist, um die normale Funktion des Auges wiederherzustellen.

Ausprägungen der Hornhautverkrümmung

Je nach Art der Lichtbrechung lässt sich die Hornhautverkrümmung in verschiedene Typen unterteilen:

  • Im Fall einer regulären Stabsichtigkeit handelt es sich um eine ungleiche Krümmung entlang einer senkrechten oder waagrechten Achse. Diese Hornhautverkrümmung besteht in der Regel von Geburt an und ändert sich im Laufe des Lebens eher nicht. Dabei kann eine kurzsichtige oder eine weitsichtige Hornhautverkrümmung sowie eine Mischform vorliegen. Beim kurzsichtigen Astigmatismus ist die Brechkraft der Hornhaut stärker als normal. Wohingegen der weitsichtige Astigmatismus mit einer schwächeren Brechkraft verbunden ist.
  • Neben der regulären Hornhautverkrümmung gibt es auch irreguläre Arten. Dabei ist die Wölbung der Hornhaut an verschiedenen Stellen unterschiedlich. Diese Sehstörung tritt zum Beispiel durch Narben oder eine Fehlbildung der Hornhaut auf.

Bei einer leichten Ausprägung (circa 0,5 Dioptrien) der Hornhautverkrümmung sind Betroffene kaum eigeschränkt. Denn das Gehirn kann die Abweichungen ausgleichen. Diese Krümmung erfordert daher keine Therapie. Bei schwereren Formen müssen die Augen zusammengekniffen werden, um etwas erkennen zu können – spätestens dann ist eine Behandlung nötig.

Hornhautverkrümmung: Die Behandlung

Der Astigmatismus wird in der Regel durch die Anwendung von Hilfsmitteln behoben. Eine Brille mit Zylindergläsern kann das einfallende Licht brechen, sodass die Sehschwäche ausgeglichen wird. Je nach Art der Hornhautverkrümmung werden die Gläser hierbei passend geschliffen. Auf ähnliche Art und Weise können Kontaktlinsen die Fehlsichtigkeit reduzieren und den Betroffenen scharfes Sehen ermöglichen.

Vorbeugende Maßnahmen gegen die Hornhautverkrümmung gibt es leider nicht. Es ist allerdings sehr wichtig, bei Probleme mit den Augen frühzeitig zum Arzt zu gehen. Gerade bei Kindern kann eine frühzeitige Diagnose eine spätere Fehlsichtigkeit minimieren oder gar verhindern.

Operation bei Hornhautverkrümmung?

Auch eine operative Behandlung bei einer Hornhautverkrümmung ist prinzipiell denkbar. Zum Beispiel wenn dem Patienten das Tragen von Brille oder Kontaktlinsen nicht möglich ist. Der Arzt kann dann eine geeignete Operationsmethode vorschlagen und mit dem Patienten absprechen.

Fehlsichtigkeit: Das müssen Sie noch wissen

Eine Frau bei der Augenarztuntersuchung: Leidet sie an einer Fehlsichtigkeit?
Durch eine Untersuchung des Auges diagnostiziert der Arzt eine Fehlsichtigkeit.

Sehen Sie oft verschwommen oder haben Sie Schwierigkeiten beim Autofahren (vor allem nachts)? Diese und viele andere Anzeichen weisen auf eine Fehlsichtigkeit hin. Beim Verdacht auf eine Fehlsichtigkeit sollten Sie einen Optiker oder Augenarzt aufsuchen. Dort kann ein Sehtest gemacht werden. Liegt eine Sehschwäche mit Hornhautverkrümmung vor, kann der Optiker Ihnen eine Brille anpassen. Denn schlecht zu sehen, ist nicht nur anstrengend für das Sehorgan, sondern auch für das Gehirn. Dies bringt Einbußen in der Lebensqualität mit sich und kann im Alltag eine Gefahrenquelle darstellen – und das ist nicht nötig. Die meisten Formen der Fehlsichtigkeit lassen sich nämlich gut korrigieren.

Zu den häufigsten Fehlsichtigkeiten gehören die Kurzsichtigkeit und die Weitsichtigkeit:

  • Bei der Kurzsichtigkeit (Myopie) sind Objekte, die weiter entfernt sind schlechter zu erkennen, zum Beispiel wird das Deuten von Straßenschildern zur Herausforderung. Grund für die Sehprobleme ist in den meisten Fällen die Form des Augapfels. Ist dieser zu lang, wird das Bild entsprechend unscharf vor der Netzhaut abgebildet.
  • Die Weitsichtigkeit (Hyperopie) erschwert das Sehen von Dingen, die im wahrsten Sinne „direkt vor der Nase liegen“. Viele Menschen bemerken die Fehlsichtigkeit, wenn Lesen nur noch schwer möglich ist. Hierbei ist der Grund in vielen Fällen, dass der Augapfel von Geburt an zu kurz ist. Oftmals können Betroffene dies eine lange Zeit über die Augenmuskeln ausgleichen. Die Muskeln verändern die Linsenform und ermöglichen so eine stärkere oder schwächere Brechung des Lichts Erst etwa ab dem 30. Lebensjahr kommt es in diesem Fall zu Sehproblemen. Denn im Laufe des Lebens wird die Linse weniger elastisch und kann sich nicht mehr so gut anpassen. Liegt eine starke Fehlsichtigkeit vor, können die Muskeln dies auch im jungen Alter nicht abfangen; dann brauchen auch schon Kinder eine Brille.

Gut zu wissen:

Eine Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) führt zu ähnlichen Symptomen wie die Weitsichtigkeit: Die Betroffenen sehen naheliegende Objekte nicht mehr so gut. Diese Form der Sehstörung im Alter tritt häufig etwa ab dem 40. Lebensjahr auf. Es handelt sich dabei um eine normale Alterserscheinung des Auges, die durch eine Lesebrille behoben werden kann. Hat der Betroffene bereits eine Brille gegen Kurzsichtigkeit, kann auch eine Gleitsichtbrille zum Einsatz kommen, die beide Sehprobleme gleichzeitig ausgleicht.
 
Hilfsmittel wie Brillen oder Kontaktlinsen können die Fehlsichtigkeit des Auges ausgleichen, indem sie das Licht so brechen, dass trotzdem ein scharfes Bild entsteht. In manchen Fällen können auch Operationen – zum Beispiel eine Laserbehandlung – das scharfe Sehen auch ohne Hilfsmittel ermöglichen.
 

Wann zum Augenarzt?

Aber nicht nur, wenn die Augen merklich nachlassen, steht ein Arztbesuch an. Auch bei Kopfschmerzen oder schnellem Ermüden sowie Brennen der Augen sollten Sie zum Fachmann gehen. Der Arzt kann eine Diagnose stellen und die eventuelle Fehlsichtigkeit korrigieren. Darüber hinaus sollten Sie regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt wahrnehmen, um die Augen auf Krankheiten untersuchen zu lassen. Der Bundesverband der Augenärzte e.V. gibt dazu unterschiedliche Empfehlungen zur Vorsorge und Früherkennung.