Abszess am Hals

Ein Abszess am Hals kann zu einer gefährlichen Infektion führen.
Häufigste Ursache für einen Abszess am Hals sind Bakterien.
Ein Abszess im Allgemeinen ist eine Eiteransammlung in der Haut. Dazu gehören beispielsweise auch kleine Pickel, die vollkommen harmlos sind. Ein Abszess am Hals hingegen kann zu einem kritischen Zustand führen und ist daher im Regelfall behandlungsbedürftig.

Was ist ein Abszess?

Auslöser für einen Abszess ist in der Regel eine Entzündung durch Viren, Bakterien oder Pilze. Am häufigsten steckt eine bakterielle Infektion mit Staphylococcus aureus-Erregern dahinter. Diese Bakterien befallen die Haut, sodass ein Abszess entsteht: In einer Gewebehöhle sammeln sich weiße Blutkörperchen an, die durch die Entzündung vermehrt produziert werden und sehr wichtig für die Immunabwehr des Körpers sind. Dazu kommen Bakterien und abgestoßene Zellen – die Eiterflüssigkeit. Kann der Eiter nicht abfließen, wird das Gewebe vom Körper eingekapselt und es kommt zur Abszessbildung.

Auch natürliche Bakterien, die auf unserer Haut vorkommen, können die Eiteransammlung auslösen. Durch eine Wunde gelangen sie in den Körper und führen zu einer Entzündung. Ein Abszess entsteht am Hals meist seitlich, manchmal auch im Nackenbereich.

Ursachen einer Abszessbildung am Hals

Noch vor einigen Jahren entstanden Abszesse am Hals häufig im Zuge einer eitrigen Mandelentzündung oder während einer Mittelohrentzündung. Da diese heute schon frühzeitig erkannt und sehr gut therapiert werden, ist das Risiko eines Abszesses am Hals deutlich gesunken. Allerdings kann ein Abszess auch vollkommen ohne nachweisbare Ursache entstehen. Die Erreger werden über die Blutbahn durch den Körper transportiert und kapseln sich an verschiedenen Stellen ab. Ein geschwächtes Immunsystem begünstigt die Bildung eines Abszesses.

Vier Arten von Abszessen treten in der Halsregion besonders häufig auf:

  • Der Retropharyngealabszess entsteht durch eine Verletzung oder Bakterien im Hals. Eitrige Lymphknoten führen zu einem Abszess.
  • Der Bezold-Abszess tritt im Rahmen einer nicht ausgeheilten Mittelohrentzündung auf, wenn die Entzündung auf den Knochen übergreift. 
  • Der Peritonsillarabszess ist die Folge einer eitrigen Mandelentzündung oder eines vereiterten Weisheitszahnes.
  • Ein Mundbodenabszess entsteht in der Mundboden- und Zungengrundmuskulatur. Häufige Ursachen sind erkrankte Zähne, entzündete Lymphknoten oder eine Verletzung im Mund.

Woran erkennt man einen Abszess?

Einen Abszess kann der Arzt in der Regel gut diagnostizieren. Die Eiteransammlung ist eine sichtbare, erhobene Stelle mit einem weißen Punkt. Die Stelle fühlt sich warm, teilweise sogar heiß an, und ist druckempfindlich. Bei Berührung gibt ein Abszess leicht nach und schmerzt.

Ein innerer Abszess ist schwieriger zu erkennen. Meist verläuft er ohne Symptome. Mittels bildgebender Verfahren wie der Computertomografie (CT) oder der Magnetresonanztomografie (MRT) lässt sich ein Abszess und seine Ausdehnung feststellen. Auch eine Ultraschalluntersuchung hilft bei der Diagnose. Liegt ein Abszess vor, können die Erreger-Arten in der Regel durch eine Laboranalyse bestimmt werden.

Ein Abszess am Hals macht sich sehr unterschiedlich bemerkbar, abhängig von seiner Größe und Lage. Übliche Symptome sind Hals-, Ohren- und Nackenschmerzen, geschwollene Lymphknoten oder eine Bewegungseinschränkung des Halses. Beim Parapharyngealabszess oder Mundbodenabszess lässt sich mitunter der Kiefer nicht mehr vollständig öffnen. Ein Bezold-Abszess ist meistens als Beule hinter dem Ohr sichtbar. Platzt ein Abszess, führt dies im Regelfall zu Fieber und allgemeinem Unwohlsein.

Behandlung eines Abszesses am Hals

Durch die Nähe zu Kopf und Herz kann ein Abszess am Hals zu einer gefährlichen Infektion führen: Geraten Erreger in die Blutbahn, können sie eine Blutvergiftung oder sogar eine Hirnhautentzündung auslösen. Gerade bei einem Abszess am Hals ist der Besuch beim Arzt daher wichtig. Besonders wenn Fieber auftritt, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass die Bakterien bereits in die Blutbahn eingetreten sind.

Der Arzt wird bei kleineren Abszessen zunächst eine Zugsalbe (mit durchblutungsfördernden, entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften) oder lokale Antibiotika empfehlen. Bei weiter fortgeschrittenen Abszessen muss eventuell ein Antibiotikum in Tablettenform eingenommen werden. Große Abszesse machen mitunter einen kleinen Eingriff erforderlich. Der Abszess kann leicht geöffnet werden, sodass der Eiter abfließen kann. Oft kommt es danach zu einer weiteren Abszessbildung, weshalb es unter Umständen ratsam ist, den Abszess operativ zu entfernen. Die Heilungschancen nach einer Operation sind sehr hoch. In den meisten Fällen kehrt der Abszess nicht zurück. Allerdings ist eine Operation am Hals mit gewissen Risiken verbunden, da in dieser Körperregion wichtige Nerven und Gefäße verlaufen.