Hyposensibilisierung - so funktioniert die Allergie-Impfung

Mann liegt im Gras: Hyposensibilisierung als Therapie gegen Allergie
Hyposensibilisierung hilft als Therapie gegen Allergie
Eine Hyposensibilisierung ist die einzige Therapie, die eine Allergie an der Wurzeln packt und im besten Fall für immer verschwinden lässt.

Die Hyposensibilisierung kann eine Allergie gegen Pollen (Heuschnupfen), Hausstaubmilben, Tierhaare Wespen- oder Bienengift ursächlich behandeln. Die Hyposensibilisierung heißt auch Allergie-Impfung, Desensibilisierung oder spezifische Immuntherapie, kurz SIT. Neben der Vermeidung des Allergieauslösers (Allergenkarenz oder Expositionsprophylaxe) und Medikamenten ist sie eine wichtige Säule in der Therapie von Allergien.

Bislang ist die Hyposensibilisierung die einzige Therapie, welche die Allergie ursächlich bekämpft. Die SIT soll die Allergie-Symptome lindern, den Medikamentenverbrauch reduzieren und das Risiko für die Entwicklung eines allergischen Asthmas senken. Bei bis zu 40 Prozent der Patienten mit Heuschnupfen (die Pollenallergie betrifft bis zu 20 Prozent der Bundesbürger) könne ein "Etagenwechsel" zum allergischen Asthma erfolgen, so der Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB).

Hyposensibilisierung – so geht’s

Ein Arzt spritzt dem Allergiker jenes Allergen, auf das er allergisch reagiert, in einer langsam ansteigenden Dosis unter die Haut. Ist die individuelle Höchstdosis (Erhaltungsdosis) erreicht, wird diese regelmäßig verabreicht. So gewöhnt sich der Körper nach und nach an den jeweiligen Allergieauslöser. Das Immunsystem lernt, dass der Allergieauslöser ungefährlich ist und reagiert schließlich nicht mehr überschießend auf das Allergen. Die Beschwerden bessern sich oder verschwinden sogar ganz. Anders als andere Allergietherapien setzt die Hyposensibilisierung nicht nur bei den Symptomen, sondern den Ursachen der Allergie an.

Die Dosierungen und Zeitabstände, in denen Ärzte die Präparate zur Hyposensibilisierung anwenden, können je nach Therapieschema unterschiedlich sein.

Für wen eignet sich die Hyposensibilisierung?

Eine Hyposensibilisierung zeigt besonders gute Erfolge  bei Allergien vom sogenannten Soforttyp (das Immunsystem reagiert unmittelbar auf den Allergieauslöser). Dazu zählen Allergien gegen Pollen (Heuschnupfen), Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tierhaare oder Insektengift.

Eine Hyposensibilisierung kommt für Allergiker in Frage, wenn:

  • es nicht oder nur schwer möglich ist, "sein" Allergen zu meiden. Ein Beispiel ist ein Tierhaar- oder Pollenallergiker, der in der Landwirtschaft tätig ist.
  • die Allergie schwer ist und sich durch Vermeiden der Allergieauslöser und Medikamente nicht ausreichend behandeln lässt.
  • Folgekrankheiten wie Asthma drohen – Mediziner sprechen von „Etagenwechsel“.
  • der Allergieauslöser eindeutig diagnostiziert ist, ein geeignetes Therapiepräparat zur Verfügung steht es keine Kontraindikation gegen die Hyposensibilisierung gibt.

Wie lange dauert eine Hyposensibilisierung?

Die Hyposensibilisierung dauert in der Regel mindestens drei Jahre, bei einer Insektengiftallergie sogar noch länger. Bei einer Allergie gegen Wespengift müssen Allergiker mit drei bis fünf Jahren rechnen, bei einer Bienengiftallergie ist die Dauer unbegrenzt und der Arzt verbreicht regelmäßig sogenannte Erhaltungsimpfungen. Die Patienten müssen also „dran bleiben“ und mitarbeiten!

Hyposensibilisierung – Spritze, Tropfen oder Tabletten?

Mediziner unterscheiden verschiedene Arten der Hyposensibilisierung. Sie unterscheiden sich in der Anwendungsdauer sowie in der Form, in der das Medikament verabreicht wird. Die Hyposensibilisierung gibt es als Spritze, Tropfen oder Tabletten.

Klassische Hyposensibilisierung: In der Phase der Aufdosierung bekommen die Allergiker wöchentlich Spritzen mit steigender Allergenkonzentration. Nach 16 Wochen ist die Erhaltungsdosis erreicht und der Patient erhält nur noch jeden Monat eine Injektion mit dieser Dosis. Die Therapie dauert in der Regel drei Jahre – Allergiker brauchen also einen längeren Atem.

Kurzzeit-Hyposensibilisierung: Bei dieser Abwandlung der klassischen Form erhöht der Arzt  die Allergendosis in der Einleitungsphase schneller, so dass auch die Erhaltungsdosis schneller erreicht wird. Danach erfolgt entweder eine monatliche Spritze oder die Behandlung wird erst nach der Pollensaison fortgesetzt. Auch die Kurzzeit-Hyposensibilisierung dauert etwa drei Jahre.

Rush- beziehungsweise Ultra-Rush-Hyposensibilisierung: Bei dieser Art der Hyposensibilisierung geschieht die Aufdosierung sehr schnell: Der Allergiker erhält mehrere Injektionen mit dem Allergieauslöser pro Tag, weshalb die Therapie auch in der Klinik stationär durchgeführt wird. Ziel ist es, das Immunsystem sehr schnell an das Allergen zu gewöhnen. Die Hyposensibilisierung wird anschließen mit monatlichen Injektionen über mindestens drei Jahre durchgeführt. Gut geeignet ist diese Art der SIT aufgrund der schnellen Toleranz für Menschen mit einer Insektengiftallergie.

Sublinguale Hyposensibilisierung (Tablette, Tropfen): Das Allergen wird hier nicht durch Spritzen, sondern in Tropfen - oder auch in Tablettenform (bei Allergien gegen Gräserpollen) - verabreicht. Der Allergiker legt das Medikament einige Minuten unter die Zunge und schluckt es danach. Die sublinguale Hyposensibilisierung (SLIT) könnten Patienten selbst zu Hause anwenden. Die gibt es derzeit aber nur für Personen, die auf Gräserpollen allergisch sind. Zugelassen ist die Gräser-Impftablette für Erwachsene und Kinder ab fünf Jahren. Auch sie muss drei Jahre lang eingenommen werden.

Als Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung können allergische Reaktionen auftreten, vor allem während der Einleitungsphase. An der Einstichstelle können Juckreiz und Schwellungen auftreten.