Pille absetzen oder weiterhin einnehmen? Ein Überblick

Die Pille absetzen? Das fragen sich vielen Frauen

Das Image der Antibabypille hat vor allem in den letzten Jahren gelitten. Während die Pille früher die erste Wahl unter den Verhütungsmitteln war, sehen viele Patientinnen mittlerweile immer häufiger von deren Einnahme ab und steigen auf hormonfreie Verhütung um. Berechtigt oder übertrieben? Wir helfen bei der Entscheidung, ob Sie die Pille absetzen sollten oder nicht.     

Die Antibabypille: So wirkt sie

Da es verschiedene Zusammensetzungen der Präparate gibt, lässt sich die Wirkweise pauschal nicht voraussagen. Wichtig ist deswegen, dass Ihr Arzt Sie bei einem Beratungsgespräch dazu aufklärt. Je nachdem, welche Art von Pille Sie verwenden, unterscheidet sich ihre Wirkung: 

  • Minipille: Dabei handelt es sich um ein Präparat mit nur einem Wirkstoff, dem Gestagen (auch ein körpereigenes Hormon). Die auf dem Markt erhältlichen Produkte beinhalten die synthetischen Gestagene Levonorgestrel oder Desogestrel, die beide am Eingang der Gebärmutter einen zähen Schleimpfropfen bilden und auf diese Weise die Spermien am Eindringen hindern. Während Levonorgestrel zusätzlich die Einnistung des befruchteten Eis an der Gebärmutterschleimhaut verhindert, unterdrückt Desogestrel den Eisprung an sich. Die Minipille muss jeden Tag ohne Einnahmepause zur gleichen Uhrzeit genommen werden.
  • Mikropille: Sie ist eine Kombinationspille und enthält zusätzlich zu niedrig dosiertem Gestagen vor allem das Hormon Östrogen. In diesem Fall unterdrückt das Östrogen sowohl den Reifeprozess der Eizelle als auch den Eisprung selbst. Die Mikropille wird normalerweise 21 Tage lang genommen, auf die dann sieben Tage Einnahmepause folgen, in der die Abbruchblutung stattfindet. Wenn Sie diese Art von Pille absetzen möchten, treten in den ersten Wochen und Monaten danach häufig Begleiterscheinungen wie zum Beispiel eine Verschlechterung des Hautbildes auf.

Schon gewusst?

Die Blutung in der Einnahmepause der Minipille nennt man Hormonentzugsblutung oder Abbruchblutung. Sie hat nichts mit einer normalen Regelblutung zu tun. Stattdessen entsteht sie, weil der Hormonspiegel sinkt und die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen wird. Bei einer normalen Monatsblutung wird die Gebärmutterschleimhaut zwar auch abgestoßen, allerdings aus dem Grund, weil sich kein heranreifendes Ei eingenistet hat und sie durch die fehlende Befruchtung somit nicht gebraucht wird. Die Abbruchblutung ist meist kürzer, schwächer und weniger schmerzhaft als die Regelblutung.

Pille absetzen aufgrund von Nebenwirkungen

Bessere Haut, keine Regelschmerzen oder gar das Ausbleiben der Regelblutung – die vermeintlichen Vorteile locken viele Frauen, die verhüten möchten, zur Pille. Die Gefahr: Die Pille wird nicht mehr als Medikament gesehen, sondern als Lifestyleprodukt. Dabei hat sie – wie alle anderen Arzneimittel auch – zahlreiche Nebenwirkungen. Besonders die Einnahme der Mikropille kann zu folgenden Nebenwirkungen führen:

  • Begünstigung von Blutgerinnseln (mit zum Beispiel Thrombose als Folge)
  • Migräne
  • Stimmungsschwankungen
  • Depressionen
  • Gewichtszunahme
  • Zwischenblutungen
  • erhöhtes Risiko bestimmter Krebsarten wie Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs
  • Libidoverlust (geminderte Lust auf Sex)
  • Bluthochdruck

Was ist eine Thrombose?

Wenn sich in einem venösen Gefäß ein Blutgerinnsel (Thrombus) bildet, spricht man von einer Thrombose. Das Gerinnsel verstopft die Vene, die eigentlich das Blut zum Herzen zurückleiten soll. Ist das nicht mehr möglich, kann das im schlimmsten Fall zu einer Lungenembolie (Verengung der Lungenarterie) führen. Der Körper wird in diesem Fall nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Die Pille kann die Bildung der Blutgerinnsel fördern.
 
Wenn Sie die Pille aufgrund einer der Nebenwirkungen absetzen möchten, sprechen Sie das mit Ihrem Arzt vorher ab. Womöglich kann er Ihnen Alternativen empfehlen, die weniger unerwünschte Begleiterscheinungen mit sich führen.

Pille absetzen oder weiternehmen: Was ist besser?

Grundsätzlich treten schwere Nebenwirkungen wie Thrombose oder Depressionen eher selten auf. Nicht zu verleugnen ist allerdings, dass die hormonelle Verhütung enorm in den weiblichen Zyklus eingreift. Das erkennt man meist erst nach dem Absetzen der Pille. Das Hautbild wird beispielsweise schlechter und der Zyklus braucht meist Wochen, bis er sich wieder einpendelt – wodurch es auch länger dauert, bis Sie schwanger werden können. Was spricht also für die Verhütung mit der Pille?

  • hoher Empfängnisschutz: Die Mikropille ist mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 – je nach Produkt und Studie – eine der sichersten Verhütungsmethoden. Die Zahl sagt aus, wie viele Frauen bei der Einnahme des gleichen Verhütungsmittels über ein Jahr hinweg schwanger geworden sind. Bei einem Index von 0,1 bedeutet dies, dass eine von 100 Frauen trotz Einnahme der Pille schwanger wurden. Der Pearl-Index einer Minipille liegt übrigens zwischen 0,5 und 3,0. Der Grund: Da die Minipille täglich exakt zur gleichen Zeit eingenommen werden muss, kommt es häufiger zu Einnahmefehlern.
  • Verbesserung von Haut und Haar: Durch die Wahl des richtigen Gestagens kann die Beschaffenheit von Haut und Haar beeinflusst werden. Nicht selten kommt es vor, dass der Frauenarzt jungen Mädchen die Pille verschreibt, um Akne zu behandeln. Dafür eignen sich zum Beispiel Wirkstoffe wie Cyproteronacetat. Nach dem Absetzen der Pille kommt es in der Regel wieder zu einer Verschlechterung.
  • Linderung von Menstruationsbeschwerden: Die Einnahme der Pille führt zu einem regelmäßigen Zyklus und kann Regelschmerzen oder damit verbundene Migräneattacken beseitigen. Wer unter besonders starken Schmerzen leidet, der kann die Mikropille nach Absprache mit seinem Arzt auch durchgehend ohne Einnahmepause verwenden. So bleibt die Blutung komplett aus.

Diese drei Punkte sind für viele Frauen der Hauptgrund, warum Sie die Pille nicht absetzen möchten. Die Einnahme ist – solange keine Nebenwirkungen auftreten – unkompliziert und bequem. Gesünder ist allerdings die Beibehaltung des natürlichen Zyklus und somit das Absetzen der Pille.

Alternative: Andere hormonelle Präparate

Wenn Sie übrigens nur mit der oralen Einnahme-Art der hormonellen Verhütung unzufrieden sind, dann steigen Sie auf Alternativen um. Neben der Pille gibt es zum Beispiel Hormonspirale, -implantat oder -pflaster. Lassen Sie sich die Vor- und Nachteile und in erster Linie die Wirkung der Präparate von Ihrem Arzt ausführlich erklären.

Alternative zur Pille: Methoden zur hormonfreien Verhütung

Bevor Sie die Pille absetzen, sollten Sie sich Gedanken zu alternativen Verhütungsmethoden machen. Sprechen Sie den Wechsel am besten mit Ihrem Arzt ab, mindestens aber mit Ihrem Partner. Hormonfreie Verhütung wie ein Verhütungscomputer, Ovulationstest und auch die Verhütung mit Kondom sind die Alternativen. Welche davon wie funktionieren und wie sicher diese vor einer Schwangerschaft schützen, wird im Folgenden erklärt.

  • Zyklusrechner: Der Zyklusrechner ist dafür da, um herauszufinden, wann man die fruchtbaren Tage hat. Jedoch ist ein Zyklusrechner nicht immer genau und darf nicht das einzige Mittel der hormonfreien Verhütung
  • Verhütungscomputer: Bei solch einem Gerät wird jeden Morgen noch im Liegen die Temperatur oral, vaginal oder rektal gemessen. An Tagen um den Eisprung herum, also an fruchtbaren Tagen, steigt die Temperatur. Der Computer markiert den Tag in der Farbe Rot und es muss zusätzlich verhütet werden.
  • Ovulationstest: Der Test misst die Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin. Dieses Hormon steuert bei der Frau die Funktion der Eierstöcke. Steigt der LH-Wert, ist in ein bis zwei Tagen mit dem Eisprung zu rechnen. Um diese Konzentration zu bestimmen, muss der Urin mithilfe eines Teststreifens täglich kontrolliert werden.
  • Kondome: Der Vorteil von Präservativen ist, dass sie zusätzlich vor Geschlechtskrankheiten schützen. Richtig angewendet ist das Kondom ein sicheres hormonfreies Mittel zur Verhütung.
  • Kupferspirale und Kupferkette: Spirale oder Kette werden vom Frauenarzt in die Gebärmutter eingesetzt. Dort geben sie gleichmäßig Kupferionen ab, welche die Spermien hemmen. Die Befruchtung der Eizelle wird so verhindert. Das Kupfer wirkt bis zu fünf Jahren und ist somit eine sehr unkomplizierte Verhütungsmethode. Das Einsetzen ist allerdings ein Eingriff, der mit Nebenwirkungen und gar Infektionen einhergehen kann.
  • Diaphragma: Es besteht in der Regel aus Silikon, wird in die Scheide eingeführt und am Muttermund platziert, sodass es die Gebärmutter verschließt. Dort wirkt es als Barriere und verhindert, dass die Spermien auf die Eizellen treffen. Zusätzlich dazu wird vor dem Einführen ein Gel auf das Diaphragma aufgetragen, dass die Beweglichkeit der Spermien einschränkt. Wichtig ist das korrekte Einsetzen, das frühestens zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr stattfinden sollte, da das Gel mit der Zeit seine Wirkung verliert.

Gut zu wissen:

Sollte doch einmal bei der hormonfreien Verhütung etwas schiefgelaufen sein, muss auf hormonelle Mittel zurückgegriffen werden. Die Abtreibungspille wird vor dem 63. Schwangerschaftstag angewendet und darf erst eingenommen werden, wenn der Besuch bei einer Beratungsstelle stattgefunden hat. Fällt es Ihnen zeitnah nach dem Geschlechtsverkehr auf, dass etwas schiefgegangen ist, können Sie je nach Präparat bis zu 120 Stunden nach dem Sex die „Pille danach“ einnehmen. Diese gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Um das zu vermeiden, verwenden Sie deswegen unbedingt eine für Sie durchführbare und sichere Methode zur hormonfreien Verhütung, bevor Sie die Pille absetzen.