Versagensangst und Co. – Prüfungsstress-Ursachen im Überblick
Prüfungszeit bedeutet für viele Menschen puren Stress: Die Berge an Lernmaterial nehmen kein Ende, zwischen den verschiedenen Prüfungen liegen oft nur wenige Tage – und wieso sind alle anderen eigentlich viel besser vorbereitet? Innere Unruhe macht sich breit und es schleicht sich der Gedanke ein: „Ich schaffe das alles einfach nicht.“ Doch wieso leiden manche in der Prüfungszeit mehr als andere? Hier finden Sie die gängigsten Ursachen für Prüfungsstress.
Die Angst, zu versagen
Jede Aufgabe, Prüfung, Herausforderung und jedes Wagnis hat zwei mögliche Ausgänge: Erfolg oder Scheitern. Während sich wohl niemand über Erfolg beklagt, sieht die Lage beim Scheitern ganz anders aus – schon das Wort an sich verursacht bei den meisten Menschen Unbehagen. Vor allem in wichtigen Situationen wie Prüfungsphasen ist der eigene Anspruch ganz klar: nicht versagen. Je mehr sich jemand jedoch vor anstehenden Prüfungen selbst unter Druck setzt, desto mehr ist er in der Vorbereitung blockiert. Allein der Gedanke an bevorstehende Prüfungen kann bei Menschen, die an Versagensangst leiden, Schweißausbrüche, Atemnot, Herzrasen und Konzentrationsschwierigkeiten auslösen. So mündet Versagensangst oftmals in Prüfungsstress. Doch woher kommt diese Versagensangst?
- Menschen mit Versagensangst haben oft zu hohe Erwartungen an sich selbst und stecken sich unrealistische Ziele. Es ist fast unmöglich, jede Prüfung mit Bestnote zu bestehen oder jeden Tag von morgens bis abends durchgängig zu lernen.
- Wer unter Versagensangst leidet, hat vor allem Angst vor negativen Reaktionen aus seinem Umfeld. Das können Enttäuschung oder mahnende Worte von Familienangehörigen sein, ein verpasstes Stipendium, weil die Noten nicht ausreichend gut sind, oder die Häme von Mitschülern und Kommilitonen, die die Prüfung bestanden haben.
- Wer bereits in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hat, weil er beispielsweise von Eltern oder Lehrern für eine nicht bestandene Prüfung gerügt wurde, setzt sich selbst unter enormen Druck, um nicht wieder zu versagen.
Menschen, die unter der Angst leiden, zu versagen, möchten selbstgesteckten Zielen gerecht werden. Doch nicht nur das – oftmals ist es auch die tatsächliche oder befürchtete Enttäuschung anderer, beispielsweise der Familie, die ihnen zusetzt. Auch die dominierende Sorge vor negativen Konsequenzen, zum Beispiel der Wiederholung der Prüfung, kann die Versagensangst verstärken.
Ursache: Leistungsdruck
Eine weitere Prüfungsstress-Ursache ist der Leistungsdruck. Er führt bei Betroffenen unter anderem dazu, immer der oder die Beste sein zu wollen. Das hat zur Folge, dass für einen großen Teil unserer Gesellschaft nur oder vor allem Erfolge zählen. Wer sich davon zu sehr einnehmen lässt und sein Selbstwertgefühl ausschließlich über die eigene Erfolgsquote definiert, ist in Prüfungsphasen enorm viel Stress ausgesetzt. Dies kann sich bis zur Prüfungsangst steigern.
Ein möglicher Grund, wieso der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft so hoch ist und weshalb wir uns bei Prüfungen so unter Stress setzen, hängt mit den sozialen Medien zusammen:
- gezielte Selbstdarstellung: Durch soziale Medien wie Instagram, Facebook, Twitter oder Xing funktioniert Kommunikation rasend schnell und einfach. Diese Medien werden daher auch oft genutzt, um Erfolge direkt zu teilen und dafür von anderen Anerkennung zu erlangen. Wer regelmäßig in sozialen Medien unterwegs ist, bekommt daher auch viel von seinen Mitmenschen sowie von deren Triumphen mit. Lässt man sich davon beeinflussen, kann das den eigenen Leistungsdruck erhöhen, aber auch die Angst, zu versagen.
- ständige Vergleichbarkeit: Auch hier spielen die sozialen Medien eine große Rolle. Oft wird in Prüfungsphasen über diverse Lerngruppen kommuniziert – von Fragen über Anmerkungen bis hin zu Lernfortschritten, alles wird diskutiert. Das kann hilfreich sein. Wer sich aber ständig ablenken oder von diversen Nachrichten beeinflussen lässt, vergleicht sich unnötig oft mit dem vermeintlichen Lernstand der anderen.
Wer sich durch die sozialen Medien und durch deren Möglichkeiten zur Selbstdarstellung und Vergleichbarkeit beeinflussen lässt, der erhöht unter Umständen den herrschenden Leistungsdruck.
Wenn das Zeitmanagement nicht stimmt
Neben Versagensangst und Leistungsdruck ist auch falsches Zeitmanagement eine wesentliche Stress-Ursache in Prüfungszeiten. Einige Wochen vor den ersten Prüfungen sind viele Schüler und Studenten noch sehr entspannt. Das Vorbereiten und Lernen wird ständig verschoben – es dauert ja schließlich noch, bis die erste Klausur ansteht. Spätestens ein paar Tage vor der Prüfung schrillen für genau diese Personen jedoch sämtliche Alarmglocken: Es ist noch viel zu tun und die Zeit ist eigentlich zu knapp. Gedanken wie „Hätte ich bloß früher angefangen…“, machen sich breit. Das Lernmaterial türmt sich gefühlt ins Unermessliche und es ist soweit: Der Prüfungsstress und die Angst, zu versagen, dominieren den kompletten Alltag.
Um ein gutes Zeitmanagement zu trainieren, gibt es verschiedene Tipps zur erfolgreichen Prüfungsvorbereitung. Oft macht es Sinn, seinen Lernstoff von Anfang an zu strukturieren und durch einen Lernplan in kleine Schritte aufzuteilen.
Hätte ich mal auf meinen Lehrer gehört….
Das Zusammenspiel von Motivation und Konzentration
Die dominierenden Gründe für Prüfungsstress sind ganz klar Versagensangst und Leistungsdruck, dennoch spielen auch die eigene Motivation und Konzentrationsfähigkeit eine entscheidende Rolle, damit der Prüfungsstress nicht überhandnimmt. Daher zählen beide auch zu den Prüfungsstress-Ursachen:
- Motivation: Jeder kennt es: Bei bestimmten Prüfungen fällt einem das Lernen leichter und bei anderen hinterfragt man den kompletten Sinn des Lernstoffes. Je unmotivierter jemand jedoch ans Lernen herangeht, desto länger braucht er, sich den Stoff zu merken.
Tipp: Wer sich nach einigen Stunden erfolgreichen Lernens beispielsweise mit einer kleinen Auszeit oder einer Runde Sport belohnt, der geht sicher um einiges motivierter in die nächste Lerneinheit.
- Konzentration: Viele Studierende oder Schüler geben Konzentrationsschwäche als Grund dafür an, dass Sie in Prüfungsphasen unter Stress leiden. Meist lässt sich jedoch bereits durch einfache Kniffe die Konzentrationsfähigkeit deutlich erhöhen.
Tipp: In den Zeiten, in denen gelernt wird, ist es wichtig, ungestört zu sein. Störfaktoren wie ein Handy oder der nebenbei laufende Fernseher sollten aus dem Lernraum verbannt werden. Zusätzlich ist es von Vorteil, die Lernzeiten nicht übermäßig lang zu gestalten. Es ist effektiver, 60 Minuten ungestört zu lernen und dann eine kurze Pause einzulegen, als drei Stunden durchgängig zu lernen, zunehmend mit den Gedanken abschweifen und sich immer wieder dabei zu ertappen, wie man sich mit etwas anderem beschäftigt.