Wie Stress die Psyche beeinflusst: Konzentrationsschwäche und mehr

Eine junge Frau liegt erschöpft auf ihrem rechten Arm, weil sie unter Konzentrationsschwäche leidet.
Wie Stress die Psyche beeinflusst und mehr, erfahren Sie in diesem Artikel.

Schnell noch einmal die letzte Lektion anschauen, die Lernzettel ein weiteres Mal wiederholen, die Notizen durcharbeiten: Unmittelbar vor einer Leistungsabfrage ist für viele Menschen der Stress immens. Gedanken wie: „Bin ich gut genug vorbereitet?“, „Werde ich die Fragen beantworten können?“, „Schaffe ich es, durch die Prüfung zu kommen?“, schwirren vielen Prüflingen im Kopf herum. Der Fokus auf den Lernstoff fällt durch den so aufgebauten Druck zunehmend schwer. Konzentrationsschwäche, Burnout und Blackouts durch Stress sind mögliche Folgen. Doch: Welche Auswirkungen hat Stress auf unsere Psyche?

Konzentrationsschwäche – das passiert bei Stress in unserem Gehirn

In Prüfungsphasen kommt es darauf an, sich auf eine Tätigkeit – das Lernen – fokussieren zu können. Da ist ausreichend Konzentration Voraussetzung. Doch können viele gestresste Studierende oder Schüler genau in diesem Zeitraum ihre Aufmerksamkeit nicht bündeln, sondern leiden an einer Konzentrationsschwäche. Wie kommt das?

Steht der Organismus beständig unter Stress, hat das sowohl körperliche Auswirkungen als auch einen starken Einfluss auf die Psyche. Eine lange Prüfungsphase kann sich daher unter anderem auf das Gehirn, genau genommen auf die Leistungsfähigkeit, auswirken. Sind wir gestresst, schüttet unser Gehirn vermehrt das Hormon Cortisol aus. Solange sich dieses nur in dem Teil des Hirns befindet, der für unser Gedächtnis zuständig ist (Hippocampus) und uns aufmerksam und wachhält, ist das kein Problem. Wenn das Cortisol jedoch vermehrt auch andere Bereiche des Gehirns erreicht, zum Beispiel die Amygdala – die vor allem, wenn Wut und Angst auftreten, unsere Gefühle und Erinnerungen im Griff hat – wird es brisant. Bei zu viel Cortisol blockiert die Amygdala den Hippocampus nämlich in seiner Arbeit: Die Informationsübertragung funktioniert dann nicht mehr ausreichend, was zu Gedächtnisproblemen und Konzentrationsschwäche führen kann.

Gut zu wissen:

Mit einfachen Tipps und gezielten Übungen können Sie Ihren Prüfungsstress leichter bewältigen und Ihre Konzentrationsfähigkeit trainieren.

Wenn aus Prüfungsstress Burnout wird

Neben Konzentrationsschwäche ist auch stressbedingter Burnout eine mögliche psychische Auswirkung von Stress. Prüfungsphasen oder allgemein das Studium sind für viele Studierende oder Schüler Zeiträume, in denen sie über eine lange Zeit negativem Stress ausgeliefert sind: Hoher Arbeitsaufwand für einzelne Seminare, drängende Deadlines von Abgaben, der ständige Leistungsvergleich mit anderen Studierenden – das sind nur einige Beispiele von Faktoren, die einen Burnout begünstigen, wenn sie über einen langen Zeitraum auftreten.

Wissenswert:

Neben anhaltendem Stress zählen auch Überforderung, Überengagement und Leistungsdruck zu den zentralen Risikofaktoren für Burnout.
 
Burnout ist nicht von jetzt auf gleich einfach da. Er ist ein schleichender Prozess, der sich nach und nach entwickelt. Da die Symptome nicht pauschal vereinheitlicht werden können, ist es schwierig Burnout zu diagnostizieren. Es lässt sich dennoch eine Liste mit häufig auftretenden Anzeichen erstellen, die stressbedingten Burnout ankündigen:
  • körperliche Erschöpfung: u. a. Dauermüdigkeit, Antriebslosigkeit, Schlaflosigkeit
  • emotionale und geistig-mentale Erschöpfung: u. a. Gefühl der Hoffnungslosigkeit und/oder Ausweglosigkeit, schnelle Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, Zynismus, geringe Belastbarkeit
  • soziale Erschöpfung: u. a. Verlust der Empathie, sozialer Rückzug
Burnout beginnt meist mit recht unauffälligen Frühsymptomen wie Müdigkeit und Konzentrationsproblemen, kann sich dann aber allmählich verschlimmern und beispielsweise zu anhaltenden Schlafstörungen führen. Weil die Symptome teilweise mit denen anderer Krankheiten überlappen – wie Depressionen und psychosomatischen Störungen – sind sie nicht ausschließlich ein Anzeichen für Burnout. Ob Betroffene nun tatsächlich an Burnout oder einer anderen Erkrankung leiden, können sie selbst meist nicht erkennen: Die Diagnose muss von einem Fachmann gestellt werden.

Stress kann Depressionen verursachen

Häufig ist die Abgrenzung zwischen Stressdepressionen und Burnout schwierig auszumachen. Bei vollkommener Ausgebranntheit, die durch bestimmte Lebensumstände ausgelöst wird (zum Beispiel durch Stress auf der Arbeit oder in der Uni), spricht man von Burnout. Der Fokus liegt bei einem Burnout also auf dem Auslöser. Das kann zum Beispiel die Prüfungsvorbereitung sein, in die man übermäßig viel Energie gesteckt hat. Besserung bewirkt hier oftmals eine Eliminierung des Auslösers. Depressionen hingegen sind gekennzeichnet durch eine anhaltende tiefgreifende Traurigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit, aus denen sich Betroffene in der Regel nicht selbst befreien können. Oft benötigen sie daher eine medikamentöse Behandlung.

Sowohl bei Burnout als auch bei Depressionen ist Stress einer der häufigsten Auslöser. Schuld daran sind die Stresshormone Cortisol und Adrenalin. Wenn diese bei Dauerstress ständig in großen Mengen ausgeschüttet werden, beeinflussen sie unser Gehirn und bewirken Veränderungen in seiner Biochemie, die verantwortlich sind für Symptome wie die langanhaltende Niedergeschlagenheit.

Blackouts durch Stress

Stundenlanges Pauken, schlaflose Nächte und trotzdem: Am Tag der Prüfung fallen einem die gelernten Antworten einfach nicht ein – Blackout. Für jeden Prüfling ist der Blackout durch Stress wohl das schlimmste vorstellbare Szenario. Viele entwickeln grade zu panische Prüfungsangst. Ein Teufelskreis, denn schlimmstenfalls führt genau diese Furcht überhaupt erst zu einem Blackout: Dadurch, dass sich der Betroffene so stark unter Stress setzt, wird seine Konzentrationsfähigkeit stark eingeschränkt. Die Folge: Er kann auf das Gelernte nicht mehr zurückgreifen. Die gestellten Fragen in der Prüfung zu beantworten, ist ihm so unmöglich, egal, wie gut er sich zuvor vorbereitet hat.

So entsteht der Blackout durch Stress:

  • Bei Stress wird unter anderem das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Das sorgt dafür, dass unseren Muskeln in Stresssituationen viel Energie zur Verfügung gestellt wird. Es wirkt zusätzlich jedoch auch auf den Hippocampus im Gehirn.
  • Der Hippocampus ist der Bereich des Gehirns, den wir unter anderem zum Abspeichern von Informationen und zum Abrufen von Erinnerungen brauchen.
  • Durch den Kontakt mit dem freigesetzten Cortisol reagiert der Hippocampus zunächst mit Leistungssteigerung. Wenn jedoch zu viel Cortisol ins Blut gelangt, also das Stresslevel stark ansteigt, wirkt es zellschädigend. Das heißt, Zellen im Hippocampus werden irreversibel geschädigt und sterben ab.
  • Um eine Zellschädigung durch zu viel Cortisol zu verhindern, schaltet sich der Hippocampus komplett aus – das ist dann der sogenannte Blackout durch Stress.
 
Um der Prüfungsangst und damit dem Blackout durch Stress zu entgehen, helfen vielen Prüflingen bestimmte Entspannungs- oder Stresstherapien, damit sie auch in stressigen Situationen Ruhe bewahren und lernen, mit ihrer Prüfungsangst umzugehen.