Die richtige Krankenversicherung finden – eine Herausforderung

Eine Mutter mit jungen Kindern überreicht die Karte ihrer Krankenversicherung in der Arztpraxis

Krankenkassen in Deutschland gibt es wie Sand am Meer. Doch wo liegen die Unterschiede? Der gesetzliche Versicherungsbeitrag beträgt bei allen Kassen 14,6 Prozent, wovon jeweils die Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezahlt wird. Jedoch ist die Höhe der Zusatzbeiträge verschieden und auch die gebotenen Zusatzleistungen der Krankenkassen variieren. Wir klären auf, wie Sie die passende Versicherung finden und was Sie bei einem Wechsel beachten sollten. 

Wechsel der Krankenkasse: Das sind die Gründe

Nur die wenigsten Leute denken überhaupt daran, ihre Krankenkasse zu kündigen. Weniger als zehn Prozent überlegen, die Kasse zu wechseln und nur drei Prozent haben konkret vor, ihre Überlegung in die Tat umzusetzen1. Das liegt daran, dass sich die meisten Menschen eine Kündigung der Krankenversicherung sehr kompliziert und aufwendig vorstellen. Dem ist allerdings nicht so. Für die Vorbereitung der Kündigung können Sie sich auf entsprechenden Portalen Informationen und Tipps einholen und sich einige dafür relevante Schritte ansehen (Kündigungsfristen und Inhalte des Kündigungsschreibens). Bevor Sie jedoch kündigen, sollten Sie sich überlegen, welche neue Krankenkasse am besten zu Ihnen passt. 

Schon gewusst?

Die Gründe für einen Wechsel der Krankenkasse sind vielfältig, da er immer von den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Patienten abhängt. Die häufigsten darunter sind1

  • Höhe des Zusatzbeitrages (34,1 Prozent)
  • unpassende Leistungen (26,3 Prozent)
  • schlechter Service (17,4 Prozent)

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen im Überblick

Da die Versicherungen verschiedenste Leistungen anbieten und auch die Zusatzbeiträge unterschiedlich hoch sind, empfiehlt es sich, die Kassen zunächst genau zu vergleichen. Nur so finden Sie die für Sie beste gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Man unterscheidet zwischen gesetzlich vorgeschriebenen und individuellen Leistungen, den sogenannten Zusatzleistungen. 

Gesetzlich vorgeschriebene Leistungen der Krankenkassen

Die gesetzlichen Krankenversicherungen sind dazu verpflichtet, folgende Leistungen vollständig zu übernehmen: 

Da die genannten Punkte für jedermann gleich sind, lässt sich hieran nur schwer eine Entscheidung für oder gegen die GKV treffen. Vielmehr sollten Sie sich die Zusatzangebote ansehen. 

Tipp 
Der Beitragssatz von aktuell 14,6 Prozent ist bei allen Krankenversicherungen gleich, die Zusatzbeiträge (werden von den Kassen erhoben, wenn die finanziellen Mittel aus den normalen Beiträgen nicht ausreichen) variieren aber von Kasse zu Kasse. Der prozentuale Unterschied beträgt hier bis zu 1,2 Prozent2. Daher ist es wichtig, auch die Höhe der Zusatzbeiträge zu vergleichen. 
Außerdem ist bei der GKV zu beachten, dass es eine sogenannte Beitragsbemessungsgrenze gibt. Unter dieser Grenze steigen die Beiträge mit der Höhe des Einkommens. Beträgt das monatliche Bruttoeinkommen aber 4.425 Euro oder mehr, so steigt der Beitrag nicht mehr3

 

So locken die gesetzlichen Krankenversicherungen: Zusatzleistungen

Um neue Versicherungsnehmer zu gewinnen, werben die Krankenkassen mit einer Vielzahl an Zusatzleistungen. Die Auswahl der richtigen Kasse sollte vor allem anhand der persönlichen Präferenzen getroffen werden. 

Zu den zusätzlichen Leistungen gehören beispielsweise: 

  • Bonusprogramme (es werden Geld- und Sachprämien ausbezahlt, wenn beispielsweise alle Vorsorgeuntersuchen eines Jahres gemacht wurden)
  • eigene Kurse (zum Beispiel Fitness- oder Gesundheitskurse) 
  • Auslandsimpfungen
  • Übernahme von alternativen Heilmethoden 
  • Zuschüsse zu Vitalurlauben oder eigene Reiseangebote
  • ergänzende Leistungen und Schulungen für chronisch Kranke
  • Arzttermin ohne Wartezeit bei Vorsorgeuntersuchungen 
  • Zuschüsse zu Fitnesstracker (beispielsweise Apple Watch) 
  • vergünstigte Medikamente
  • teilweise Erstattung von Sehhilfen 
  • Zuschüsse zur professionellen Zahnreinigung
  • persönlicher Ansprechpartner 
  • gute Erreichbarkeit

Je nach Alter und gesundheitlichem Stand sollten Sie abwägen, welche Zusatzleistungen für Sie sinnvoll sind. So macht beispielsweise eine Versicherung mit einem Bonusprogramm für sportliche Betätigung für einen jungen, gesunden Menschen mehr Sinn, als eine Kasse mit ergänzenden Leistungen für Patienten mit chronischen Erkrankungen. Ein weiteres Beispiel ist die Bezahlung von Schutzimpfungen bei reiselustigen Menschen. Wer selten verreist, kann mit dieser Zusatzleistung wenig anfangen. Es ist daher wichtig, dass Sie darauf achten, welche Leistungen zu Ihrem gesundheitlichen Zustand und Ihren Interessen passen. 

Für Beamte, Selbstständige und Co.: Die private Krankenversicherung

Neben den gesetzlichen Krankenkassen gibt es noch die Möglichkeit, sich privat zu versichern. Diese Option wählen meist Menschen, deren Gehalt oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze liegt. In der privaten Krankenversicherung (PKV) gibt es eine solche Grenze nämlich nicht. Man kann also in manchen Fällen sogar Kosten einsparen. In jedem Fall erhalten Sie aber bessere Leistungen als sie in den gesetzlichen Versicherungen vorgesehen sind. Doch es gibt weitere Vor- und Nachteile der privaten gesundheitlichen Absicherung. 

Vorteile der privaten Krankenversicherung

Vor allem für junge, gesunde Menschen (meist Selbstständige und Studenten) sind die Beiträge der privaten Versicherung noch recht niedrig. Das hängt damit zusammen, dass die Notwendigkeit eines Arztbesuches bei Patienten in höherem Alter wahrscheinlicher ist als bei jüngeren. 

Weitere Vorteile der PKV sind: 

  • Beiträge steigen bei hohem Einkommen nicht (keine Beitragsbemessungsgrenze)
  • Klarheit über Höhe der Behandlungskosten (Rechnung geht direkt an den Patienten)
  • Leistungsumfang kann nach eigenen Wünschen zusammengestellt werden
  • kürzere Wartezeiten beim Arzt und Behandlung mit modernsten Methoden
  • Beitragsrückerstattung bei Nichtinanspruchnahme der Leistungen (Äquivalenzprinzip)
  • freie Krankenhauswahl
  • zahnärztliche Behandlung mit hochwertigen Füllmaterialien
  • Leistungen gelten auch für Auslandsaufenthalt (innerhalb der EU bis zu einem Jahr, außerhalb bis zu einem Monat

Interessant zu wissen
Besonders für Beamte lohnt sich die private Krankenversicherung, weil Beamte einen Anspruch auf Beihilfe (ungefähr 50 Prozent) 4 vom Staat haben. Das heißt, dass also ein Teil der Versicherungskosten vom Dienstherrn des jeweiligen Beamten übernommen wird. Dasselbe gilt für nicht berufstätige Familienmitglieder. Der vom Patienten zu zahlende Beitrag wird also geringer. 
Zu beachten: Bei einem Eintritt in die gesetzliche Krankenversicherung erlischt dieser Anspruch. 

 

Nachteile der privaten Krankenversicherung

Wie Sie sehen, hat die PKV gegenüber der GKV einige Vorteile. Leider können sich viele Menschen die private Krankenversicherung nicht leisten, vor allem im Alter werden die Beiträge oft sehr hoch. Jeder potentielle Versicherungsnehmer muss sich als Aufnahmekriterium einer Gesundheitsprüfung unterziehen. Bestehen Vorerkrankungen (beispielsweise Asthma, Rückenleiden oder Bluthochdruck), so sind die Beiträge von Anfang an höher, denn Sie beinhalten dann einen sogenannten Risikozuschlag. 
 

Weitere Nachteile der PKV sind:

  • Wechsel zurück in die GKV nur eingeschränkt möglich (dadurch soll verhindert werden, dass Patienten in jungen Jahren die günstigen Beiträge der PKV genießen und im Alter aber aus Kostengründen wieder in die GKV wechseln)
  • keine kostenlose Mitversicherung der Kinder und Ehegatten (bei einem Kinderwunsch muss also mit hohen Kosten gerechnet werden)
  • Selbstständige, Freiberufler und Beamte können uneingeschränkt in die PKV wechseln;. für Angestellte unter der Versicherungspflichtgrenze (4.950 Euro brutto monatlich3) ist der Eintritt verwehrt 
  • Arztrechnungen müssen vorgestreckt werden (später werden sie von der Kasse übernommen)
  • keine Beitragsfreiheit bei Verdienstausfall oder Elternzeit
  • die Einsparung der Kosten in jungen Jahren relativiert sich im Alter meist wieder, weil die Beiträge ansteigen, je älter der Patient ist

Wussten Sie schon? 
Aufgrund des demografischen Wandels und dem Älterwerden der Gesellschaft durch den medizinischen Fortschritt werden die Beiträge sowohl in der gesetzlichen als auch in der privaten Krankenversicherung in den kommenden Jahren ansteigen. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, einen Wechsel nicht nur bezüglich des Kostenaufwandes für eine Versicherung in Erwägung zu ziehen. Wichtiger ist es, die Leistungen der jeweiligen Kassen zu bewerten und auf dieser Basis die für Sie beste Entscheidung zu wählen. 

Überlegungen, die vor einem Wechsel zu treffen sind

Bevor Sie eine Kündigung für Ihre Krankenkasse schreiben, sollten Sie sich zunächst einige Gedanken machen. Beispielsweise bei der Auswahl der neuen Versicherung. Was ist Ihnen an der Versicherung wichtig, was weniger? Die Bedürfnisse der Versicherungsnehmer sind sehr unterschiedlich. Den älteren Menschen liegt es vielleicht mehr am Herzen, dass die Filiale direkt vor Ort ist und besonders gute Behandlungsmethoden gewährleistet sind, jüngere Menschen achten womöglich eher auf die Beitragshöhe. 


Auch der Ruf und die Zuverlässigkeit der jeweiligen Kasse ist bei den Versicherungsnehmern zunehmend von Bedeutung. Nicht zuletzt spielt auch der Einfluss von Freunden und Bekannten bei der Wahl der Versicherung eine große Rolle. Holen Sie sich für Ihre Entscheidung so viele Informationen wie möglich und wählen Sie die Versicherung so aus, dass Ihre Bedürfnisse bestmöglich befriedigt werden.