Weiterbildung 4.0 — Definition und Erwartungen

Weiterbildung 4.0 - Was steckt dahinter?
Kein Begriff prägt die heutige Aus- und Weiterbildungslandschaft so sehr wie der des lebenslangen Lernens. Doch mit dem rasanten Wandel des Arbeitslebens verändert sich auch die Weiterbildungsindustrie immer mehr. Längst ist die Rede von der „Weiterbildung 4.0“. Wir zeigen, worum es sich dabei genau handelt und was Bildungshungrige in Zukunft von Weiterbildungsangeboten erwarten dürfen.

Die Digitalisierung als Treiber

Die zunehmende Digitalisierung macht sich in nahezu allen Branchen der Arbeitswelt bemerkbar. Dies stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen, denn es gilt, Arbeit 4.0 — das moderne Arbeiten — unter dem Einfluss von Digitalisierung und Globalisierung fest zu integrieren. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie hat dieser Prozess nochmal an Fahrt aufgenommen. Die Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen, dass sich die Transformation beschleunigt. Auch in der Weiterbildungslandschaft hat sich vieles verändert und zahlreiche Änderungen stehen noch bevor.

Mit Beginn der Corona-Pandemie haben sich nachhaltige Auswirkungen in der Branche bemerkbar gemacht. So ist etwa der Bedarf an Online-Kursen und Fernlehrgängen gestiegen. Durch den Lockdown ist die Nachfrage nach Präsenzseminaren hingegen zurückgegangen. Gleichzeitig wurden auf globaler Ebene von Regierungen Initiativen ergriffen und Programme initiiert, um berufliche Weiterbildung zu fördern. Darüber hinaus hat sich die Nachfrage bei Weiterbildungen etwas verlagert. Stammten diese bislang überwiegend von Unternehmen, sind es nun die Weiterbildungsinteressierten selbst, die verstärkt Initiative zeigen.

Was bedeutet Weiterbildung 4.0?

Ist von der Industrie 4.0 die Rede, meint man damit die Verzahnung der Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik. Als treibende Kraft gilt die rasant zunehmende Digitalisierung, die gleichermaßen in der Wirtschaft und in der Gesellschaft spürbar ist. Diese Definition lässt sich auch auf den Begriff Weiterbildung 4.0 übertragen. Denn auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung hält die Digitalisierung mehr und mehr Einzug. Bestes Beispiel dafür ist die Entwicklung und Akzeptanz von E-Learning. Indem Lernen mit digitalen Aspekten kombiniert wird, lernen Seminarteilnehmer auf natürliche Weise den Umgang mit aktuellen Medien. Weiterbildung 4.0 für mehr Wissen im Bereich Digitalisierung ist also in zweierlei Hinsicht optimal:

1. Bei einer Weiterbildung können modernste Lernmethoden genutzt und der Erfolg eines Seminars gesteigert werden.
2. Durch den Umgang mit modernen Medien wird die digitale Kompetenz automatisch vertieft und kann für den beruflichen Alltag genutzt werden.

Unter den bekanntesten Bildungsanbietern finden sich immer mehr, die Bildungshungrigen auch digitale Lernformate zur Verfügung stellen. So kann man zum Beispiel Wissenswertes zur Existenzgründung in einem Existenzgründerseminar lernen, das ausschließlich online stattfindet.

Welche Vorteile bietet Weiterbildung 4.0?

Die Gründe dafür, warum die Digitalisierung auch in der Aus- und Weiterbildung einen so hohen Stellenwert hat, erklären sich durch die zahlreichen Vorteile, die das digitalisierte Lernangebot mit sich bringen kann:

  • Lernende und Lehrende genießen räumliche und zeitliche Unabhängigkeit
  • Die Anzahl an erforderlichen Präsenzphasen kann reduziert werden
  • Es werden Freiräume geschaffen, welche eine gelungene Work-Life-Balance erleichtern
  • Unternehmen profitieren von einer erhöhten Flexibilität
  • Unter den Teilnehmern herrscht eine verbesserte Akzeptanz und Motivation
  • Bei gelungener Umsetzung kann Weiterbildung 4.0 effizienter und kostengünstiger sein

Welche digitalen Lernmethoden gibt es?

Viele Bildungsträger setzen bei ihren Seminaren auf den Einsatz digitaler Lernformate und bedienen sich dabei ganz unterschiedlicher Methoden. Häufig kommen folgende Formate zum Einsatz:

  • Lernprogramme (ermöglichen das Lernen im eigenen Tempo)
  • Online-Kurse (Umfang ist variabel)
  • Unterlagen in digitaler Form (zum Beispiel in Form von Übungsaufgaben, Textbüchern oder Fachliteratur)
  • Videos (etwa Erklärvideos, Tutorials oder Trainingsvideos)
  • Virtuelle Räume (Videokonferenzen, Seminare, virtuelles Klassenzimmer)

Auch der Austausch in digitalen Lerngruppen oder Fragenkataloge zur Selbstreflexion zählen zu den digitalen Lernformaten.

Lernvideos und Podcasts werden schon seit einiger Zeit genutzt. Neu hinzugekommen sind Webinare und virtuelle Klassenzimmer. Bei Live-E-Learnings befinden sich alle Anwesenden in einem gemeinsamen digitalen Raum – hören, sehen und erleben also alle das Gleiche. Im Vordergrund stehen der Austausch untereinander und gemeinsames Lernen. Anders gestaltet sich ein Webinar, bei dem in der Regel keine aktive Teilnahme am Training möglich ist bzw. sich diese schon aufgrund der höheren Teilnehmerzahl schwieriger gestaltet. Häufig finden sich bei E-Learning ein interaktives Whiteboard und Breakout-Rooms, welche das Lernen und Arbeiten in kleinen Arbeitsgruppen unterstützen. Somit weisen sie eine große Ähnlichkeit zu klassischen Präsenzseminaren auf – jedoch mit dem Vorteil, dass man physisch nicht am gleichen Ort sein muss. Während Webinare und virtuelle Klassenzimmer Raum für Interaktion lassen, überzeugen Lernvideos und Podcasts dadurch, dass sie zu jeder Zeit und beliebig oft konsumiert werden können.

Im Zuge des Mobile Learning werden Lernangebote bei Weiterbildungen noch besser an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst. Das heißt, dass neue Lerntools interaktiver und ansprechender gestaltet sind. Oft wird das Wissen in kleinen Lernsnacks (Learning Nuggets) angeboten. Damit diese Tools auch mit mobilen Endgeräten genutzt werden können, sind sie meist in Form von Apps erhältlich. Besonders große Aufmerksamkeit bei Weiterbildung 4.0 genießen Quiz-Apps, welche die Vorteile von Mobile Learning und Game-Based-Learning verbinden. Weil hier auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt und das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert wird, ist die Motivation bei diesen Lernmethoden sehr hoch. Weitere moderne Lernmethoden sind Planspiele und Computersimulationen, Virtual und Augmented Reality.

Welche Herausforderungen und Stolpersteine gehen mit digitalem Lernen einher?

Wer beim Lernen das soziale Miteinander mag, könnte beim E-Learning etwas zu kurz kommen. Schließlich kann ein virtuelles Klassenzimmer kein echtes ersetzen. Unternehmen, welche für ihre Mitarbeiter eine Schulung organisieren möchten, sollten genau abwägen, welches Lernformat am besten geeignet ist. Dies sollte immer in Abhängigkeit von der Zielgruppe entschieden werden. Denn nicht bei allen Beschäftigten sind notwendige digitale Kompetenzen vorhanden. Darüber hinaus müssen die Lernenden die nötige Selbstlernkompetenz, Lernmotivation und Selbstdisziplin mitbringen. Möchte man eine Weiterbildung von der Bundesagentur für Arbeit fördern lassen – zum Beispiel im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes – ist es wichtig, dass das Angebot nach der AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung) zugelassen ist. Nur dann ist eine Förderung notwendig. Dies ist nicht bei allen E-Learning-Angeboten der Fall.

Auch wenn digitale Lernformate Kosten und Zeit sparen sollen, sieht die Realität manchmal anders aus. Denn zu Beginn ist eine Investition nötig, die sich erst langfristig auszahlt. Unternehmen, welche die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand nehmen möchten, müssen zudem eine funktionierende Infrastruktur mit passenden Tools und Plattformen schaffen.