MRSA - wenn Antibiotika nicht wirken

MRSA - Antibiotika werden wirkungslos
MRSA - Antibiotika werden wirkungslos
Die Deutschen schlucken zu viele Antibiotika. In der Folge entwickeln Bakterien Resistenzen (MRSA) und gängige Antibiotika verlieren ihre Wirkung.
Antibiotika verschreiben die Ärzte bei Infektionskrankheiten, die durch Bakterien verursacht werden. Bei Viren sind Antibiotika übrigens wirkungslos. Beispiel für durch Bakterien verursachte Krankheiten sind Harnwegsinfektionen, Bronchitis oder bakterielle Infektionen nach einer Erkältung (hier "setzen" sich die Bakterien auf eine bestehende virale Infektion).

MRSA - zu häufiger Antibiotikaeinsatz

Fachleute bemängeln, dass Ärzte in Deutschland zu häufig Antibiotika verschreiben. Auch dann, wenn es nicht unbedingt nötig wäre. Die Folge: Die Bakterien entwickeln Resistenzen und gängige Antibiotika wirken schließlich nicht mehr. So können sich die Bakterien ungebremst vermehren, was vor allem für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder ältere Personen gefährlich werden kann. Fachleute sprechen von MRSA - die Abkürzung für "Methicillin resistenter Staphylococcus aureus". Im Volksmund werden MRSA auch als Krankenhauskeime bezeichnet.
 

So wirken Antibiotika

Unter Antibiotika versteht man eine Wirkstoffgruppe, die der Bekämpfung von Infektionen dient. Diese werden durch Kleinstlebewesen wie Bakterien verursacht. Gegen Viren sind Antibiotika grundsätzlich wirkungslos. Im Wort Antibiotikum stecken die altgriechischen Begriffe βίος (das Leben) und ἀντί (gegen). Wörtlich übersetzt heißt Antibiotikum also „Bekämpfung des Lebens“. Antibiotika entfalten ihre Wirkung, indem sie die Fortpflanzung der Bakterien unterbinden oder deren Stoffwechselvorgänge behindern. Gegen Pilze kommen spezielle Antibiotika, sogenannte Antimykotika, zum Einsatz. Darin steckt das altgriechische Wort μύκης (der Pilz).

So verlieren Antibiotika ihre Wirkung

Bakterienstämme können Resistenzen bilden. Dieses Risiko besteht, wenn Bakterien durch ein Antibiotikum weder vollständig abgetötet noch an ihrem Wachstum gehindert worden sind. Es können dann Bakterienstämme entstehen, die gegen ein bestimmtes Antibiotikum resistent sind. Gegen diese Bakterien sind die betroffenen Antibiotika wirkungslos. Ist ein Bakterium beziehungsweise ein Bakterienstamm gegen mehrere Antibiotika resistent, sprechen Mediziner und Pharmazeuten von multiresistenten Keimen. Professor Dr. Mathias Pletz, Leiter der Klinischen Infektiologie am Universitätsklinikum Jena erklärt dazu: „Die bakterielle Resistenzentwicklung läuft schneller als wir alle glauben.“ Diese Entwicklung geht häufig schneller vonstatten, als Pharmazeuten neue Wirkstoffe entwickeln können.

Antiobiotika werden auch in der Tiermast eingesetzt und können über die Nahrung aufgenommen werden. Auch so kommt es zu den Resistenzen.

Deutsche schlucken zu viele Antibiotika

Fast 30 Prozent der Antibiotikaverordnungen waren im Jahr 2013 mit Blick auf die Diagnose fragwürdig – das zeigt die Analyse der Arzneimitteldaten der DAK. Die Über- und Fehlversorgung hat dramatische Folgen: Immer mehr Bakterien entwickeln Resistenzen und bedrohen zunehmend die Gesundheit von Patienten im Krankenhaus. Damit werden Infektionen wieder zur tödlichen Gefahr, weil Antibiotika nicht mehr wirken.

Die Über- und Fehlversorgung wird während der Erkältungszeit besonders deutlich. Drei Viertel der Befragten erwarten eine Antibiotikaverordnung vom Arzt, wenn sich die Erkältung nicht von selbst bessert. Ein Viertel wünscht ein Rezept, um schnell wieder fit für den Job zu sein. „Erkältungen werden aber in 80 bis 90 Prozent aller Fälle von Viren verursacht, ohne dass es eine zusätzliche bakterielle Besiedlung gibt“, sagt der Arzneimittelexperte Professor Gerd Glaeske. „Antibiotika schaden in solchen Fällen mehr als sie nutzen."