Das Vitamin K2: Unbekannt und unterschätzt

Eine Frau mit starken Knochen hebt ihren Arm

Lange Zeit war das Vitamin K2 (medizinisch: Menachinon) in Vergessenheit geraten. Und viele Jahre war ihm lediglich ein Einfluss auf die Blutgerinnung zugeschrieben. Doch es ist an einigen weiteren Prozessen des menschlichen Körpers beteiligt und hat viele positive Effekte auf die Gesundheit. Erfahren Sie hier mehr über die Funktionen dieses wichtigen Vitamins, die Ursachen eines Mangels, mögliche Folgen und warum Vitamin K2 eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Osteoporose und Arteriosklerose spielt!

Was ist Vitamin K2?

Vitamin K2 zählt zu den fettlöslichen Vitaminen. Das bedeutet, dass es mit fettreicher Nahrung – in diesem Fall durch tierische, aber auch fermentierte Lebensmittel - in den Körper gelangt, wo es die Leber in geringen Mengen speichert. Darüber hinaus produzieren Bakterien in den unteren Abschnitten des Dünndarms sowie im Dickdarm einen kleinen Anteil. Doch was macht es so besonders und lebenswichtig?

Vitamin K2 und seine vielseitigen Wirkungsweisen

Vor allem ist Vitamin K2 im Zusammenhang mit der Blutgerinnung bekannt: Es ist an der Bildung einiger Eiweiße beteiligt, die zum einen die Blutgerinnung fördern, sie zum anderen aber auch verlangsamen können. Dadurch wird der ganze Prozess im Gleichgewicht gehalten. Zudem aktiviert es das Protein Osteocalcin. Dieses transportiert Kalzium in die Knochen und Zähne, was wiederum für deren Gesunderhaltung und Stärkung essenziell ist. Zugleich regt es die sogenannten Matrix-Gla-Proteine an, die dafür sorgen, dass sich das in den Blutgefäßen abgelagerte Kalzium löst. Somit schlägt das Vitamin K2 zwei Fliegen mit einer Klappe: Es kann gleichermaßen einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung durch Kalzium) und Osteoporose (Knochenschwund) vorbeugen.

Ursachen eines Vitamin K2-Mangels

In den meisten Fällen wird ein Vitamin K2-Mangel erst recht spät entdeckt, da es an lang dauernden Prozessen im Körper beteiligt ist. Mögliche Ursachen für eine Unterversorgung können sein:

  • Da die Leber geringe Mengen des Vitamins speichert, können Lebererkrankungen – zum Beispiel aufgrund von Alkoholismus – verantwortlich für einen Mangel sein.
     
  • Vor allem durch die Einnahme von Antibiotika wird die Darmflora oft für lange Zeit nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Vitamin K2-produzierenden Bakterien werden dadurch bekämpft.
     
  • Ebenso wirken sich Erkrankungen des Verdauungssystems wie Morbus Crohn, Reizdarm, langwierige Durchfälle oder aber Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) negativ auf die Flora des Darms und somit auf die Produktion von Menachinon aus.
     
  • Ist die Fettaufnahme zum Beispiel durch Funktionsstörungen von Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase eingeschränkt, kann das die Resorption von Vitamin K2 verhindern.

Vorsicht!
Einige blutverdünnende Medikamente besitzen eine hemmende Wirkung auf Vitamin K2 – und umgekehrt. Sind Sie zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung auf Blutverdünner angewiesen, so sollten Sie vor der Einnahme von Vitamin K2-Präparaten das Gespräch mit einem Arzt suchen.

Symptome und eventuelle Folgen einer Mangelerscheinung

Aufgrund einer möglichen Blutgerinnungsstörung in Folge eines Vitamin K2-Mangels können die wohl deutlichsten Symptome das schnelle Entstehen blauer Flecken, Nasen- beziehungsweise Zahnfleischbluten sowie starkes Bluten nach Verletzungen sein. Da das Vitamin nur noch mangelhaft vorhanden ist, ist auch der Abtransport von Kalzium vermindert. So lagert sich unter anderem Kalk in den Blutgefäßen ab, verengt die Arterien und eine Arteriosklerose entsteht. Die dadurch bedingten Durchblutungsstörungen lösen schlimmstenfalls einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder zum Beispiel auch ein Nierenversagen aus. Ebenso begünstigt ein Mangel von Vitamin K2 eine Erkrankung an Osteoporose. Da den Knochen weniger Kalzium zugeführt wird, nimmt ihre Dichte ab und die Gefahr eines Knochenbruchs steigert sich erheblich.

Wissenswert!
Da Vitamin K2 in der Muttermilch nur sehr schwach konzentriert ist und sich erst im Laufe der Zeit die Darmflora mit den Vitamin K2-produzierenden Bakterien aufbaut, leiden Neugeborene oftmals unter einem Mangel. Deswegen verabreicht der Arzt Babys nach der Geburt häufig das lebenswichtige Vitamin in Form einer Spritze oder Tropfen.

Was hilft bei einem Vitamin K2-Mangel?

Liegt tatsächlich ein Mangel an Vitamin K2 vor, so kann der vermehrte Verzehr von tierischen Lebensmitteln eine erste Maßnahme sein. Dabei eignen sich etwa Schweinefleisch oder Rinderleber, aber auch andere Fleischsorten, Butter, Eier oder Käse. Eine besonders hohe Konzentration enthält das traditionelle, japanische Gericht Natto, das aus fermentierten Sojabohnen hergestellt wird.

Rund 65 Mikrogramm Vitamin K (durchschnittlicher Tagesbedarf) sind enthalten in:1

  • 1,5 Liter Vollmilch
  • 200 Gramm Speisequark (20%)
  • 100 Gramm Butter
  • 3 Eier
  • 400 Gramm Schweinfleisch
  • 150 Gramm Rinderleber
  • 50 Gramm Kalbsleber

Des Weiteren können spezielle Nahrungsergänzungsmittel, wie zum Beispiel Vitamin K2-Tropfen, einen Mangel effektiv ausgleichen oder ihm vorbeugen.

 

Wie viel Vitamin K2 benötigt der menschliche Körper?

Eine exakte Angabe der täglich erforderlichen Menge von Vitamin K2 ist bislang nicht bekannt. Jedoch gelten laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung folgende Schätzwerte für die Vitamin K-Gruppe allgemein:2

 

AlterVitamin K
Mikrogramm (g)/Tag
mw
Säuglinge
0 bis unter 4 Monate4
4 bis unter 12 Monate10
Kinder
1 bis unter 4 Jahre15
4 bis unter 7 Jahre20
7 bis unter 10 Jahre30
10 bis unter 13 Jahre40
13 bis unter 15 Jahre50
Jugendliche und Erwachsene
15 bis unter 19 Jahre7060
19 bis unter 25 Jahre7060
25 bis unter 51 Jahre7060
51 bis unter 65 Jahre8065
65 Jahre und älter8065
Schwangere60
Stillende60

Vitamin K2 und Vitamin D – wahre Teamplayer

Im Gegensatz zum Vitamin K2 hat wohl jeder schon einmal vom Vitamin D gehört – vor allem das Vitamin D3, das mithilfe der Sonnenstrahlung im Körper produziert wird, ist sehr bekannt. Es bildet das Knochenprotein Osteocalcin, das vom Menachinon wiederum aktiviert wird. Anschließend kann das Osteocalcin Kalzium in die Knochen transportieren. Ist also ein Überschuss an Vitamin D3 vorhanden und nicht genügend Vitamin K2, lagert sich das Kalzium in den Blutgefäßen ab und das Risiko einer Arteriosklerose steigt.