Diabetes mellitus vom Typ 2 Selbsthilfe & Vorbeugung

Der wichtigste Beitrag des Patienten bei der Diabetesbehandlung ist der gewissenhafte Umgang mit der Erkrankung. Dazu gehört mehr als die sorgfältige Einnahme beziehungsweise Anwendung der verordneten Medikamente. Daher ist insbesondere zu Beginn der Erkrankung eine sogenannte Diabetikerschulung sehr zu empfehlen. Dort lernen Diabetiker beispielsweise, wie sie selbst den Blutzuckerspiegel messen und Insulinspritzen oder ?pumpen handhaben. Doch das ist nicht alles: In einer guten Diabetes-Schulung erfahren die Patienten auch, wie Sie etwa durch eine angepasste Ernährung oder Bewegung die Krankheit positiv beeinflussen können. Bei ellviva können Sie unter Kochen & Rezepte für Diabetes geeignete Rezepte suchen oder unter Diät & Abnehmen einen auf Diabetes abgestimmten geeigneten Diätplan suchen oder erstellen.

Grundsätzlich zu empfehlen sind Diabetiker-Selbsthilfegruppen. Hier profitieren insbesondere Neu-Erkrankte von den mannnigfaltigen Erfahrungen, die ?fortgeschrittene? Diabetiker gerne weitergeben. Die engagierten Mitglieder von Selbsthilfegruppen sind oft die besten Experten, wenn es darum geht, mit Diabetes gut leben zu lernen.

Eine gesunde Ernährung ist für alle Patienten mit Diabetes mellitus von großer Bedeutung. Wichtig ist, dass die mit der Nahrung zugeführten Kalorien vom Körper auch verwertet werden können und Kohlenhydrate nicht als Harnzucker wieder ausgeschieden werden. Mehrere kleine Mahlzeiten (fünf bis sechs) am Tag sind besser als wenige große. Bevorzugen Sie möglichst fettarme Kost in Verbindung mit viel frischem Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten. Fettarme Kost beugt Übergewicht vor, Obst und Gemüse enthalten viele wertvolle Vitamine und Mineralstoffe. Vollkornprodukte führen zu einer langsameren Freisetzung von Kohlenhydraten. Dadurch gewährleisten sie eine gleichmäßigere Blutzuckerkonzentration als nach dem Verzehr schnell verfügbarer Kohlenhydrate - wie beispielsweise in Weißmehlprodukten. Außerdem sollten Produkte mit reiner Glukose eher gemieden werden, da sie zu einem raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels führen, der dann aber auch schnell wieder abfällt ? mit den entsprechenden gesundheitlichen Risiken.

Weit verbreitet ist der Glaube, dass Typ-2-Diabetiker keinen Zucker zu sich nehmen dürfen. Das ist so nicht richtig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als 50 Gramm beziehungsweise höchstens 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs in Form von freiem Zucker zuzuführen. Zum Süßen eignen sich auch Süßstoffe wie Saccharin, Cyclamat und Aspartam sowie der Zuckeraustauschstoff Xylit.

Neben dem Zuckergehalt sollten Diabetiker auch den Eiweißgehalt der Nahrung beachten. Eiweiß (zum Beispiel in fettarmem Fleisch, Fisch oder pflanzliche Eiweiße) sollte 10 bis 15 Prozent der Gesamtkalorienmenge ausmachen. Achtung: Bei Nierenschädigungen gelten andere Empfehlungswerte. Hier sollte der Eiweißanteil je nach Schwere der Nierenschädigung deutlich niedriger liegen und wird vom Arzt individuell anhand der Blutwerte festgelegt.

Desweiteren müssen Diabetiker auf eine ausreichende Trinkmenge achten. Trinken Sie mindestens 1,5 Liter täglich, möglichst Mineralwasser oder Kräuter- beziehungsweise Früchte-Tee.

Rauchen und Alkoholkonsum steigern das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken oder eine bestehende Erkrankung zu verschlechtern. Alkohol senkt den Blutzuckerspiegel teilweise dramatisch, meist vier bis sechs Stunden nach Alkoholgenus (manchmal auch bis zu 12 Stunden später). Wie weit und wann der Blutzucker genau absinkt ist jedoch nicht berechenbar. Werden noch wie gewohnt blutzuckersenkende Medikamente eingenommen oder Insulin gespritzt, sinkt der Blutzucker noch weiter ab ? eine lebensgefährliche Unterzuckerung (sogenannte Hypoglykämie) ist die Folge. Rauchen schädigt unter anderem die Blutgefäße und behindert die bei Diabetes oft schon eingeschränkte Blutversorgung der Körperzellen noch mehr. Versuchen Sie daher, mit dem Rauchen aufzuhören und den Alkoholgenuss so gut es geht einzuschränken. Als Alkoholika sollten Sie - wenn überhaupt - nur trockene Weine oder Diätbiere trinken. Andere alkoholhaltige Getränke oder auch alkoholfreies Bier sind wegen des hohen Zuckergehaltes nicht geeignet.

Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 sollten immer Trauben- oder Würfelzuckerstückchen bei sich haben. So können Sie im Falle einer Unterzuckerung frühzeitig Zucker zuführen und lebensgefährliche Blutzuckerabfälle rechtzeitig abwenden. Tragen Sie außerdem einen so genannten Diabetikerausweis bei sich. Damit können Helfer Sie im Falle eines Unfalls oder einer Bewusstlosigkeit durch Unterzuckerung sofort als Diabetiker erkennen.

Und noch ein Hinweis: Bewegung beeinflusst Diabetes sehr günstig. Gerade Typ-2-Diabetiker profitieren besonders stark von körperlicher Aktivität in Verbindung mit gesunder Ernährung - Blutzuckereinstellung, Blutdruck und Blutfettwerte können so deutlich verbessert werden. Diabetiker, die sich regelmäßig bewegen, brauchen im Durchschnitt deutlich weniger Medikamente als Patienten, die sich nicht regelmäßig bewegen. In günstigen Fällen kann der Arzt die Medikamente sogar ganz absetzen.

Warum ist Bewegung so günstig? Durch Bewegung und Sport reagiert der Körper sensibler auf Insulin, außerdem wird die Zuckerverwertung verbessert. Aus diesem Grund müssen Typ-2-Diabetiker beim Sport ihre blutzuckersenkenden Medikamente und/oder Insulindosis, die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und natürlich die sportliche Betätigung beziehungsweise körperliche Anstrengung genau aufeinander abstimmen - anfangs in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Für Diabetiker sind vor allem Ausdauersportarten empfehlenswert, die das Herz-Kreislauf-System und die Atmung beanspruchen, allgemein die Beweglichkeit und Koordination verbessern sowie zur Lockerung, Dehnung und Kräftigung der Muskulatur beitragen. Dazu gehören unter anderem Dauerlauf (Jogging), Schwimmen, Gymnastik, Radfahren, Ballspiele sowie Bergsteigen. Nicht empfehlenswert sind Übungen mit spezieller Pressatmung wie beispielsweise Gewichtheben. Beachten Sie bei der sportlichen Aktivität folgende Tipps:
  • Beginnen Sie das Training langsam und steigern Sie es stufenweise.
  • Stimmen Sie Ihr Trainingsprogramm mit dem behandelnden Arzt und/oder Ihrer Diätassistentin ab. Denn die erhöhte Insulinempfindlichkeit der Muskulatur bei sportlicher Betätigung kann lebensgefährliche Unterzuckerungen verursachen. Darum muss in Absprache mit dem Arzt die Insulindosis (sowohl die basale Insulinversorgung als auch das Mahlzeiteninsulin) vor dem Sport meist verringert werden, außerdem sollten Sie ausreichend Kohlenhydrate zu sich nehmen. Achtung: Eine lang andauernde, leichte körperliche Belastung kann die Blutzuckerkonzentration stärker absenken als eine kurze, jedoch sehr anstrengende sportliche Betätigung.
  • Halten Sie eine systematische Trainingsreihenfolge ein, und zwar Aufwärmphase, Trainingsphase und Abkühlphase.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig - am besten täglich etwa 30 Minuten oder länger. Bemerken Sie Anzeichen einer Unterzuckerung ? wie Zittern, Herzklopfen, beziehungsweise Herzrasen, Angst, Kaltschweißigkeit, Müdigkeit, plötzlicher Verlust der Leistungsfähigkeit - beenden Sie Ihre sportliche Tätigkeit umgehend und messen Sie Ihren Blutzucker. Bei einem Blutzuckerwert unter 80 Milligramm je Deziliter nehmen Sie umgehend rasch wirksame Kohlenhydrate zu sich, zum Beispiel zwei bis drei Broteinheiten (BE) in Form von Cola oder Traubenzucker.
  • Schließen Sie sich einer Sportgruppe mit Gleichgesinnten an. In der Gruppe macht Sport oft noch mehr Spaß und erhöht die Motivation.
Hautpflege und eine gute Hygiene sollten zur täglichen Routine gehören, weil beim Diabetiker aus kleinen Verletzungen schnell unangenehme Infektionen werden können. Kontrollieren Sie insbesondere Ihre Füße regelmäßig auf offene Hautstellen und kleinste Verletzungen. Ganz wichtig sind jährliche Untersuchungen beim Augenarzt und Urologen, um die Funktionsfähigkeit von Augen und Nieren zu überprüfen.

Abnehmen, angepasste Ernährung und Sport sind wichtige Pfeiler der Therapie von Diabetes mellitus vom Typ 2. In der Selbstmedikation können Sie - nach vorheriger Absprache mit Ihrem Arzt - verschiedene Wirkstoffe sinnvoll einsetzen. Unter den nicht rezeptpflichtigen Wirkstoffen ist Guar zu nennen. Aufgrund seiner Eigenschaften als Quellmittel kann der Wirkstoff eine Diät sinnvoll begleiten. Guar ist ein Mehrfachzucker (Polysaccharid), der im menschlichen Verdauungsapparat nicht gespalten wird. Guar quillt (ausreichendes Trinken vorausgesetzt) im Magen stark auf und verzögert so die Magenentleerung. Damit werden Nahrungsbestandteile (wie auch Kohlenhydrate) verlangsamt in den Körper aufgenommen. Dadurch verhindert Guar einen sprunghaften Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Essen, verringert die Harnzuckerausscheidung und verbessert insgesamt die Stoffwechsellage beim Diabetiker.

Begleitsymptome oder Folgeschäden der Zuckerkrankheit können Sie unter Umständen - und nach ärztlicher Absprache - mit frei verkäuflichen Wirkstoffen lindern. So gibt es unter anderem:Grundsätzlich gilt für alle diese Wirkstoffe: Nehmen Sie keine Medikamente ein, ohne vorher mit Ihrem Arzt gesprochen zu haben.

Blattextrakte der Kaktusart Aloe vera, Grapefruitsaft oder Zimt können den Blutzuckerspiegel senken. Das konnte sogar durch wissenschaftliche Studien belegt werden. Aber welche Auswirkungen sich bei einer Langzeitanwendung ergeben - zum Beispiel unerwünschte Nebenwirkungen - kann noch nicht beurteilt werden. Bisher liegen keine Daten zur Langzeitsicherheit vor. Außerdem muss eine Wirkung auf Folgeerkrankungen erst noch gezeigt werden. Sowohl der Ausschuss "Pharmakotherapie" der Deutschen Diabetes Gesellschaft als auch die Fachzeitschrift "arznei-telegramm" raten von einer Einnahme von Aloe vera-haltigen - oft auch noch überteuerten - diätetischen Lebensmitteln ab. Gerade Naturprodukte, die nicht dem strengen Zulassungsverfahren für Medikamente unterliegen, unterscheiden sich oft erheblich in ihren Inhaltsstoffen - diese sind abhängig von Standort, Ernte und Wetterbedingungen. Besonders vorsichtig müssen Sie auch bei Grapefruitsaft sein. Viele Medikamente verlieren durch Grapefruitsaft einen Teil ihrer Wirksamkeit. Bevor Sie eine Grapefruit-Kur anwenden, sollten Sie unbedingt Ihren behandelnden Arzt informieren.

Wann zum Arzt bei Diabetes mellitus vom Typ 2

Sind in der Familie Fälle von Diabetes mellitus Typ 2 bekannt oder bei Übergewicht und Bluthochdruck vor, sollte eine Blutzuckermessung vorgenommen werden. Ebenso sollte bei verdächtigen Symptomen wie beispielsweise vermehrtem Wasserlassen und starkem Durst ein Arzt aufgesucht werden.

Das Blutzuckermessen kann auch in einer Apotheke geschehen. Dafür genügt zumeist ein Tropfen Blut aus der Fingerkuppe. Liegen die Blutzuckerwerte im nüchternen Zustand (vor einer Mahlzeit) über 126 Milligramm pro Deziliter beziehungsweise nach dem Essen über 140 Milligramm pro Deziliter, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Man kann auch mittels Teststreifen den Harn auf das Vorhandensein von Zucker prüfen. Lässt sich Zucker im Harn nachweisen, liegt der Verdacht auf Diabetes mellitus sehr nahe, da der Körper nur überschüssigen Zucker über den Urin ausscheidet. Auch in diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Medikamente wie die Anti-Baby-Pille oder Kortison-haltige Präparate sowie Stressfaktoren wie Infektionen oder Operationen können den Blutzuckerspiegel ungünstig beeinflussen. Hier sollte unbedingt ein Arzt um Rat gefragt werden. Auch jede schwangere Diabetikerin braucht regelmäßige ärztliche Kontrollen.