Übergewicht - Macht der Jetlag dick?

Macht ein Jetlag dick?
Macht ein Jetlag dick?
Bei einem Jetlag dreht die Biouhr durch. Er entsteht vor allem, wenn man durch andere Zeitzonen fliegt. Aber kann ein Jetlag auch zur Fettleibigkeit führen? 
 

Auf Langstreckenflügen spielt oft die innere Uhr verrückt. Der Schlaf-Wach-Rhythmus gerät außer Takt und Betroffene fühlen sich erschöpft, schlapp und reagieren langsamer als sonst. Ein Jetlag kann auch die Verdauung durcheinander bringen. Man muss zu ungewohnten Zeiten aufs Klo oder verspürt Hunger mitten in der Nacht. Jetzt fanden Forscher des Weizmann Institute of Science noch einen anderen Zusammenhang: Ein Jetlag könne dick machen und sogar zu Fettleibigkeit führen.

Biouhr des Wirts entscheidet übers Dicksein

Organismen – von Bakterien bis zum Menschen – haben innere Biouhren, die ihnen helfen, ihre biologischen Aktivitäten an die Tageszeit anzupassen. Die Untersuchung ergab jetzt, dass Mikroben im Verdauungstrakt zirkadianen Rhythmen haben, die von der Biouhr des Wirts kontrolliert werden, in dem sie leben. Gerät die innere Uhr des Wirts durcheinander, verändert sich auch die Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft im Magen-Darm-Trakt. Und dies könne zu Stoffwechselstörungen und Fettleibigkeit führen, so die Forscher.

Jetlag macht dick

Sie erzeugten bei Mäusen einen Jetlag, indem sie die Nager einem veränderten Licht-Dunkel-Schema aussetzten und sie 24 Stunden lang zu ungewohnten Zeiten fütterten. Dann analysierten sie die Stuhlproben, die sie zu verschiedenen Uhrzeiten gesammelt hatten. Sie entdeckten, dass sich die Zusammensetzung der Mikroben und ihre Aktivitäten je nach Tageszeit veränderten. Außerdem führte eine fettreiche Ernährung bei den Jetlag-Mäusen zu einer Gewichtszunahme und Stoffwechselproblemen, die wiederum mit der Entwicklung von Diabetes in Verbindung stehen.

Fettleibigkeit - Jetlag und Schichtarbeit als Gefahr

Die Forscher nahmen zudem Menschen unter die Lupe, die von den Vereinigten Staaten nach Israel gereist waren. In deren Stuhlproben veränderte sich die Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft ebenfalls. Das Wachstum von Bakterien nahm zu, das mit Fettleibigkeit und Stoffwechselkrankheiten in Zusammenhang steht.

„Die Ergebnisse liefern eine Erklärung für eine seltsame Beobachtung - nämlich dass Menschen mit chronisch gestörtem Tages-und Nachtzyklus entweder durch Jetlag oder Schichtarbeit eine Tendenz haben, eine Fettleibigkeit und andere Stoffwechselstörungen zu entwickeln“, sagt der Seniorstudienautor Eran Elinav. Aufgrund dieser Ergebnisse könne man vielleicht präventive Maßnahmen ergreifen, um das Risiko für diese Komplikationen zu senken, so Elinav weiter.

Fettleibigkeitsschutz - Darmflora normalisieren

Das therapeutische Ziel der Zukunft könne vielleicht sein, die Darmflora jener Menschen zu normalisieren, bei denen sich der Schlafrhythmus ständig verändert. Dazu zählten beispielweise Schichtarbeiter oder Vielflieger durch verschiedene Zeitzonen. Ein Möglichkeit könnten Probiotika oder antimikrobielle Therapien sein, um das Risiko der Fettleibigkeit und deren Folgen zu verhindern.

Der Jetlag wird mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht. Beispiele sind Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleibigkeit. Bislang war es aber unklar, wie genau die Veränderungen der Biouhr das Risiko für diese Krankheiten erhöhen.

Datum: 6.11.2014