Rückenschmerzen - Psyche spielt mit

Rückenschmerzen - Psyche spielt mit
Rückenschmerzen - Psyche spielt mit
Rückenschmerzen sind ein regelrechtes Volksleiden. Auch, weil viele Deutsche Bewegungsmuffel sind. Sport kann aber die Wahrnehmung des eigenen Befindens verbessern und die Rückenschmerzen lindern. 
Rückenschmerzen hat fast jeder mindestens einmal im Leben. Die Gründe sind vielfältig und reichen von Bewegungsmangel und sportlicher Unlust in der Freizeit bis hin zum ständigen Sitzen im Job. Scheinbar spielt aber auch die Psyche bei der Entwicklung und Wahrnehmung von Rückenschmerzen eine Rolle. Nicht umsonst sagen Mediziner oft: Die Seele sitzt im Rücken! Wer nämlich seine eigene Gesundheit und sein Befinden negativ einschätzt, hat oftmals auch stärkere Rückenschmerzen. Das subjektive Körperbild sei ein wichtiger Einflussfaktor bei Schmerzen, ergab eine Studie von Bochumer und Kölner Forschern. Sportler hätten dagegen generell ein besseres Körperbild, das ihnen auch in Schmerzphasen nütze. Die Verbesserung des Körperbilds könne also vorbeugend und therapeutisch dazu beitragen, dass Rückenschmerzen Menschen weniger belasten.

Je unfitter, desto stärker der Schmerz

Das subjektive Körperbild umfasst verschiedene Aspekte, wie Menschen ihren eigenen Körper wahrnehmen und einschätzen. Die Forscher konzentrierten sich in ihrer Studie auf drei Faktoren: Gesundheit und körperliches Wohlbefinden, Selbstakzeptanz des Körpers und körperliche Effizienz. Dazu wurden Patienten insgesamt 250 Probanden mit unspezifischen Schmerzen im Lendenbereich aus der Allgemeinbevölkerung sowie Leistungssportler befragt. Interessant für die Forscher war außerdem, wie die Probanden mit dem Schmerz umgingen.

Ergebnis: Je negativer die Befragten aus der Allgemeinbevölkerung die eigene Gesundheit und das körperliche Befinden sahen, desto höher stuften sie auch die Schmerzintensität ein.  „Auch, wenn die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen steckt, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass es Zusammenhänge zwischen subjektivem Körperbild und Rückenschmerz, in diesem Fall konkret der Schmerzintensität, gibt“, sagt Claudia Levenig von der Ruhr-Universität Bochum.

Sportler selbst in Schmerzphasen im Vorteil

Die Forscher verglichen zudem die Sportaktivität aller Befragten. Sie erhoben, auf welchem Leistungsniveau sie Sport trieben und wie viel sie vor Beginn der Rückenschmerzen trainiert hatten. Dabei zeigte sich: Je höher das Level der sportlichen Aktivität war, umso höher schätzten die Personen ihre körperliche Effizienz ein.

Patienten, die vor Beginn der Rückenschmerzen keinen Sport betrieben hatten, fühlten sich im Gegensatz zu Freizeit- und Leistungssportlern weniger gesund und nahmen ihren Rücken auch als weniger trainiert wahr. „Sportler haben also auch in Verletzungs- und Schmerzphasen gegenüber Nichtsportlern höhere Körperbildwerte“, so die Forscher. Gerade bei Nichtsportlern müsse man in der Physio- und Sporttherapie an einer Verbesserung des Körperbildes sowie einer verbesserten Einschätzung des eigenen Trainingszustandes arbeiten.

Verdrängung ist keine Strategie bei Rückenschmerz

Den Schmerz zu unterdrücken sei keine gute Strategie bei Rückenschmerzen, fanden die Forscher heraus. Patienten, die den Schmerz mehr oder weniger erfolgreich zu verdrängen versuchten, waren eher depressiver Stimmung (weil die Schmerzunterdrückung eher nicht gelang). Sie bewerteten ihre Gesundheit ebenfalls negativer als Probanden, die einen adaptiven Umgang mit Schmerz aufweisen, denen also ein flexibler Wechsel zwischen körperlicher Be- und Entlastung gelang.

Rückenschmerzen - Ursache oft unklar

Mehr als 85 Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal im Leben an Rückenschmerz, in jedem dritten Fall werden die Schmerzen chronisch. Meist ist der untere Rücken betroffen, und bei 85 Prozent lässt sich der Schmerz nicht auf eine spezifische Strukturstörung zurückführen – er ist nichtspezifisch.

Die Ursachen für die Entstehung und Chronifizierung von nichtspezifischen Rückenschmerzen werden viel diskutiert: Neben physiologischen Aspekten wie der genetischen Ausstattung, Zwangshaltungen oder mangelnder Muskulatur rücken zunehmend psychosoziale Faktoren wie Stress, fehlende Erholung oder falsch erlerntes Schmerzverhalten ins Interesse der Forschung.

Datum: 29.10.2014