Männer mögen fröhliche Frauen

Männer mögen fröhliche Frauen
Männer mögen fröhliche Frauen
Die Körpersprache sagt oft mehr aus, als ein Mensch wahrhaben will. Wie gut können Männer und Frauen die nonverbalen Signale lesen? Es gibt Unterschiede! 
Aufrechter Gang oder gebuckelter Rücken - die Körpersprache sagt oft mehr über Menschen aus, als ihnen lieb ist. Mittels der Sprache lassen sich andere trefflich täuschen, über die Körperbewegungen nicht – sie lassen oft tief auf den emotionalen Zustand blicken. Die meisten glauben, dass Frauen nonverbale Signale viel besser verstehen als Männer. Dennoch sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern kaum erforscht. Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Universitätsklinik Tübingen jetzt nach. Ergebnis: Es komme auf die Emotion an, so das Team um Prof. Dr. Marina Pavlova.

Männer erkennen Fröhlichkeit, Frauen die Wut

Mithilfe eines bildgebenden Verfahrens (Magnetenzephalografie, MEG) blickten die Forscher in die Köpfe von männlichen und weiblichen Probanden, während sie verschiedene Aufgaben lösten. In einer ersten Untersuchung sollten gesunde Probanden erkennen, ob eine an der Tür klopfende Person fröhlich, neutral oder wütend gestimmt war. In der zweiten Studie wurden Emotionen gehender Menschen beurteilt. In beiden Fällen waren Männer beim Erkennen einer fröhlichen Körpersprache besser als Frauen. Am besten erkannten Männer fröhlich gehende Frauen. Umgekehrt waren Frauen besser beim Erkennen wütender Bewegungen.

Gehirne nutzen unterschiedliche Strategien

Bei Frauen wiesen die Forscher eine frühere und höhere Aktivität über dem rechten Temporallappen nach - einer Gehirnregion, in der die neuronalen Netzwerke für Bewegungswahrnehmung und Erkennen emotionaler Körpersprache überlappen. Bei Männern wurde dagegen eine spätere Gehirnaktivität über dem Frontalhirn aufgezeichnet - dort, wo sozial relevante Entscheidungen getroffen werden. Die Gehirne beider Geschlechter bedienten sich unterschiedlicher spezifischer Strategien zum Lesen von Körpersprache, so die Forscher.

Die weit verbreitete Annahme, dass Frauen grundsätzlich nonverbale Signale besser verstehen, ließ sich also nicht bestätigen. Geschlechtsunterschiede beim Verstehen von Körpersprache gab es aber - und zwar abhängig von der Art der Emotion: Männer erkennen besser fröhliche, Frauen wütende Körpersignale. Die Ergebnisse seien auch für das Alltagsleben von großer Bedeutung: scheinbar mögen Männer einfach fröhliche Frauen, so das Fazit der Forscher.

Nutzen für die Medizin

Die Resultate seien aber auch für die Medizin relevant. Bei Autismus, ADHS, Schizophrenie, Depression, Angst- und Essstörungen sind auch die nonverbale Wahrnehmung und Kommunikation beeinträchtigt. Diese Störungen betreffen die Geschlechter in unterschiedlichem Ausmaß und Verhältnis. So können man gezielte Therapien entwickeln, wenn man die zugrunde liegenden neurobiologischen Geschlechtsunterschiede besser verstehe, erklären die Forscher.

Datum: 23.10.2014