Rheumatoide Arthritis (Rheuma)

Röngenaufnahme der Hand: Bei Rheuma sind die Gelenke in Händen und Zehen entzündet
Bei Rheuma sind die Gelenke in Händen und Zehen entzündet
Rheumatoide Arthritis - im Volkmund auch Rheuma genannt - ist eine entzündliche Gelenkerkrankung. Alles über Symptome, Ursachen und Therapien bei Rheuma.

Inhaltsverzeichnis
Was ist Rheuma?
Wer ist von Rheuma betroffen?
Was sind die Ursachen von Rheuma?
Was sind die Rheuma-Symptome?
Wie erfolgt die Rheuma-Behandlung?
- Medikamente
- Nicht-medikamentöse Behandlung
- Komplementärmedizin bei Rheuma
Wie sind die Heilungschancen bei rheumatoide Arthritis?
Wie kann man Rheuma vorbeugen?
Bildergalerie: Arthrose - 6 schützende Tipps

Was ist Rheuma?

Rheuma als eigenständige Krankheit gibt es eigentlich nicht. Hinter dem Begriff Rheuma stecken in Wirklichkeit mehr als 100 verschiedene rheumatische Krankheitsbilder – Ärzte sprechen auch von Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis. Im Volksmund heißt die Rheumatoide Arthritis kurz Rheuma, auch wenn der Begriff nicht ganz zutreffend ist. Die Rheumatoide Arthritis wird auch chronische Polyarthritis genannt (Poly = es sind viele Gelenke betroffen, Arthritis = Gelenkentzündung). Allen Patienten mit rheumatoiden Erkrankungen ist gemeinsam, dass sie unter Schmerzen in den Bewegungsorganen, Muskeln, Sehnen, Gelenken oder im Bindegewebe leiden. Dies bedeutet für die meisten Patienten erhebliche Bewegungseinschränkungen.

Mediziner unterscheiden vier große Hauptgruppen:

  • Entzündlich-rheumatische Erkrankungen: z.B. Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew, Reiter-Syndrom)
  • Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen: z.B. Arthrose
  • Weichteilrheumatismus: z.B. Fibromyalgie
  • Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden: z.B. Gicht

Rheuma gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Das heißt: Das körpereigene Immunsystem greift die Gelenke und den Gelenkknorpel an und zerstört sie nach und nach. Das Abwehrsystem mit den Immunzellen ist also fehlgeleitet. Rheuma verläuft oft in Schüben.

Wer ist von Rheuma betroffen?

Rheuma trifft nicht – wie viele glauben - nur ältere Menschen, sondern auch schon Kinder. Rheuma ist also keineswegs eine „Alterskrankheit“. Rheuma kann in jedem Lebensalter auftreten, am häufigsten aber zwischen dem 40. Und 60. Lebensjahr.

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRH) schätzt, dass etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland unter rheumatischen Erkrankungen leiden – das sind zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Dazu kommen rund 15.000 Kinder mit rheumatischen Krankheiten. Weltweit bekommen etwa 0,5 bis 1 Prozent der Weltbevölkerung eine rheumatoide Arthritis.

Etwa 440.000 Menschen in Deutschland leiden an rheumatoider Arthritis. Sie ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke. Pro 100.000 Einwohner erkranken jährlich 25 bis 30 Männer und 50 bis 60 Frauen neu an Rheuma. Damit sind Frauen dreimal so häufig von Rheumatoider Arthritis betroffen als Männer.

Was sind die Ursachen von Rheuma?

Die Ursachen der Rheumatoiden Arthritis sind bis heute nicht vollständig geklärt. Mediziner gehen aber von einer Autoimmunerkrankung aus, bei der sich das Immunsystem gegen eigene Körperstrukturen richtet – in diesem Fall gegen die Gelenke und den Gelenkknorpel. Fehlgeleitete Immunzellen greifen diese an und zerstören sie mit der Zeit.

Als Auslöser der Fehlregulierung des Immunsystems diskutieren Experten verschiedenen Ursachen. Eine entscheidende Rolle spielen die Gene, also die erbliche Veranlagung. Auch bestimmte (Umwelt)Gifte können die rheumatoide Arthritis bei Personen mit genetischer Veranlagung zum Ausbruch bringen. Das Rauchen scheint bei vielen Menschen für das Rheuma verantwortlich zu sein – je nach genetischer Veranlagung gehen bis zu 50 Prozent der Fälle auf das Konto des Rauchens. Bei Rauchern verläuft die rheumatoide Arthritis schwerer und Rheuma-Therapien schlagen weniger gut an. Auch entzündungsfördernde Gewebshormone – die sogenannte Zytokine – scheinen bei der Entstehung von Rheuma wichtig zu sein. Daneben werden Übergewicht und Infektionen als Risikofaktoren diskutiert.

Was sind die Rheuma-Symptome?

Typisch für die rheumatoide Arthritis ist, dass die Beschwerden meist in den kleinen Gelenken der Finger und Zehen beginnen. Manchmal sind auch einige große Gelenke entzündet, bei älteren Menschen sind es oft die Schultergelenke. Die Gelenke schmerzen plötzlich, schwellen an und sind nur noch eingeschränkt beweglich. Morgens sind die Rheuma-Symptome am stärksten ausgeprägt. „Morgensteife“ oder „Morgensteifigkeit“ heißt diese Unbeweglichkeit nach dem Aufwachen. Sie kann – je nach Krankheitsaktivität - mehrere Stunden andauern.

Innerhalb von Wochen oder Monaten können immer mehr Gelenke in Mitleidenschaft gezogen werden. Es entzünden sich nicht nur die Gelenke, sondern auch die Sehnenscheiden (z.B. der Fingerstrecksehnen auf dem Handrücken); sie schwellen an. Das Rheuma kann sich auch auf die (Hals)Wirbelsäule und die Schleimbeutel ausdehnen.
Allgemeine, unspezifische Rheuma-Symptome, die mit den Entzündungsprozessen im Körper in Zusammenhang stehen, sind:

  • Müdigkeit
  • Leistungsschwäche
  • Fieber
  • Nachtschweiß
  • evtl. Gewichtsabnahme

Bei bis zu 20 Prozent der Rheuma-Patienten bilden sich Rheumaknoten in der Finger- und Ellenbogenregion.

Wie erfolgt die Rheuma-Behandlung?

Ziel der Rheuma-Therapie ist es, die Anzahl und Stärke der Krankheitsschübe zu reduzieren sowie die Lebensqualität zu verbessern. Es gibt medikamentöse und nichtmedikamentöse Behandlungsansätze. Die Rheuma-Symptome sollen sich am besten komplett zurückbilden. Mediziner sprechen von Remissionstherapie. Es gibt mehrere Therapiesäulen für Rheumapatienten – mit und ohne Medikamente. Oft hilft eine Kombination aus mehreren Therapiemöglichkeiten. Rheumatologen schneiden die Rheuma-Behandlung individuell auf den Patienten zu.

1. Medikamente

Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten zur Rheuma-Behandlung, die auch miteinander kombiniert werden (Kombinationstherapie). Eingesetzt werden:

Basismedikamente: Sie bremsen die Aktivität des Immunsystems und die Entzündungsreaktionen. Das weltweit wichtigste Basistherapeutikum ist Methotrexat (MTX).

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR): NSAR verringern die Schmerzen und die Entzündung, greife aber nicht in den zerstörerischen Krankheitsverlauf ein. Beispiele für NSAR sind Salicylate (z.B. ASS), Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen und COX2-Hemmer.

Analgetika: Diese Arzneimittel sind reine Schmerzmedikamente. Anders als die NSAR, die Schmerzen und Entzündungen lindern, bekämpfen die Analgetika nur den Schmerz.

Kortison (auch Glukokortikoide oder Kortikosteroide): Diese Medikamente ahmen die Wirkungen des körpereigenen Hormons Kortisol und seiner Vorstufe Kortison nach. Kortison dämpft die Aktivität des Immunsystems und bremst Entzündungen.

Biologika/Biosimilars: Relativ neu auf dem Markt sind sogenannte Biologika, also biotechnologisch hergestellte Eiweiße. Biosimilars sind Nachahmerprodukte der Biologika (also Kopien). Die Eiweiße schalten die Botenstoffe aus, die für die Entzündungsprozesse im Körper verantwortlich sind. Beispiele für Antikörper sind Adalimumab, Infliximab, Certolizumab oder Golimumab.

2. Nicht-medikamentöse Rheuma-Therapien

Neben den Medikamenten gibt es noch weitere Therapiemöglichkeiten für Rheumapatienten. Sie sind ebenfalls ein wichtiger Therapiebaustein und helfen, die Lebensqualität zu verbessern und den Alltag und Beruf besser zu bestreiten. Die wichtigsten nichtmedikamentösen Therapien sind:

Funktions- und Bewegungstraining (Krankengymnastik, Physiotherapie): Bewegung ist ein Muss, damit Muskeln und Gelenk ausreichend funktionieren. Die Deutsche Rheuma-Liga hat ein spezielles Bewegungstraining mit Bewegungsübungen entwickelt, das auch Patienten mit rheumatoider Arthritis hilft. Die Physiotherapie gibt es als Einzel- und Gruppengymnastik, Trockentherapie und im Bewegungsbad.

Ergotherapie: Beim Gelenkschutztraining lernen die Patienten, ihre Bewegung an die Anforderungen in im Alltag, Haushalt, Beruf und die Freizeit anzupassen.

Physikalische Therapie: Sie arbeitet mit Wärme, Kälte, Massagen und Elektrotherapie.

Operation: Sie kommt bei Gelenkfehlstellungen oder Funktionseinschränkungen zum Einsatz. Bei manchen Patienten hilft auch ein künstlicher Gelenkersatz.

Komplementärmedizin (Alternativmedizin, Alternative Heilmethoden): Die Komplementärmedizin erfreut sich steigender Beliebtheit – auch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Das Wort „komplementär“ bedeutet „ergänzend“ – anders als die Alternativen Heilmethoden suggerieren, sind die Therapien auf keinen Fall ein Ersatz für die Schulmedizin, sondern eine Ergänzung! Mittlerweile gibt es eine Reihe von komplementärmedizinischen Therapien, die bei Rheuma Linderung versprechen.

Ernährung bei Rheuma: Die richtige Ernährung ist eine wichtige Ergänzung der medikamentösen Rheuma-Behandlung. Auch die Begleiterkrankungen lassen sich durch die Ernährung bei Rheuma positiv beeinflussen.

Psychologische Maßnahmen: Schmerzpatienten lernen Techniken der psychologischen Schmerzbewältigung, Entspannungstraining und erfahren seelische Stützung und Begleitung.

Patientenschulung: Wissen hilft! Nach diesem Grundsatz wurden Patientenschulungsprogramme für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen entwickelt. Patienten erhalten fundierte Informationen über ihre Erkrankung und angewendete Therapien. Außerdem erhalten sie Hilfestellungen, die ihnen Mut machen und bei der Krankheitsbewältigung helfen sollen.

Hilfsmittel: Für Patienten mit Gelenkschmerzen und Bewegungseinschränkungen gibt es eine Reihe von wirksamen Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern.

Wie sind die Heilungschancen bei rheumatoide Arthritis?

Rheuma ist eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Aber: Sie ist gut zu therapieren und ihr Verlauf lässt sich bremsen. Kennzeichnend für die rheumatoide Arthritis ist ein schubförmiger Verlauf. Während eines Schubs sind die Rheuma-Symptome besonders ausgeprägt und die Schmerzen besonders stark. Die entzündliche Gelenkerkrankung verläuft von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Weniger als zehn Prozent der Betroffenen erleben einen spontanen Stillstand ohne Therapie.

Die Besonderheit bei Rheuma ist, dass die Immunzellen und die Entzündungsstoffe die Gelenke und den Gelenkknorpel angreifen. Ohne ausreichende Therapie werden die Gelenke unaufhaltsam zerstört. Bei schweren Verläufen sind auch andere Organe betroffen: Augen, Herz, Herzbeutel, Lunge, Rippenfell, Nerven und Blutgefäße. Das A und O ist also eine ausgefeilte Rheuma-Behandlung bei einem Fachmann  - dem Rheumatologen.

Wie kann man Rheuma vorbeugen?

Einer rheumatoiden Arthritis können Sie nicht vorbeugen. Sie zählt zu den Autoimmunerkrankungen, deren Ausbruch sich nicht verhindern lässt. Sie können aber das Rheuma mit Medikamenten, Bewegungstraining und einem gesunden Lebensstil in Schach halten und die Rheuma-Symptome lindern.

Weiterführende Informationen

Deutsche Rheumaliga e.V., www.rheumaliga.de
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRH), www.dgrh.de