Magersucht - frühe Therapie, höherer Erfolg

Magersucht - 40 Prozent werden geheilt
Magersucht - 40 Prozent werden geheilt
Magersucht trifft viele Jugendliche, vor allem Mädchen. Doch je früher die Behandlung beginnt, desto größer ist auch der Therapieerfolg.

Junge Patienten, die an Magersucht leiden, haben eine realistische Chance, wieder gesund zu werden. Dies gilt besonders, wenn ihre Magersucht-Behandlung frühzeitig beginnt. Das geht aus einer aktuellen Empfehlung internationaler Experten über die Magersucht – medizinisch Anorexia nervosa - hervor.

Magersucht – 40 Prozent werden gesund

Die Forscher hatten verschiedenen Studien zur Therapie bei Magersucht ausgewertet. Rund 40 Prozent aller Patienten würden durch die Magersucht-Therapie wieder gesund, so das Ergebnis. Bei jungen Anorexie-Patienten liege der Anteil noch deutlich höher. „Ein früher Zugang zu qualifizierter Hilfe ist entscheidend für eine gute Prognose“, sagt Prof. Stephan Zipfel, Erstautor der Studie und Leiter des Kompetenzzentrums für Essstörungen (KOMET) in Tübingen.

Das kritische Zeitfenster für eine Heilung der Magersucht liege bei einer Erkrankungsdauer von weniger als drei Jahren – danach würde eine vollständige Genesung immer schwieriger. Ärzte aller Fachrichtungen müssten deshalb darin geschult sein, die Magersucht frühzeitig zu erkennen und die Betroffenen schnell zu einem Spezialisten zu überweisen. „Momentan ist es entscheidend, die Signale rechtzeitig zu erkennen und früh mit der Behandlung zu beginnen“, betont Prof. Harald Gündel, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (DGPM).

Beste Magersucht-Therapie - Familie mit einbeziehen

Als besonders wirksame Magersucht-Therapien erwiesen sich spezifische familienorientierte Behandlungsansätze. Diese Therapien funktionieren ambulant. Eltern erhalten hier konkrete Unterstützung und Schulung, um die Hauptverantwortung für das Essen und Gewicht ihrer Kinder übernehmen zu können.

Bei Erwachsenen mit Magersucht kristallisierte sich in verschiedenen Studien keine Therapie als klar überlegen heraus. Bei neuen Therapiekonzepten der Magersucht wie beispielsweise eine gezielte Gehirnstimulation oder telemedizinische Begleitung müsse die Wirksamkeit noch abschließend geprüft werden. Vor allem für die Magersucht-Therapie bei Erwachsene seien neue Behandlungskonzepte dringend erforderlich, erklärt Zipfel.

So gefährlich ist die Magersucht

Magersucht gilt als die gefährlichste aller psychischen Krankheiten. Im Langzeitverlauf führt sie bei bis zu fünf Prozent der Patienten zum Tod - weit mehr als bei Depressionen oder Schizophrenie. Hierzulande sind etwa ein Prozent der weiblichen Bevölkerung und bis zu 0,5 Prozent der Männer an Magersucht erkrankt. „Trotz der Schwere der Erkrankung sind wir von einem umfassenden wissenschaftlichen Verständnis der Essstörung noch weit entfernt“, sagt Zipfel.