Brustkrebs - Therapien

Chemotherapie-Infusionen: Zytostatika töten Krebszellen im ganzen Körper ab
Chemotherapie: Zytostatika töten Krebszellen im ganzen Körper ab
Gegen Brustkrebs helfen verschiedene Therapien. Alles über Operationstechniken, Chemotherapie, Bestrahlung, Antihormontherapie und Antikörpertherapie.

Inhaltsverzeichnis
Bildergalerie: Brustkrebs - 6 Warnzeichen, die Sie ernst nehmen sollten!
Brustkrebs - das steckt dahinter
Brustkrebs - Diagnosemethoden
Therapien vor der Operation (neoadjuvant)
Operation
Chemotherapie
Chemotherapie - Kühlhaube bremst Haarausfall
Strahlentherapie
Antihormontherapie
Antikörpertherapie

Brustkrebs ist heute gut heilbar – die Heilungschancen liegen bei rund 90 Prozent. Die Voraussetzung ist allerdings, dass der Krebs in einem frühen Stadium entdeckt und therapiert wird.
Die wichtigsten Therapien bei Brustkrebs sind Operation (brusterhaltend, Brustabnahme, Wiederaufbau der Brust), Chemotherapie, Strahlentherapie, Antihormontherapie und Antikörpertherapie. Auch Psychoonkologen können in dieser schwierigen Situation für Krebspatienten und Angehörige hilfreich sein.

Tipp! Wichtig ist, dass Sie über die Krebstherapien mit einem kompetenten Arzt besprechen und sich Zeit für Ihre Entscheidung nehmen. Brustkrebs ist - anderes als ein Schlaganfall - kein Notfall. Lassen Sie sich außerdem am besten in einem zertifizierten Brustzentrum behandeln. Eine Liste für Deutschland finden Sie hier >>

Neoadjuvante Therapie

Neoadjuvante Behandlungen werden bei Brustkrebspatientinnen vor der Operation eingesetzt – man nennt sie deshalb auch präoperative Therapie. Sie wird beim inflammatorischen (entzündlichen) und weit fortgeschrittenem Brustkrebs angewendet, die zunächst nicht operiert werden können. Ziel ist es, den Tumor zu verkleinern. Neoadjuvant werden auch Tumoren behandelt, die aufgrund ihrer Größe eigentlich eine Brustabnahme bedingen würden – so lässt manchmal doch noch brusterhaltend operieren.

Operation

Durch eine Operation soll der bösartige Tumor in der Brust vollständig entfernt werden. An erster Stelle steht die Sicherheit, dass auch wirklich keine Krebszellen mehr in der Brust vorhanden sind, aber auch das kosmetische Ergebnis spielt eine wichtige Rolle. Die vollständige Entfernung des Tumors überprüft ein Pathologe nach der Operation. Er begutachtet, ob der Tumorrand frei von Krebszellen ist. Wenn nicht, muss nachoperiert werden (Nachresektion). Dies kann im schlimmsten Fall aber auch eine Abnahme der Brust (Ablatio, Mastektomie) bedeuten. Wenn nach einer Brustamputation noch Tumorzellen nachweisbar sind, schließt sich eine Strahlentherapie an.

Brusterhaltende Operation (BET)

Brustkrebs kann heute in zwei Drittel der Fälle brusterhaltend operiert (BET) werden. Der Operateur entfernt nur den Tumor und die Brust bleibt erhalten. Das Gelingen hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel von der Tumorgröße. Ist der Knoten im Verhältnis zur Brust zu groß, lässt er sich zuvor mittels Chemo- bzw. Strahlentherapie verkleinern (neoadjuvanter Therapie). So kann man die Brust manchmal doch noch erhalten. Die Tumorgröße, bis zu der man brusterhaltend operieren kann, ist aber nicht genau festgelegt. Eine BET ist meist auch möglich, wenn mehrere kleine Tumoren im gleichen Quadraten der Brust liegen (multizentrisch).

Brustamputation (Ablatio, Mastektomie)

Bei manchen Frauen lässt sich die Brust nicht retten, sie muss abgenommen werden. Dies gilt vor allem, wenn der Tumor zu groß ist, bei verstreuten, ausgedehnten Mikroverkalkungen vom bösartigen Typ oder wenn ein zweiter Tumorherd in einem anderen Quadranten der Brust sitzt.

Sentinel-Lymphknoten-Biopsie/Operation der Lymphknoten

Bestandteil der Brustkrebsoperation ist auch die Bestimmung des Lymphknotenstatus. Sind die Krebszellen schon auf Wanderschaft gegangen? Dann lassen sie sich im sogenannten „Wächterlymphknoten“ (sentinel lymph node) nachweisen. Er ist der erste Lymphknoten, über den Flüssigkeit aus der Brust abfließt.

Plastische Brustrekonstruktion

Nach einer Brustkrebsoperation lässt sich die Brust wieder aufbauen – entweder gleich im Rahmen der Tumoroperation oder zu einem späteren Zeitpunkt. Die plastische Rekonstruktion ist nicht nur nach einer Brustamputation möglich, sondern kann auch nach einer brusterhaltenden Operation sinnvoll sein, etwa wenn die Brüste im Anschluss unterschiedlich groß sind. Im Rahmen eines zweiten Eingriffs können Ärzte auch die Brustwarze rekonstruieren – sie wird meist tätowiert.

Es gibt verschiedenen Rekonstruktionsverfahren. Der neuen Busen wird entweder aus eigenem Körpergewebe (Muskel-, Haut-, Fettgewebe) oder mit künstlichen (Silikon-)Implantaten aufgebaut. Besprechen Sie am besten mit einem Spezialisten für Brustrekonstruktionen, welche Methode und welcher Zeitpunkt am besten für Sie sind.

Chemotherapie

Eine Chemotherapie wirkt nicht regional begrenzt (wie etwa die Operation oder Strahlentherapie), sondern im gesamten Körper (systemisch). Eingesetzt werden verschiedene zelltötende Medikamente (Zytostatika) mit unterschiedlichen Wirkmechanismen – meist in Kombination. Sie sollen so viele Krebszellen wie möglich zerstören. Die Chemotherapie können Sie im Krankenhaus, aber auch ambulant in einer spezialisierten (onkologischen) Praxis durchführen lassen.

Es gibt mittlerweile bestimmte Tests (z.B. OnkotypeDX, Endopredict), mit denen Ärzte das Rückfallrisiko näher bestimmen können. Einige Frauen könnten sich so die Chemotherapie vielleicht ersparen.

Ärzte empfehlen oft vor Beginn der Chemotherapie die Implantation eines „Ports“ - eines Katheters, der aus einem Reservoir mit feiner Membran und Schlauch besteht. Über ihn werden die Medikamente in den Körper geleitet. Er wird in einer ambulanten Operation in der Nähe des Schlüsselbeins unter die Haut gesetzt. Der Vorteil: Die Venen werden geschont, weil sie nicht bei jedem Chemotherapiezyklus neu angestochen werden müssen. Außerdem kann die aggressive Flüssigkeit und nicht „daneben“ laufen, weil sie direkt in die großen Gefäße gelangt.


Chemotherapeutika werden meist als Infusion nach einem bestimmten Schema verabreicht. Dieses „Strickmuster“ bestimmt, welche zelltötenden Mittel Sie wann, in welcher Reichenfolge und in welchem Zeitabstand erhalten. Eine Chemotherapie ist oft belastend – psychisch und körperlich. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt über Nutzen und Risiken einer Chemotherapie genau beraten und informieren. Mittlerweile gibt es verschiedene Tests, die Aussagen darüber zulassen, ob einer Frau eine Chemotherapie etwas nützt. Sie werden bis jetzt meist nur im Rahmen von Studien eingesetzt.

Einigen Nebenwirkungen der Chemotherapie kann man vorbeugen. Übelkeit lässt sich etwa mit  Medikamenten (Antiemetika) bekämpfen. Außerdem gibt es Mittel, die das Immunsystem stimulieren, oder die Blutbildung anregen. Der Hintergrund: Viele Chemotherapien senken die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozytopenie) und schwächen so das Abwehrsystem. In diesem Fall hätten eindringende Keime leichtes Spiel.

Besonders belastend empfinden fast alle Frauen den Haarverlust – eine Chemotherapie wirkt auf Zellen, die sich schnell teilen. Dazu gehören Krebs-, aber eben auch Haarzellen. Überlegen Sie sich am besten schon vor Beginn der Therapie, wie Sie mit dem Haarverlust umgehen. Die einen Frauen entscheiden sich für Perücken, die anderen für Mützen, Tücher oder Hüte.

Strahlentherapie (Bestrahlung)

Nach einer brusterhaltenden Therapie ist die Bestrahlung Standard. Sie senkt das Rückfallrisiko und verbessert das Gesamtüberleben. Hoch dosierte Strahlung schädigt das Erbgut von gesunden und Krebszellen. Letztere können solche Schäden kaum reparieren - sie sterben ab. Die Strahlendosis und Dauer der Behandlung wird im Einzelfall festgelegt. Eine Sitzung dauert nur wenige Minuten, die Bestrahlung selbst meist sechs Wochen. Es wird immer nur ein kleiner Teil der Strahlung verabreicht. In der Regel wird der Bereich, in dem sich der Tumor befand (Tumorbett), zusätzlich mit einer höheren Dosis bestrahlt. Dieser sogenannte „Boost“ senkt zwar die Rückfallgefahr, bringt aber keinen signifikanten Überlebensvorteil. Deshalb sollte man bei Frauen mit geringem Rückfallrisiko (etwa ältere Patientinnen) die Boost-Bestrahlung genau abwägen.

Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit einer Einmalbestrahlung (Intrabeam). Nur ein einziges Mal werden Röntgenstrahlen für 20 bis 30 Minuten direkt im Operationssaal verabreicht. So können sich Frauen die mehrwöchige Radiotherapie ersparen. Die Voraussetzungen sind, dass brusterhaltend operiert wurde, der Tumor unter zwei Zentimeter ist oder ein duktales Karzinom vorliegt. An einigen Kliniken in Deutschland wird das Verfahren schon angewendet.

Die Strahlentherapie kann auch hier die Gefahr eines lokalen Rezidivs (neuer Tumor an der gleichen Stelle) senken und verbessert außerdem das Gesamtüberleben bei Frauen mit hohem Rezidiv-Risiko.

Antihormontherapie

Frauen, deren Brustkrebs unter Hormoneinfluss wächst (hormonrezeptorpositiv), profitieren von einer Antihormonbehandlung. Auf der Oberfläche der Brustkrebszellen befinden sich Bindungsstellen (Rezeptoren) für Östrogene oder Progesteron. Sie docken dort an und fördern das Wachstum der Krebszelle. Antiöstrogene (z.B. Tamoxifen) blockieren die Hormonwirkung und verhindern, dass der Krebs weiter wächst. Bei hormonrezeptorpositiven Frauen mit erhöhtem Rückfallrisiko kommt entweder die Antihormonbehandlung alleine oder die Kombination mit einer Chemotherapie in Frage.

Eine weitere Möglichkeit sind GnRH-Analoga. Sie drosseln die Produktion der Hormone FSH und LH, so setzen die Eierstöcke setzen weniger Östrogene frei. Aromatasehemmer (z.B. Letrozol, Anastrozol, Exemestan) blockieren dagegen ein bestimmtes Enzym im Körper. Diese sogenannte Aromatase bewirkt normalerweise, dass Vorstufen der Geschlechtshormone im Fett-, Muskel- und Brustdrüsengewebe in Östrogen umgebaut werden.

Besitzt der Brusttumor keine Hormonrezeptoren (rezeptornegativ), wird meist eine Chemotherapie empfohlen. Die Dosierung der Zytostatika muss ausreichend hoch und lang sein.

Antikörpertherapie (gezielte Therapie, "targeted therapy")

Mittlerweile gibt es auch einige Wirkstoffe gegen Brustkrebs, die zielgerichtet (engl. "targeted") wirken. Sie blockieren Vorgänge in Krebszellen, die der Tumor für sein Wachstum benötigt. Die Antikörpertherapien nutzen aber nur jenen Frauen, in deren Tumorgewebe sich diese Zielstrukturen, gegen die sich die Medikamente richten, tatsächlich nachweisen lassen. Sonst wirkt die Therapie nicht.

Trastuzumab (Herceptin®)

Eine Antikörperbehandlung mit Trastuzumab kommt nur bei Frauen mit HER2/neu-positiven Tumoren in Frage. Trastuzumab ist ein Antikörper, der Wachstumssignale an Krebszellen blockiert und so deren Ausbreitung hemmt. Er greift an der Andockstelle für Wachstumsfaktoren an, dem HER2-Protein. Das Medikament wird als Infusion verabreicht und eignet sich für Frauen mit fortgeschrittenem, metastasiertem Brustkrebs; es ist aber auch bei kleineren Tumorstadien einsetzbar. Der HER2-Rezeptor kommt in geringerer Zahl auch auf vielen anderen Körperzellen vor. Dadurch erklären sich die Nebenwirkungen des Antikörpers wie Übelkeit, Durchfall oder grippeähnliche Symptome. Wichtig sind hier Medikamente gegen die Übelkeit.

Lapatinib (Tyverb®)

Der Wirkstoff Lapatinib hemmt bestimmte Signalwege in der Krebszelle. Lapatinib zählt zu den sogenannten Tyrosinkinase-Hemmern. Die Substanz dämpft die Aktivität des HER2-Rezeptors sowie einer weiteren Andockstelle (EGFR-Rezeptor) an der Krebszelle, die ebenfalls an der Zellteilung und dem Gewebewachstum beteiligt ist. Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs und Metastasen profitieren. Lapatinib gibt es als Tablette.

Pertuzumab (Perjeta®)

Der Antikörper Pertuzumab setzt ebenfalls an den HER2-Rezeptoren an und schaltet sie aus. Geeignet ist der Wirkstoff für Frauen mit Brustkrebs-Metastasen, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Zum Beispiel dürfen Frauen zuvor noch keine Therapie mit Trastuzumab und keine Chemotherapie erhalten haben.

Everolimus (Afinitor®)

Das Medikamente blockiert gezielt ein sehr wichtiges Eiweiß in Tumorzellen, das sogenannte "mTOR"-Protein. Everolimus wird bei Frauen mit hormonempfindlichem metastasierten Brustkrebs eingesetzt, wenn die Therapie mit einem Aromatasehemmer nicht mehr wirkt.

Bevacizumab (Avastin®)

Der Antikörper hemmt die Bildung von Blutgefäßen, die den Tumor mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen und so zu seinem Wachstum beitragen. Er hilft Frauen mit fortgeschrittenem metastasierten Brustkrebs, die keinen HER2-Rezeptor besitzen - und bei denen Trastuzumab und Lapatinib deshalb nicht wirken würden.

Bisphosphonate

Bisphosphonate sind Medikamente, die gegen Knochenschwund (Osteoporose) eingesetzt werden. Sie greifen in den Knochenstoffwechsel ein und hemmen den Knochenabbau. Der Hormonentzug durch die antihormonelle Therapie lässt auch die Knochen brüchiger werden. Auch Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen profitieren von den Medikamenten. Erforscht wird derzeit, ob Bisphosphonate auch die Bildung von Knochenmetastasen verhindern können.