Schreien bis zur Schmerzgrenze

Schlafprobleme sind oft an ein weiteres kindliches Problemverhalten gekoppelt, das an die Eltern noch größere Anforderungen stellt: Das Schreien. Säuglinge, die nachts nicht schlafen, liegen nicht etwa nur wach, sondern schreien fast immer. Und Kinder mit Schlafproblemen schreien auch tagsüber mehr als Kinder ohne Schlafprobleme.

Schreiendes Baby
Der Schrei ist in der Entwicklung des Kindes unentbehrlich: Er ist das intensivste und effektivste Kommunikationsmittel des Säuglings – und das lauteste Geräusch in der Natur. Bei Neugeborenen ist es ein Reflex, keine gewollte Handlung. Auch im Laufe der ersten Monate ist es ein Hilfesignal: Prompte Reaktionen Ihrerseits verwöhnen das Kind nicht, sondern vermindern in der Folgezeit das Schreien. Im Verlauf des zweiten Lebensjahres setzen die Kinder das Schreien dann bewusster als Druckmittel ein. Bei kleinen Trotzköpfen hilft nur Konsequenz weiter, denn tyrannisieren lassen sollten sich die Eltern nicht.

Wie viel Schreien ist normal?

Das Kind kann schreien, weil es Hunger oder Schmerzen hat, sich erschreckt hat oder weil ihm langweilig ist. Schreit ein Kind plötzlich mehr als sonst, kann es auch gerade mitten in einem Wachstumsschub sein. Es gibt sie also nicht, die Faustformel für das "passende" Schreien. Jedes Kind ist ein individueller Schreihals. Allerdings schreien Babys generell gegen Abend am meisten und in den ersten sechs Monaten jeden Tag ein bisschen mehr. Danach lässt die Schreierei wieder nach.

Ihr Kind schreit

  • bei beginnenden oder akuten Krankheitszeichen
  • bei Schmerzen
  • weil es Luft verschluckt hat
  • weil es Zähne bekommt
  • weil es gerade in einem Wachstumsprozess steckt
  • weil es entwicklungsbedingt unruhig ist
  • weil es Angst hat
  • weil das Traumgeschehen verstärkt einsetzt
  • weil Vollmond ist
  • weil es eine Kolik hat.

Sonderfall Kolik

Nicht bei jedem längeren Schreien handelt es sich gleich um eine Kolik. Doch wenn ein ansonsten gesundes und gutgenährtes Baby mehr als drei Wochen lang heftige Unruhezustände von mehr als drei Stunden am Tag an mehr als drei Tagen in der Woche hat und sich während des Schreiens nicht beruhigen lässt, spricht man von einer Kolik. Das Kolik-Schreien wird aufgrund der höheren Frequenz als besonders unangenehm und stressig empfunden. Die Attacke klingt nach einigen Minuten ab und es folgt sogleich eine neue. Als Ursache für Koliken sehen Wissenschaftler vor allem psychologische Probleme der Mutter während der Schwangerschaft: Mütter, die in dieser Zeit besonders gelitten haben und sich beeinträchtigt fühlten, haben eher Kolik-Kinder. Allerdings kann es auch biologische Ursachen für eine Säuglingskolik geben, deshalb sollte man bei Babys, die plötzlich grundlos schreien, sofort den Arzt aufsuchen. Beispielsweise kann der Magen-Darm-Trakt noch nicht voll entwickelt sein, das Kind kann starke Blähungen oder eine Kuhmilchallergie haben oder sein Hormonhaushalt ist im Ungleichgewicht. Falls die stillende Mutter raucht, kann das ebenfalls zu Koliken beim Baby führen.