Durchblutungsfördernde Mittel Wirkungsweise

Alle durchblutungsfördernden Mittel haben das Ziel, die Sauerstoffversorgung des Gewebes zu verbessern beziehungsweise das Absterben von Zellen zu verhindern. Dieses Ziel wird von den Substanzen dieser Wirkstoffgruppe auf sehr unterschiedlichen Wegen erreicht:
  • Erweiterung der zuführenden Blutgefäße (Arterien)
  • Erweiterung der abführenden Blutgefäße (Venen)
  • Verbesserung der Fließeigenschaften des Bluts
  • Auflösen von Gefäßverschlüssen
  • Neubildung von Blutgefäßen.
Prinzipiell muss beim Einsatz der durchblutungsfördernden Mittel zwischen innerlicher und äußerlicher Anwendung unterschieden werden.

Innerlich anzuwendende durchblutungsfördernde Wirkstoffe
Zu den innerlich anzuwendenden durchblutungsfördernden Mitteln gehören:
  • Prostaglandine wie Alprostadil, die in Form von Spritzen oder Infusionen direkt in die Blutbahn appliziert werden. Sie erweitern die zuführenden Blutgefäße. Neben der gefäßerweiternden Wirkung verhindern sie auch ein Zusammenkleben der Blutplättchen
  • Dihydroergotoxinmethansulfonat erweitert durch eine Blockade bestimmter Rezeptoren des vegetativen Nervensystems die Blutgefäße. Gleichzeitig wird auch das Zusammenkleben der Blutplättchen vermindert und der Hirnstoffwechsel positiv beeinflusst.
  • Die Wirkstoffe Hydralazin und Dihydralazin erweitern die Gefäße derart, dass der Blutdruck sinkt. Sie werden daher als Antihypertensiva eingesetzt.
  • Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel verhindern das Zusammenkleben der für die Blutgerinnung verantwortlichen Blutplättchen (Thrombozyten). So werden die Fließeigenschaften des Bluts verbessert und es können sich weniger Blutgerinnsel bilden, die die Arterien verstopfen. Auch Dipyridamol vermindert das Zusammenkleben der Blutplättchen. Gleichzeitig hemmt der Wirkstoff das Enzym Phosphodiesterase und erhöht so die Stickstoffoxid-Menge in Gefäßwänden. Dadurch werden die Blutgefäße erweitert. Eine ähnliche Wirkung zeigt Cliostazol: Es hemmt das Enzym Phosphodiesterase 3, und damit den Abbau des Moleküls cycloAMP. CycloAMP aber verhindert die Blutplättchenzusammenballung und erweitert die Gefäße.
  • Die Wirkstoffe Naftidrofuryl, Pentoxifyllin, Buflomedil sowie Extrakte aus Ginkgo biloba verbessern die Fließeigenschaften des Blutes. Ihre Wirkung (nachgewiesen ist sie bisher nur für Naftidrofuryl) wird auf verschiedene Effekte zurückgeführt: Sie erweitern die Blutgefäße, vermindern die Zähigkeit des Bluts und erleichtern die Verformbarkeit der roten Blutkörperchen. Der therapeutische Nutzen dieser Mittel ist aber sehr umstritten. Sie können im Gegenteil sogar schaden, da sie die Gefäße nicht nur in den verengten, sondern auch in den gesunden Arealen erweitern. Dadurch wird den kranken Teilen Blut entzogen (so genannter Raub- oder Steal-Effekt). Auch Cinnarizin vermindert die Zähigkeit des Bluts. Gleichzeitig verbessert der Wirkstoff die Hirndurchblutung.
  • Der Wirkstoff Moxaverin führt über eine Hemmung der Phosphodiesterase zu einer Gefäßerweiterung. Zudem werden die Fließeigenschaften des Bluts gebessert.
  • So genannte Fibrinolytika lösen bereits bestehende Gefäßverschlüsse, die durch das Eiweiß Fibrin entstanden, wieder auf. Zu dieser Wirkstoffgruppe gehören die Substanzen Streptokinase, Urokinase und Alteplase. Sie fördern die Bildung von Plasmin aus seiner inaktiven Vorstufe Plasminogen. Plasmin ist ein eiweißspaltendes Enzym, das Blutgerinnsel auflösen kann. Fibrinolytika können aber nur dann erfolgreich eingesetzt werden, wenn der Gefäßverschluss durch das Gerinnsel noch nicht lange besteht.
  • Schließlich gibt es neuartige Therapieversuche mit dem Wachstumsfaktor VEGF (= vascular endothelial growth factor, vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor). VEGF regt die Neubildung von Blutgefäßen im ganzen Körper an und verbessert so die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung der geschädigten Region. Es handelt sich um einen körpereigenen Wachstumsfaktor, der während der Embryonalentwicklung für die Entwicklung der Blutgefäße benötigt wird. VEGF wird zurzeit in klinischen Studien getestet.
Bei Durchblutungsstörungen gleich welcher Ursache ist die geeignete innerliche Behandlungsmaßnahme unbedingt mit einem Arzt zu besprechen. Denn um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, müssen neben der medikamentösen Behandlung meist auch weitere Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört die Verringerung von Risikofaktoren, die Durchblutungsstörungen verursachen können, wie Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen.

Äußerlich anzuwendende durchblutungsfördernde Wirkstoffe
Die Wirkung aller Substanzen dieser Untergruppe beruht auf einer Hautreizung. Diese bewirkt eine Erweiterung der Blutgefäße im behandelten Gebiet. So kommt es zu einer Mehrdurchblutung bis in tiefere Gewebeschichten hinein. Zu dieser Untergruppe zählen Benzynikotinat, Campher, das aus Cayennepfeffer stammende Capsaicin, Nicoboxil und Nonivamid. Alle diese Substanzen werden vielfach in Kombinationen eingesetzt, da sie das Einziehen von Wirkstoffen in die Haut fördern.

Die hautreizende Wirkung bedingt, dass diese Substanzen nicht auf Schleimhäute oder in die Augen gebracht werden dürfen. Bei der Anwendung sind daher Vorschriften wie eine gründliche Händereinigung danach oder das Tragen von Handschuhen zu beachten.