Blutbildende Mittel Anwendung

auch bezeichnet als: Antianämika; Mittel gegen Anämie; Mittel gegen Blutarmut

Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Anwendungsgebiete der Wirkstoffgruppe Blutbildende Mittel und die jeweils zur Anwendung kommenden Wirkstoffe.

Blutbildende Mittel werden bei Blutarmut (Anämie) eingesetzt. Kennzeichnend für die Blutarmut ist ein Mangel an roten Blutkörperchen. Die roten Blutkörperchen und das darin befindliche Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) sind für den Sauerstofftransport im Blut unentbehrlich. Da alle Körperzellen für eine einwandfreie Funktion Sauerstoff benötigen, versucht man, den Mangel an roten Blutkörperchen medikamentös zu beheben. Eine Blutarmut ist durch Blässe, Leistungsabfall, Schwäche, Herzrasen, Kurzatmigkeit und Schwindel gekennzeichnet.

Blutarmut kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. So werden die blutbildenden Mittel entsprechend den Ursachen des Blutkörperchenmangels gezielt eingesetzt:
  • Bei Eisenmangel-Anämie, der durch Mangel an dem Spurenelement Eisen bedingten Blutarmut, werden Eisen-Präparate zum Ersatz gegeben. Eisen-Präparate werden oft auch kombiniert mit Folsäure und ihren Abkömmlingen sowie mit Vitamin B12) zur Vorbeugung einer Blutarmut in der Schwangerschaft eingesetzt.
  • Die so genannte megaloblastäre Anämie (durch Folsäuremangel verursachte Blutarmut) versucht man mit Folsäure und Calciumfolinat (Folinsäure) zu beheben. Diese Form der Blutarmut wird beispielsweise bei folsäurearmer Mangelernährung beobachtet (zum Beispiel bei Alkoholsucht, aber auch bei alten Menschen, die sich nur noch einseitig ernähren). Auch in Situationen mit einem erhöhten Folsäurebedarf wie einer Schwangerschaft oder bei Zerfall der roten Blutkörperchen (Hämolyse) kann ein Folsäuremangel entstehen. Weiterhin kann die Aufnahme von Folsäure aus dem Darm gestört sein oder es werden Wirkstoffe eingenommen, die die Wirkung der Folsäure beeinträchtigen. Zu diesen Wirkstoffen gehören zum Beispiel das Entwässerungsmittel Triamteren oder Folsäureantagonisten wie Methotrexat (gegen Krebs), Pyrimethamin (Malariamittel) und Trimethoprim (Antibiotikum).
  • Die perniziöse Anämie ist eine Sonderform der megaloblastären Anämie, die durch einen Mangel an Vitamin B12 (Cyanocobalamin) verursacht wird. Da Vitamin B12 nur in Gegenwart von Folsäure in den Körper aufgenommen werden kann, muss mit einer Kombination aus Folsäure und Vitamin B12 behandelt werden. Ein positiver Nebeneffekt dieser kombinierten Behandlung: So wird nicht nur die Blutarmut, sondern auch eine spezielle Form der Nervenstörung (funikuläre Spinalerkrankung) gebessert, die von der perniziösen Anämie ausgelöst wird.
  • Eine Blutarmut entsteht oft auch durch schwere Nierenschäden. Kranke Nieren können nämlich nicht mehr genügend Erythropoietin herstellen. Erythropoietin (auch Epoetin oder EPO genannt) ist ein Hormon, das die Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Dieses körpereigene Hormon wird heute gentechnisch aus Bakterien hergestellt: Entsprechende Wirkstoffe für die Behendlung dieser Form der Blutarmut sind Epoetin alfa, Epoetin beta oder Darbepoetin alfa. Sie werden auch als EPO-Abkömmlinge bezeichnet.
  • Schließlich können auch Krebserkrankungen eine Blutarmut (Tumoranämie) hervorrufen. Sie entsteht entweder durch die Wucherung direkt oder als Nebenwirkung der Krebstherapie. Auch hier können EPO-Abkömmlinge eingesetzt werden.