Parkinson - wer darf noch Auto fahren?

Parkinson - wer darf noch ein Auto steuern?
Parkinson - wer darf noch ein Auto steuern?
Das Autofahren bedeutet für viele Parkinsonpatienten ein wichtiges Stück Unabhängigkeit. Doch die Erkrankung kann das Autofahren gefährlich machen– für sich und andere. Wer darf noch ein Auto steuern?
 

Parkinson ist eine Erkrankung, die zu körperlichen, psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen führt. Beispiele sind schwere motorische Beeinträchtigungen wie Zittern (Tremor) oder Bewegungsstarre (Freezing), Demenz, Aufmerksamkeitsstörungen, Halluzinationen oder Sehstörungen (z.B. Doppelbilder). „Schon eines dieser Symptome reicht, um seine Fahreignung zu verlieren“, sagt Dr. Carsten Buhmann, Ärztlicher Leiter des Bereichs Neurologie am Ambulanzzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Auch die Medikamente gegen die Parkinson-Krankheit können die Fahrfähigkeit einschränken. Sie machen zum Teil müde, führen zu Schlafattacken, zum Verlust der Impulskontrolle oder fördern aggressives Verhalten.

Kein Stardardtest für die Fahreignung bei Parkinson

Wer darf also Auto fahren, wer lässt besser die Hände vom Steuer? So einfach ist die Frage nicht zu beantworten, denn es gibt keinen standardisierten Test, der zuverlässige Aussagen für die Fahreignung von Parkinsonpatienten treffen kann. „Wer zum Beispiel morgens seine Medikamente einnimmt und danach kurz müde wird, kann abends durchaus fahrtauglich sein, weil die Nebenwirkungen nach einigen Stunden abnehmen“, erklärt Buhmann. Über die Fahreignung werde immer im Einzelfall entschieden. „Es gibt keine allgemein gültigen Richtlinien.“

Parkinson – viele sind aktive Autofahrer

Mehr als 80 Prozent aller Parkinsonpatienten haben laut einer Studie aus dem Jahr 2005 einen Führerschein und 60 Prozent davon sind aktive Autofahrer. Vor allem Männer hängen an ihrem Führerschein. „Nicht alle davon dürften sich ans Steuer setzen“, meint Buhmann. Menschen mit Parkinson fahren generell unsicherer als Gesunde in ähnlichem Alter. Bei einer Befragung von mehr als 3.000 Parkinsonpatienten gaben 15 Prozent an, in den letzten fünf Jahren einen Unfall gehabt zu haben – 11 Prozent davon waren selbst der Unfallverursacher.

Parkinsonpatienten dürfen nur bei erfolgreicher Therapie, oder wenn die Krankheit noch leicht verläuft, selbst ein Auto führen. Alle ein bis vier Jahre muss ein Arzt oder Psychologe beurteilen, ob die Fahreignung bezogen auf die Krankheit noch besteht.

Angehörige wichtig für Einschätzung der Fahrtauglichkeit

Eine wichtige Rolle bei der Einschätzung der Fahrtauglichkeit spielen auch die Angehörigen. „Ihnen fällt schnell auf, wenn ihr Partner plötzlich unsicher fährt, zu nah an parkenden Autos entlang steuert, zu langsam reagiert oder eine rote Ampel erst spät erkennt – das sind Warnsignale“, sagt der Neurologe.

Personen mit Parkinson sollten unbedingt mit ihrem behandelnden Arzt über die Einschränkungen beim Autofahren sprechen. Buhmann findet: „Alles andere wäre fahrlässig. Hier ist die Eigenverantwortung des Parkinsonpatienten genauso gefragt wie bei jedem anderen Menschen.“

Allerdings ist die Selbsteinsicht bei manchen Patienten begrenzt. „Bei Männern häufiger als bei Frauen“, weiß der Arzt. Aus Angst vor dem Verlust ihrer Selbstständigkeit sprächen viele Patienten das Thema „Autofahren“ gar nicht erst bei ihrem Arzt an. Umgekehrt hat der Arzt eine Aufklärungspflicht des Patienten, die er auch dokumentieren muss. Tut er dies nicht, macht er sich potenziell haftbar, wenn ein Unfall passiert.

Fahrtest in Fahrschule oder beim TÜV

Parkinsonpatienten können aber ihre Fahrtauglichkeit in Fahrschulen prüfen lassen, die speziell auf Menschen mit Handicap ausgerichtet sind. Auch der TÜV bietet solche Fahrstunden mit einem Fahrlehrer an. Über das Ergebnis der Fahrstunde herrscht Schweigepflicht. „Die Befürchtung ist, dass das Dokument in der Schublade landet, wenn das Ergebnis schlecht ist. Hier appelliere ich wiederum an die Eigenverantwortlichkeit“, sagt Buhmann.

Es gibt auch bestimmte technische Hilfsmittel, die Parkinsonpatienten das Autofahren ermöglichen, zum Beispiel ein Auto mit Automatikgetriebe. Auch breitere Bremspedale und anders angeordnete Armaturen und Sitze können die Koordination beim komplexen Vorgang „Autofahren“ verbessern.

Datum: 31.7.2015