Multiple Sklerose: Neuer Forschungsansatz?

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Deren Ursachen sind trotz großer weltweiter Forschungsbemühungen noch nicht geklärt. Wie die Neue Zürcher Zeitung kürzlich berichtete, entwickeln Wissenschaftlern aus Zürich und Hamburg gegenwärtig ein neues Verfahren zur Frühbehandlung von multipler Sklerose. ellviva.de berichtet:

Der Therapieansatz der Forscher besteht darin, das Immunsystem wieder an das eigene Körpergewebe zu gewöhnen. Aus diesem Grund entnahmen die Mediziner im Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf neun Patienten mit multipler Sklerose weiße Blutkörperchen. Diese wurden anschließend chemisch verändert, mit verschiedenen körpereigenen Myelin-Bestandteilen ausgestattet und den Teilnehmern wieder injiziert. Das Ziel bestand darin, das Immunsystem wieder an Bestandteile von Myelin zu gewöhnen. Myelin ist eine spezielle Biomembran in der Zelle. Eine Membran ist eine Trennschicht, die die Aufgabe hat, verschiedene Bereiche innerhalb einer lebenden Zelle voneinander zu trennen.

Was passiert bei einer multiplen Sklerose?

Multiple Sklerose: Gibt es einen neuen Forschungsansatz?
Die schützende Myelin-Schicht rund um die Zellen wird bei der multiplen Sklerose zerstört. Das hat zur Folge, dass die Nerven bei der Signalübertragung gestört werden. Spezielle Immunzellen, sogenannte T-Zellen, spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese richten sich gegen das körpereigene Gewebe. Das kann eine Vielzahl von schwerwiegenden Beschwerden und Symptomen zur Folge haben. Bei den gegenwärtigen Therapien gegen multiple Sklerose wird das Immunsystem nur unspezifisch beeinflusst. Es werden also nicht ausschließlich spezifische autoreaktive T-Zellen gehemmt, sondern auch lebenswichtige Anteile der Immunantwort. Darunter versteht man die Reaktion des Immunsystems auf Substanzen oder Organismen, die es als fremd identifiziert.

Die Forscher stehen noch an Anfang

Das Ziel der Forscher aus Zürich und Hamburg bestand nun darin, ein Verfahren zu entwickeln, das sich ausschließlich gegen die T-Zellen richtet. Dabei stehen sie allerdings noch am Anfang ihrer Bemühungen. Bei der Studie handelte es sich um eine sogenannte Phase1-Studie, bei der es abzuklären galt, ob der Therapie-Ansatz größere Nebenwirkungen hat. Dazu sagte der an der Untersuchung beteiligte Immunologe Professor Dr. Stephen Miller von der Northwestern University in Chicago: „Die Therapie stoppt bereits aktivierte Autoimmunerkrankungen und verhindert die Aktivierung neuer Autoimmunzellen. Unser Ansatz lässt die Funktion des normalen Immunsystems intakt.“ Auf Basis der bisherigen Forschungsergebnisse planen die Wissenschaftler nun eine neue, größere Studie. Diese ist von den Schweizer Behörden bereits genehmigt worden. „In der Phase-2-Studie wollen wir Patienten möglichst früh behandeln, bevor sie durch Myelin-Schäden Lähmungen haben“, sagt Dr. Miller dazu.

Weitere Informationen zu multipler Sklerose gibt es bei ellviva.de.