Soziale Symptome der Bulimie

Zwei starke Bedürfnisse bestimmen das Verhalten von Bulimie-Kranken: Einerseits enthemmt und ohne Rücksicht essen zu können, andererseits dünn oder „normal“ zu bleiben. Die Bulimie ist der passende Weg, diese unvereinbaren Wünsche auszuleben. Oft können bulimische Patienten ihrer Sucht jahrelang unbemerkt nachgehen, zumal sie meist normalgewichtig sind.

Bulimie-Kranke sind häufig sozial besser integriert als Magersüchtige und bei ihrer Umwelt sehr anerkannt. Gleichzeitig vereinsamen sie aber emotional, denn die Patienten sind oft auch sehr kontrollierte und erfolgreiche Menschen. Sie empfinden die unkontrollierten Anfälle, die bei manchen ein- bis zweimal wöchentlich, bei anderen mehrmals täglich auftreten, als Schwäche und Versagen. Deswegen setzen sie alles daran, die in ihren Augen peinliche Schwäche geheim zu halten und „mit sich selbst auszumachen“. Häufig sind Depressionen die Folge solcher einsamen Versuche zur Selbsthilfe.

Für den teilweise immensen Bedarf an Nahrung sind viele Betroffene bereit, früher oder später auch von den Lebensmittelvorräten der Familie oder der Wohngemeinschaft zu stehlen, Schulden zu machen, im Laden hinter Regalen versteckt ihren Hunger zu stillen oder sogar Nahrungsmittel aus Mülltonnen zu sammeln.