Herzinfarkt - jung, männlich, Raucher

Herzinfarktpatienten sind jung, männlich und Raucher
Herzinfarktpatienten sind jung, männlich und Raucher
Ein Herzinfarkt trifft immer mehr Jüngere. Und die sind in der Regel männlich, übergewichtig und zum Zeitpunkt des Herzkollapses aktive Raucher.

Ein Herzinfarkt ist ein Notfall, bei dem es schnell zu handeln gilt. Denn wenn das Herz streikt, wird die Körperpumpe zu wenig mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und das Herzmuskelgewebe stirbt ab. In Deutschland gibt es immer mehr jüngere Herzinfarktpatienten, berichten Forscher vom Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Jeder 15. Patient mit einem schweren Herzinfarkt sei jünger als 45 Jahre. Meist seien es Männer, die zudem oft zu dick seien und  zum Zeitpunkt des Infarkts qualmten.

Herzinfarkt – Risiko Mann und Rauchen

Die Forscher um Luis Alberto Mata-Marin werteten 5.632 Daten des Bremer STEMI-Registers aus, in dem seit dem Jahr 2006 alle im Bremer Herzzentrum behandelten Patienten mit schweren Herzinfarkten (STEMI, ST-Hebungsinfarkt) dokumentiert werden. Demnach traf der Herzinfarkt immer häufiger jüngere Personen unter 45 Jahren. Zudem waren 80 Prozent der jungen Infarktpatienten Männer und 85 Prozent waren zum Infarktzeitpunkt aktive Raucher. Der dominierende Risikofaktor war der aktive Tabakkonsum, gefolgt von einem familiär bedingten erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleibigkeit (Adipositas).

Früher Tod durch Herzinfarkt in jungen Jahren

Das Sterblichkeitsrisiko durch den Infarkt sei für junge Patienten im Vergleich zur Normalbevölkerung überproportional hoch, so Mata-Marin. „Die Einjahres-Sterblichkeit war für junge Infarktpatienten 47-fach gegenüber der Vergleichsbevölkerung erhöht.“  Dagegen steigere ein Herzinfarkt bei älteren Patienten die Sterberate im Durchschnitt nur um das 11-fache.

Trotz des signifikanten Anstiegs des Durchschnittsalters der Patienten von 2006 bis 2013 ist der Anteil der jungen Herzinfarktpatienten mit sieben Prozent konstant geblieben. Es zeigte sich allerdings, dass sehr schwere Herzinfarkte bei jungen Patienten besonders häufig vorkommen.

Mehr Wiederbelebungen bei jungen Infarktpatienten

Dafür bestimmten die Forscher die Menge des freigesetzten Creatin-Kinase (CK). Dieser Wert gibt einen Hinweis auf die Größe des Herzinfarktes. 30 Prozent der Patienten, die zum Infarktzeitpunkt jünger als 45 Jahre alt waren, zeigten eine maximale Erhöhung des Creatin-Kinase (CK)-Spiegels auf mehr als 3000 U/l. Dagegen wurde dieser Grenzwert nur von 19 Prozent der älteren Patienten überschritten.

Dies erkläre möglicherweise auch die erhöhte Rate von Reanimationen vor der Einlieferung in die Klinik, die bei jungen Patienten mit einem schweren Herzinfarkt zu beobachten war, so Mata-Marin. 14 Prozent der jungen Herzinfarktpatienten mussten noch vor dem Erreichen des Krankenhauses wiederbelebt werden. Zum Vergleich: Bei älteren Patienten mit Herzinfarkt waren es neun Prozent.

Herzinfarkt vermeiden: Nichtraucher werden!

Die Ergebnisse zeigten, dass trotz vermehrter Aufklärungskampagnen die Häufigkeit schwerer Herzinfarkte bei jungen Menschen unverändert konstant und mit einer hohen Morbidität und Sterblichkeit verbunden sei, fasst Mata-Marin zusammen. “Bei dieser Patientengruppe fällt als potentiell vermeidbarer Risikofaktor extrem häufig ein ausgeprägter Nikotinkonsum auf.” Die jüngeren Herzinfarkt-Patienten seien auch überdurchschnittlich häufig fettleibig (adipös) und haben eine familiäre Vorgeschichte von Herzerkrankungen. An diesen Punkten könne man ansetzen.

Regionale Unterschiede beim Herzinfarkt

In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Sterblichkeit beim akuten Herzinfarkt um 40 Prozent gesunken. Die Zahl der Todesfälle pro 100.000 Einwohner hat sich beim akuten Herzinfarkt zwischen 1992 und 2012 von 108,9 auf 65,2 reduziert.

Bei der Anzahl der Herzinfarkte gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. So lag etwa 2012 die Zahl der Herzinfarkte pro 100.000 Einwohner in Berlin (234), Bayern (240) oder Baden-Württemberg (243) deutlich unter dem Bundesschnitt von 276. Die höchsten Werte wiesen hier Bremen (387), Sachsen-Anhalt (355) und das Saarland (347) auf.