Nehmen Burnout und Depressionen zu?

Burnout und Depressionen - die Zahlen klettern
Burnout und Depressionen - die Zahlen klettern
Die Zahl der Krankentage wegen psychischer Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Wird Deutschland seelisch immer kränker?
 

Depressionen, Burnout und andere seelische Leiden treffen immer mehr Menschen. Rund 15 Prozent aller Krankentage mit einem ärztlichen Attest gehen auf psychische Erkrankungen zurück. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle BKK Gesundheitsatlas 2015 "Blickpunkt Psyche". Analysiert wurden die Daten von 4,3 Millionen BKK Versicherten, die einem Job nachgingen.

Depressionen und Burnout - lange Ausfallzeiten im Job

Seelische Leiden sind nicht wie eine Erkältung nach einer Woche vorbei, sondern meist sehr langwierig. Im Schnitt dauern Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen rund 40 Tage. Affektive Störungen, zu denen Depressionen zählen, machen einen Großteil psychischer Diagnosen aus: Die Ausfallzeit ist hierbei im Schnitt sogar 58 Tage.

Mehr Depressionen im Süden und in Städten?

Bei der Häufigkeit psychischer Diagnose gibt es große regionale Unterschiede. So werden Depressionen insbesondere in Süddeutschland (Bayern und Baden-Württemberg) häufiger diagnostiziert als im Norden oder Osten Deutschlands. In Großstädten wie Berlin, Hamburg, München werden mehr seelische Leiden attestiert als in ländlichen Gegenden.

Auch die Krankschreibungen bei Depressionen und Burnout-Syndrom sowie Verordnungen von Antidepressive sind in Deutschland nicht überall gleich verteilt. Es gebe enorme Schwankungsbreiten bis zum 43-fachen des höchsten Werts gegenüber dem niedrigsten, so der Report.

Einige Beispiele, die dies untermauern: Nur 0,3 Prozent der BKK Versicherten im Saale-Orla-Kreis (Thüringen) bekamen eine Burnout-Diagnose gestellt, während dieser Anteil im bayerischen Ansbach bei 3,4 Prozent lag. Gleiches gilt für die Verordnung von Antidepressiva: Im Kreis Meißen (Sachsen) liegt der Anteil Patienten, die ein Antidepressivum erhalten, bei 4,4 Prozent. Im Kreis Straubing (Bayern) ist der Wert mit 11,5 Prozent mehr als doppelt so hoch.

Diese Schwankungsbreiten seien nicht allein durch unterschiedliche Erkrankungshäufigkeiten in den Regionen erklärbar. Vielmehr gebe es einen Zusammenhang mit anderen Faktoren wie etwa der Ärztedichte.

Burnout und Depression – Krankentage verdoppelt

Im Vergleich zum Jahr 2003 haben sich die Krankentage aufgrund  seelischer Leiden mehr als verdoppelt. Auch die Dauer der Krankschreibungen ist in zehn Jahren um 25 Prozent gestiegen. Studien zeigten allerdings keine wesentliche Zunahme psychischer Störungen. "Eine der Erklärungen hierfür ist, dass die Menschen ihr psychisches Leiden akzeptieren und Hilfen im Gesundheitswesen in Anspruch nehmen“, vermutet Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. Entsprechend häufiger würden Beschäftigte wegen sogenannter F-Diagnosen (Psychische und Verhaltensstörung) krankgeschrieben.

Auch die besseren Kenntnisse psychischer Krankheitsbilder bei Allgemeinmedizinern und Hausärzten trügen zum Anstieg der Krankschreibungen wegen psychischer Probleme bei, so Knieps. „Noch vor 10, 15 Jahren wurden Patienten mit Symptomen, die auf ein psychisches Leiden hindeuten, viel häufiger unspezifische körperliche Beschwerden attestiert".

Datum: 13.7.2015