Aminoglykosid-Antibiotika Anwendung

auch bezeichnet als: Aminoglykoside

Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Anwendungsgebiete der Wirkstoffgruppe Aminoglykosid-Antibiotika und die jeweils zur Anwendung kommenden Wirkstoffe.

Aminoglykosid-Antibiotika sind Wirkstoffe, die der Vernichtung von Krankheitserregern dienen. Nach der Einnahme durch den Mund (oral) werden sie kaum vom Körper aufgenommen und wirken daher örtlich vor allem im Dünn- und Dickdarm. In Cremes, Salben oder Lösungen eingearbeitet, wirken Aminoglykosid-Antibiotika begrenzt auf der Haut. Werden sie allerdings gespritzt oder als Infusion gegeben, verteilen sie sich schnell im gesamten Organismus und können auch allgemeine Infektionen bekämpfen.

Wie und wann welche Aminoglykosid-Antibiotika eingesetzt werden, zeigt die folgende Aufstellung:
  • Orale Gabe:
    Für einen möglichst keimfreien Darm sorgt die Gabe von Neomycin und Paronomycin. Sie werden nur bei drei Gelegenheiten eingenommen:
    • Um vor Operationen die Darmkeime abzutöten. Der Darm stellt bei Operationen immer ein Keimdepot mit hohem Infektionsrisiko dar.
    • Bei Koma oder einer Gehirn"vergiftung" infolge eines Leberversagens (portosystemische Enzephalopathie). Bei dieser Erkrankung ist die Leberfunktion mangelhaft oder ganz ausgefallen. Die Leber kann den von Darmbakterien gebildeten Ammoniak nicht mehr abbauen. Er reichert sich im Blut an und schädigt das Gehirn. Die Wirkstoffe töten die Ammoniak-produzierenden Darmbakterien ab.
    • Bei Blutkrebs (Leukämie) und Granulozytopenie. Beide Krankheiten sind mit einer Immunschwäche verbunden, die den Körper gegen Erreger wehrlos macht. Die Wirkstoffe halten bei diesen Krankheitsbildern das Infektionsrisiko möglichst klein.
  • Äußerliche Anwendung:
    Bei bakteriellen Infektionen an Haut und Auge kommen nur Neomycin, Kanamycin und Framycetin zur Anwendung.
  • Anwendung als Spritze oder Infusion (parenteral):
    • Bei Infektionen durch Eitererreger wie Staphylokokkus aureus oder Streptokokken vom Typ A werden vor allem Gentamicin, Tobramycin, Amikacin und Netilmicin eingesetzt.
    • Bei Tuberkulose wird Streptomycin gegeben.
    • Bei lebensbedrohlichen Blutvergiftungen kombiniert man Beta-Lactam-Antibiotika mit Aminoglycosid-Antibiotika wie Gentamicin, Tobramycin, Netilmicin und Amikacin. Beide Antibiotikagruppen ergänzen sich in der Wirkung. Allerdings dürfen sie bei der Gabe zum Beispiel in einer Infusion nicht miteinander vermischt werden, da hohe Konzentrationen von Beta-Lactam-Antibiotika durch Anbindung an die Aminoglykoside zu deren Unwirksamkeit führen.
    • Herzinnenwandentzündung (Endokarditis) sowie schwere Infektionen mit unterschiedlichen Erregern wie beispielsweise Pseudomonas aeruginosa, Mykobakterien, Enterokokken, Listerien, Staphylokokken und Enterobakterien sind weitere Einsatzgebiete für Gentamicin, Tobramycin, Netilmicin und Amikacin. Amikacin wird aber nur als so genanntes Reserveantibiotikum eingesetzt, wenn die Erreger gegen die anderen drei Aminoglykoside unempfindlich sind.
Ein ähnlich wie die Aminoglykoside wirkendes Mittel ist das Spectinomycin. Es wird ausschließlich bei nicht kompliziertem Tripper (Gonorrhöe) eingesetzt, wenn Penicilline bei dieser Geschlechtskrankheit nicht wirken.