Ärzte: Werden Gesunde krank diagnostiziert?

Dank der Fortschritte in der Medizin im Allgemeinen und verbesserter Früherkennungsmethoden im Besonderen können viele Krankheiten heute früher erkannt werden, als das noch vor dreißig Jahren der Fall war. Genau darin sehen die Autoren des kürzlich ins Deutsche übersetzten Sachbuchs „Die Diagnosefalle – Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden“ ein Problem. Sie vertreten die Ansicht, dass der Medizinbetrieb heutzutage Millionen von Menschen ohne Symptome zu Patienten macht und sie wegen Krankheiten behandelt, die sie nie beeinträchtigt hätten. Die Gesundheits-Redaktion hat das Buch gelesen und einer kritischen Würdigung unterzogen.
 

Ihre These versuchen die Autoren empirisch zu untermauern. Besonderes Augenmerk gilt dabei den zahlreichen Diagnosen die in Bezug auf Bluthochdruck, Diabetes mellitus vom Typ 2, Osteoporose und vor allem Krebs gestellt werden. Dabei stellen sie beispielsweise fest, dass zwar die Anzahl der Krebsdiagnosen pro Jahr in den USA den letzten 30 Jahren gestiegen ist, die Zahl der Todesfälle aber nahezu konstant geblieben ist. Aus dieser Diskrepanz schließen sie, dass viele Patienten eine unzutreffende Diagnose erhalten.

Medizinischer Fortschritt wird nicht ausreichend gewürdigt

Ärzte: Die Diagnosefalle
In diesem Zusammenhang wird eine dritte entscheidende Variable leider nicht hinreichend gewürdigt – der medizinische Fortschritt. Dieser hat gerade bei der Früherkennung und Behandlung von Krebs-Patienten schon vielen Menschenleben gerettet beziehungsweise deren Lebensqualität nachhaltig verbessert. Dennoch lohnt es sich, dieses Buch zu lesen, da es interessante Fragen stellt und seine Leser animiert, den Medizinbetrieb etwas kritischer zu hinterfragen. Oder?

Die Diagnosefalle von on H. Gilbert Welch, Lisa M. Schwartz und Steven Woloshin – Wie gesunde zu Kranken erklärt werden ist im riva-Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro in Deutschland und 20,60 Euro in Österreich.